Fall 25: Tafeln bescheren eine spürbare Entlastung

9.12.2017, 09:29 Uhr
In der neuen Ausgabestelle, dem Pfarrsaal "Zum Guten Hirten", geht Leonore Eberle (li.) mit einer Kollegin die Lieferlisten durch.

© Edgar Pfrogner In der neuen Ausgabestelle, dem Pfarrsaal "Zum Guten Hirten", geht Leonore Eberle (li.) mit einer Kollegin die Lieferlisten durch.

"Die ersten Helferinnen fangen mit den Vorbereitungen morgens um 8 Uhr an", sagt Leonore Eberle. Sie selbst wird später an der Kasse sitzen und als Kostenbeitrag Alleinstehenden zwei Euro, Familien drei Euro abverlangen. Inzwischen ist Mittagszeit, im Hof wird gerade noch ein Lieferwagen entladen, der nicht-verkaufte Waren von Supermärkten und Backbetrieben mitbringt. "Manchmal sind Großhandelsgebinde dabei, zum Beispiel mit Matjes – die müssen wir dann in haushaltsübliche Portionen aufteilen und entsprechend abpacken. Dazu müssen wir früh anfangen", erläutert Eberle.

Fall 25: Tafeln bescheren eine spürbare Entlastung

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Vordrängeln geht nicht

Zwanzig Freiwillige werden insgesamt pro Termin benötigt, gut ein Dutzend für die drei bis vier Stunden Ausgabezeit. Alle Tische müssen besetzt sein – die Waren werden zugeteilt, je nach Vorräten und Größe des Haushalts. "Sonst wäre für die, die am Ende drankommen, nichts mehr übrig." Es geht nicht etwa um die Deckung des Grundbedarfs, sondern um eine ergänzende Hilfe. Damit Drängler keine Chance haben und es halbwegs gerecht zugeht, werden für alle Empfänger feste Einlasszeiten bestimmt – die von Mal zu Mal wechseln, so dass jeder mal am Anfang und mal zum Schluss an der Reihe ist.

Schon seit 15 Jahren packt Eberle bei der Nürnberger Tafel mit an, eine Helferin der ersten Stunde. "Auch wenn ich jeweils am nächsten Tag etwas platt bin, habe ich es noch keinen Augenblick bereut", meint sie, "weil man unmittelbar erlebt, wie sinnvoll und lohnend es ist, sich hier einzusetzen." Auch von der Übernahme des lange eigenständigen Vereins durch das Rote Kreuz als neuem Träger im vergangenen Frühjahr hat sie sich nicht beirren lassen.

Fast von Anfang an gab es auch "ihre" Ausgabestelle im Gemeinschaftshaus Langwasser. Weil das aber demnächst saniert und daher für längere Zeit geschlossen wird, musste sich auch die Tafel nach einer Alternative umsehen. Nach langwieriger Suche stehen nun einmal pro Woche Räume im Pfarrhof von "Zum Guten Hirten" zur Verfügung, um bis zu 250 Kunden (von rund 4700 in ganz Nürnberg) zu versorgen. "Das war ein Glücksfall, wir sind sehr dankbar, zumal wir nun sogar etwas mehr Platz haben", betont Edeltraud Rager, die Tafel-Verantwortliche beim BRK-Kreisverband. Als neue Ausgabestelle in der Stadt soll demnächst noch St. Martin im Nürnberger Norden dazukommen.

"Keiner stellt sich hier an, der es nicht wirklich nötig hat", fasst Helferin Sigrid S. ihre Erfahrungen zusammen. Ihre Motivation: "Ich hatte selbst einen Sohn, der unter ALS litt, und mit meiner Familie so viel Hilfe erfahren, dass ich etwas zurückgeben will." Dazu gehört unbedingte Freundlichkeit, auch wenn es mal stressig wird.

Aus ihren langen Erfahrungen sind ihr auch die Vorlieben etlicher Kunden vertraut: "Ich weiß schon, wer sich über Eisbergsalat und wer sich über Rucola freut. Und das, was sich die Leute durch die Tafel sparen können, reicht dann mal für einen Friseurbesuch oder ein Geschenk für das Enkelkind." "Als wir hier anfingen, kamen vielleicht 30 oder 40 Berechtigte pro Woche", erinnert sich Eberle. "Da kannten wir von den meisten auch noch die persönlichen Lebensumstände. Das ist leider nicht mehr möglich." Dennoch nehmen die Helferinnen oft noch Anteil daran, wenn vor allem ältere, langjährige Kunden auch mal ihr Leid klagen. Und gerade die Zahl der Älteren, die neben ihrer schmalen Rente auf Grundsicherung angewiesen sind, sei eindeutig gestiegen, so Eberle.

Das bestätigt auch Helmut Doyen, Vorstand der Tafel im Nürnberger Land, und beziffert den Anteil der Rentner unter den dort rund 1300 versorgten Personen auf gut ein Viertel. Weil es dort zehn Ausgabestellen gibt, ist der Fahrtaufwand für die Kühlfahrzeuge besonders hoch.

Die Weihnachtsaktion bittet auch in diesem Jahr um Unterstützung für die Tafeln in unserer Region, weil viele Leserinnen und Leser deren Arbeit und das großartige Engagement der Ehrenamtlichen schätzen. Dennoch benötigen sie finanzielle Hilfe, zum Beispiel für Lagerkosten und Fahrzeuge.


"Freude für alle e. V." bittet um Zuwendungen auf eines dieser Konten:

Sparkasse  Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11

Sparkasse  Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72

Sparkasse  Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99

Postbank  Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54

Jeder Euro kommt ohne Abzug für Verwaltungskosten Bedürftigen in unserer Region zugute. Spendenbestätigungen senden wir unaufgefordert für Beträge ab 200 Euro zu - dazu bitte vollständige Adresse mit angeben. Barspenden nehmen gerne die Geschäftsstellen der Zeitung in der Nürnberger Mauthalle, in Fürth (Schwabacher Straße 106) und Erlangen (Hauptstraße 38) an. Alle Spendernamen werden veröffentlicht (außer mit Vermerk "anonym").

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