Fall 25: Wanderzirkus kämpft ums Überleben

10.12.2016, 20:11 Uhr
Fall 25: Wanderzirkus kämpft ums Überleben

© Foto: Heinz Wraneschitz

Bekannte hatten Leserin Ursula F. im Landkreis Fürth auf die akute Not der Großfamilie mit vier Erwachsenen und fünf Kindern aufmerksam gemacht. Und weil sie es genau wissen wollte, hat sie sich selbst auf den Weg gemacht. "Mein Besuch hat mich wirklich überzeugt, dass die Schilderungen meiner Freunde nicht übertrieben waren", schrieb sie an die Weihnachtsaktion, natürlich verbunden mit der Bitte, das Schicksal aufzugreifen.

Große Fuhre Heu

Aber nicht nur sie hat inzwischen selbst buchstäblich Erste Hilfe geleistet. Etliche Bürger haben Lebensmittel und Kinderkleidung abgegeben. Ein Landwirt hat schon mal eine große Fuhre Stroh und Heu gebracht. Und Uwe Emmert, der Bürgermeister vom Markt Wilhermsdorf, hat die Bewohner im örtlichen Mitteilungsblatt über die "Gäste auf Zeit" informiert und um Hilfe gebeten.

Denn in seiner Gemeinde im Landkreis Fürth ist der Zirkus Barany, um den es hier geht, in diesem Herbst gestrandet, genauer gesagt: hängen geblieben. Eigentlich hätte er nach dem Gastspiel in Markt Wilhermsdorf noch weiterziehen wollen und sollen. Doch dann seien die Folgezusagen geplatzt – und auch das eigentlich schon gebuchte Winterquartier bei Bechhofen habe nach einem Besitzerwechsel plötzlich nicht mehr zur Verfügung gestanden, beteuert Ronya Heilig als Sprecherin.

Tatsächlich wird die Suche nach (günstigen) Standplätzen oder auch einem verlassenen Gehöft für die kalte Jahreszeit immer schwieriger. Nicht zuletzt, weil immer mehr derartige Flächen bebaut werden. "Es ist unrealistisch zu erwarten, dass die Zirkusleute jetzt noch einen anderen Stellplatz für die kalte Jahreszeit finden", sagt Emmert, "und sie zu vertreiben, wäre unmenschlich."

Deshalb werden Wohnwagen und Tiere auf einem im Winter nicht benötigten Platz geduldet, wo auch Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser zur Verfügung stehen. Und der Gemeinderat trägt die Entscheidung mit. "Wir sind allen, die uns schon geholfen haben, wirklich sehr dankbar", versichert die 25-jährige Chefin, Besonders ins Gewicht fällt freilich eine zusätzliche Belastung: Bei einem Autounfall hatte sie vor ein paar Wochen erhebliche Verletzungen an Schulter und Wirbelsäule erlitten – und war wochenlang ausgefallen. Auf dem Seil und mit ihren Akrobatik-Nummern wird sie nun kaum mehr auftreten können. "Nur meine Taubendressur schaffe ich noch", meint sie.

Dabei hätte alles noch schlimmer kommen können, denn ihr Wagen hatte sich überschlagen. Angesichts der besonderen Umstände hat sich die Weihnachtsaktion entschlossen, die Initiative der Gemeinde Wilhermsdorf aufzugreifen. Obwohl der eine oder andere Förderer von "Freude für alle" vielleicht auch skeptisch reagiert: Geht es an, einem schwächelnden Zirkus aus der Patsche zu helfen, sich also für das Überleben eines Wirtschaftsbetriebs zu engagieren?

"Eigentlich nicht", werden viele sagen. Zumal das kleine Familienunternehmen, um das es hier geht, nicht zum ersten Mal in der Klemme steckt. Schon in den Vorjahren hatte es wiederholt Probleme bei der Suche nach einem Winterquartier gegeben, und die Erlöse in der warmen Jahreszeit ergaben auch kein dickes Polster. Aber echte Alternativen zur "Welt der Sägespäne, also der Manege", die bereits seit Generationen ihr Leben ausmacht, hat die Familie nicht. Und die Tiere – der Bestand ist längst geschrumpft – gehören für sie einfach dazu.

und wie jedes Jahr will die Aktion "Freude für alle" bis dahin noch möglichst viele Bedürftige unterstützen. Gut 2500 Haushalte in Nürnberg. Fürth, Erlangen, Schwabach und den umliegenden Landkreisen konnten bisher bereits bedacht werden. Heute ist sie mit einem ungewöhnlichen Fall konfrontiert.Wer gezielt in diesem Fall helfen will, sollte das bei einer Überweisung bitte eindeutig mit einer Zweckbindung kenntlich machen ("Fall 25").

Hier können Sie ganz einfach und direkt für "Freude für alle" online spenden.


Unsere Aktionskonten:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11;

Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72;

Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99;

Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54.

Alle Spendernamen werden veröffentlicht (außer mit dem Vermerk "anonym"). Barspenden nehmen gerne die Geschäftsstellen der Zeitung in Nürnberg (Mauthalle, Königstraße), in Fürth (Rudolf-Breitscheid-Straße 19) und Erlangen (Hauptstraße 38) an.

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