Fall 28: Wenn Atemnot das Leben bestimmt

11.12.2019, 10:44 Uhr

Doris Pelzer (Name geändert) hat immerzu gerne gearbeitet, ein Leben lang war sie Metzgereifachverkäuferin. 45 Jahre lang hat sie "das Fleisch wie Gold angefasst" und den Kontakt mit den Kunden genossen. Heute ist davon nichts mehr übrig: Sie kann die Wohnung kaum noch verlassen, hat den Kontakt zur Außenwelt verloren.

In ihrem Beruf bemerkte sie zum ersten Mal ihre Luftknappheit: Sie brauchte morgens immer länger, um sich für den Alltag vorzubereiten, alles erschöpfte sie, raubte ihr die Luft. Dann erhielt Pelzer die Diagnose COPD, chronisch obstruktive Lungenkrankheit. Ihre Arbeit musste sie deshalb aufgeben, seither lebt sie von einer Erwerbsunfähigkeitsrente von 850 Euro und 130 Euro Wohngeld. "Das reicht gerade so für das Nötigste", erklärt sie.

Ständige Angst vor Luftknappheit

Ihr Krankheitsverlauf ist typisch, es braucht nun immer weniger Anstrengung, bis ihr die Luft wegbleibt. Deshalb verbringt Doris Pelzer die Tage größtenteils daheim. "Ich habe immer Angst, dass mir draußen die Luft ausgeht", sagt sie. Sie sitzt viel im Wohnzimmer, in den Tag zu starten, ist eine Tortur: Eine Summe an Herausforderungen, bei der ihr die Lunge stets Grenzen aufzeigt. Sie steht morgens auf und macht sich eine Wärmflasche, dann sitzt sie und wartet, bis sich der Atem beruhigt. Sie kocht Kaffee und sitzt, trinkt ihn langsam und sitzt. Putzt sich die Zähne und sitzt. Denn nur so kann sie zur Ruhe kommen.

Dass diese Möglichkeit zur Ruhe außerhalb ihrer Wohnung fehlt, macht ihr mehr und mehr zu schaffen. Einmal pro Woche muss sie zum Supermarkt und kauft meist Mikrowellengerichte. Frisch zubereiten ist schon lange nicht mehr möglich. Jeder Arzttermin löst Panik in ihr aus, Pelzer musste oft absagen, weil sie "die Luft nicht hatte".

Einsamer denn je

Dass ihre Mutter im Februar verstarb, war eine besonders leidvolle Erfahrung für sie: "Ich konnte nicht zur Beerdigung gehen, ich schaffte es nicht." Danach besorgte sie sich aus eigener Tasche einen stationären und mobilen Notruf, der ihr fortan ein wenig Sicherheit gibt. Erst im September gelang es ihr dann, das Grab in Forchheim zu besuchen.

Die 61-Jährige ist heute einsamer denn je. Ihr Sohn wohnt im Fichtelgebirge und kommt selten zu Besuch. Bekannte, die kurz nach der Diagnose noch aushalfen, haben heute selbst familiäre Probleme oder das Interesse verloren. Mehr und mehr musste Pelzer aber erkennen, dass sie es nicht mehr ganz alleine schafft zurechtzukommen.

Hilfe im Haushalt

Die Pflegekasse sieht das anders und hat ihren ersten Antrag auf Pflegegeld abgelehnt. Die Begründung: Sie könne sich grundsätzlich selbst versorgen. Doris Pelzer hofft indes auf Hilfe beim Einkaufen und auf jemanden, der ihr gelegentlich frische Mahlzeiten kocht. Der die alltäglichen Dinge erledigt, zu denen sie kaum noch fähig ist, wie etwa den Müll rauszubringen oder die Post zu holen. Viel, meint sie, habe sie nicht mehr, sich am Leben zu erfreuen.

Die "Freude für alle"-Spendenkonten:

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Zur Ausstellung von Spendenbestätigungen bitte Adresse mit angeben, für zweckgebundene Zuwendungen genügt die Angabe der Fallnummer. Barspenden nehmen gerne die Geschäftsstellen der Zeitung in Nürnberg, Fürth und Erlangen an.

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