Fall 29: Schülerin muss Pflege der Eltern schultern

12.12.2019, 10:48 Uhr

Da ist zum einen ihr Vater, einst Mathelehrer, aber inzwischen schwerbehindert, fast blind und vor allem schwer nierenkrank. Daneben ihre Mutter, geschäftsunfähig und auch nicht in der Lage, sich um ihren Mann zu kümmern – also bleibt, bis hin zur Aufgabe als gesetzliche Betreuerin, alles an der kürzlich volljährig gewordenen Tochter hängen.

So beginnen Tamaras Tage damit, dass sie ihren Eltern starke Medikamente spritzen muss. Es gilt, Mahlzeiten vorzubereiten und sich um das Reinemachen zu kümmern – und ums Übersetzen: Denn ihre Eltern können noch lange nicht so gut Deutsch wie die 19-Jährige.

Kein Wunder: Die Familie kam erst vor vier Jahren nach Deutschland. Ihre Wurzeln liegen in Armenien, wo die Eltern aber keine Zukunft sahen. Denn mit ihren Kindern gehören sie zu einer doppelten Minderheit – den Jesiden, und zwar dem christlichen Teil. Die waren und sind bekanntlich teilweise systematischer Verfolgung ausgesetzt, im Irak kam es zu einem regelrechten Genozid, aber auch in anderen Ländern des Nahen Ostens haben sie schwere Benachteiligungen zu erdulden.

In Reihe von Berufen hineingeschnuppert

Weil viele zwischendurch in anderen Ländern Zuflucht suchten, haben In Deutschland nur wenige Aussicht auf dauerhafte Aufnahme. Tamara F. erhielt mit ihren Eltern vor allem aus humanitären Gründen ein Aufenthaltsrecht – und will möglichst bald selbst für den Unterhalt aufkommen.

Motiviert und engagiert besucht die junge Frau bei einem großen Träger eine Art Vorbereitungskurs für eine Pflegeausbildung. Nebenher hatte sie, teilweise noch während der Schulzeit, in eine ganze Reihe von Berufen hineingeschnuppert, etwa im Kindergarten, in einem Friseursalon oder im Verkauf – und stets gute Zeugnisse erhalten. Als Ziel kristallisiert sich für sie eine Arbeit als Heilerziehungspflegerin heraus. "Sie kann das schaffen", lobt die Sozialarbeiterin der Schule. "Toll wäre", hofft sie weiter, "wenn sich ein ehrenamtlicher Familienpate melden würde."

Die allergrößte Belastung für die Familie besteht allerdings darin, dass sie immer noch keine Wohnung gefunden hat und weiter in einer (überteuerten und ungeeigneten) Sammelunterkunft ausharren muss.

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Zur Ausstellung von Spendenbestätigungen bitte Adresse mit angeben, für zweckgebundene Zuwendungen genügt die Angabe der Fallnummer. Barspenden nehmen gerne die Geschäftsstellen der Zeitung in Nürnberg, Fürth und Erlangen an.

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