Fall 3: Flucht aus Ehedrama

13.11.2018, 09:54 Uhr

Die Oma war freilich bald mit ihren Nerven am Ende – denn der hyperaktive Junge ist phasenweise kaum zu bändigen.

An diesen kleinen Wirbelwind werden sich die Beamten einer Fürther Polizeiwache noch lange erinnern: Während sie dabei waren, die Daten zu einem Unfall aufzunehmen und die Mutter zu befragen, wieselte der kleine Nico durch die Amtsstube, als habe er eine Überdosis Aufputschmittel genommen, rüttelte und wackelte an diesem und jenem, zog Schranktüren und Schubladen auf und sorgte schlicht für Chaos.

Die Umtriebigkeit des Jungen hänge, erläutert seine Mutter, mit einer schweren Gehirnschädigung zusammen, aber auch mit seiner ADHS-Belastung. Ohne die wäre es wahrscheinlich auch nicht zu dem Unfall gekommen, bei dem zum Glück bloß Sachschaden zu beklagen war. Der aber Mutter, Sohn und der betreuenden Oma eine schweißtreibende Stunde bei der Polizei einbrachte.

Impulsiver Junge

Denn der Junge ist noch strafunmündig; was er anstellt, muss im Zweifel die Mutter ausbügeln – nicht nur weil sie sich vom Vater des Kindes getrennt hat, sondern auch weil dieser wegen Drogendelikten hinter Gittern sitzt. Der Neunjährige hatte an jenem Sommertag bei einem Halt impulsiv die Seitentür des Auto geöffnet – und mit dem Flügel ein daneben rollendes Fahrzeug gerammt. Hatte die Mutter ihre Aufsichtspflicht verletzt? Oder Fahrerflucht begangen? Dabei hatte sie, wie sie beteuerte, tatsächlich den Schaden nicht bemerkt. Eine Strafanzeige blieb der alleinerziehenden Mutter angesichts aller Umstände am Ende erspart. Aber für die Reparaturkosten an dem beschädigten Wagen musste sie natürlich aufkommen – kaum zu schaffen für jemanden, der mit dem kargen Hartz-IV-Satz auskommen muss.

"Dazu kommt, dass die alleinerziehende Mutter durch die Trennung ohnehin praktisch bei null anfangen muss", erläutert Horst L., der als eine Art ehrenamtlicher Pate die Frau zum Beispiel bei wichtigen Ämterbesuchen begleitet. Zu Hause ist Nico, der inzwischen eine Schule der Lebenshilfe besucht, allerdings nicht weniger anstrengend: "Solange die Medikamente wirken, kann er sich auch still beschäftigen, aber danach ist er unablässig überdreht und braucht ständige Betreuung", erzählt die Mutter Monika L. (Name geändert). "Ich habe meinen Weg gefunden, mal abzuschalten, sonst könnte ich das nicht überleben", meint sie.

Die dramatische Vorgeschichte, die hier nur angedeutet werden kann, spielt in den USA, wo das Familiendrama mit einer wochenlangen Irrfahrt seinen traurigen Gipfel erreicht hatte. "Wir haben ständig nur im Auto übernachtet, mein Ex-Mann hat uns andauernd bedrängt und bedroht", skizziert die 30-Jährige, was sie durchgemacht hat. Dass sie mit Nico bei ihrer Großmutter anklopfte, war nicht zuletzt eine Flucht in Sicherheit: "Nur hier kann er uns nicht mehr nachstellen", sagt sie.

Die "Freude für alle"-Aktionskonten:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11
Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72
Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99
Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54

Mit Überweisungsträgern unterstützen die Sparkassen im Großraum die Aktion. 

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