Fall 7: Familie wurde Opfer einer Mäuseplage

16.11.2019, 12:39 Uhr
Fall 7: Familie wurde Opfer einer Mäuseplage

© Arno Burgi/dpa

Die Maus, die Maus, hier kommt die Maus: Dem Erkennungssong der beliebten Kindersendung können Christine Z. (Name geändert) und ihre Kinder nichts mehr abgewinnen. Und lustig finden sie es erst recht nicht: In ihrer Altbauwohnung in einem Viertel aus dem 19. Jahrhundert waren sie Opfer einer wahren Mäuseplage. Am Ende hatten sich die kleinen Nager schier überall eingenistet: "Sie sprangen mir entgegen, wenn ich einen Schrank öffnete, unter einem Stapel von Kleidern für die Kinder war ein ganzes Nest, Hinterlassenschaften fand ich sogar unter der Mikrowelle", erzählt die 36-Jährige. Und obwohl sie sämtliche Nahrungsmittel in festen Plastikbehälter wegsperrte, wurde sie die ungebetenen Gäste nicht mehr los.

Als die Alleinerziehende mit ihren Kindern vor ein paar Jahren eingezogen war, hatte sich noch alles gut angelassen. Der damalige Hauseigentümer habe sich bei Schäden oder Problemen umgehend um Abhilfe bemüht. Wählerisch konnte Christine Z. damals freilich nicht sein – die Partnerschaft mit dem Vater ihrer Kinder war in die Brüche gegangen und sie musste Knall auf Fall ausziehen. Und mit der Hoffnung auf ein harmonisches Familienleben gingen zugleich die Pläne in die Brüche, ein altes Landhaus mit viel Platz für alle nach und nach schön zu renovieren.

Ein wahres Mäuseparadies

Fiel ihr der Wechsel in ein weniger anheimelndes Umfeld schon nicht leicht, wurde es richtig übel, als der Hauseigentümer wechselte – und sich der Neue, zugleich Besitzer des Nachbarhauses, um nichts mehr kümmerte. Bald lagerten Abfälle "wild" im Hof, in anderen Etagen drängten sich Bewohner in Überzahl – und nahmen es mit der Hygiene wohl nicht so genau. Ein wahres Mäuseparadies, das sich auch mit Fugenkleber und Silikonmasse nicht wirksam eindämmen ließ.

Natürlich hätte Christine Z. am liebsten sofort die Zelte abgebrochen und wäre umgezogen – doch zwei Jahre lang suchte sie vergebens, bekam laufend zu hören: "Tiere wären kein Problem, aber die Kinder..." Obendrein hat sie auch noch ihre pflegebedürftige Mutter bei sich aufgenommen, um sie mit zu versorgen.

Dass die Familie den Mäuse-Albtraum hinter sich lassen konnte, hat sie "nur" einem persönlichen Kontakt zu verdanken: Eine Bekannte von Christine Z. legte bei einem Vermieter ein gutes Wort für sei ein, als sie zufällig mitbekam, dass in seinem Anwesen gerade etwas frei wurde. Dort muss sich die Drei-Generationen-Familie zwar mit weniger Quadratmetern begnügen, dafür sind die Räume besser aufgeteilt – nur für die Mutter blieb wieder kein persönliches Eckchen, sondern nur das Sofa im Wohnzimmer. Dabei ist gerade sie buchstäblich von früh bis spät auf den Beinen, um Kinder und Oma zu versorgen. "Manchmal bleiben mir gerade vier Stunden Schlaf", sagt sie.

Anträge verschwunden

Kräftig getrübt wurde das Glück, eine saubere Bleibe gefunden zu haben, allerdings durch das zuständige Jobcenter. Zwar übernimmt es weiter die Miete, da diese im vorgegebenen Rahmen bleibt. Doch die Übernahme der Umzugskosten wurde der Mutter verweigert (siehe auch StandPunkt). Und es kam noch dicker: Mehrfach waren Anträge von ihr angeblich einfach verschwunden, drei Monate lang war das Kindergeld das einzige Einkommen für die Alleinerziehende und den Nachwuchs.

Mit unbändigem Willen und viel Geschick gelang es der früheren Ladenbesitzerin, die in ihrem Leben auch schon als Schlosserin und Maschineneinstellerin gearbeitet hatte, den Umzug zu stemmen – freilich um den Preis, alle möglichen Bekannten anpumpen zu müssen. Dazu kam, dass sie einen großen Teil ihres alten, von der Mäuseplage in Mitleidenschaft gezogenen Mobiliars, entsorgen lassen und ersetzen musste.

"Eine Küche konnte ich gerade für knapp 280 Euro ersteigern", sagt sie nicht ohne Stolz. Und ihr Kampf geht weiter, zum Beispiel um eine Kur oder auch "nur" Physiotherapie für die Großmutter. Und für einen Badewannenlift.

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