FCN-Boxer: Mit Wille und Selbstbewusstsein

28.4.2009, 00:00 Uhr
FCN-Boxer: Mit Wille und Selbstbewusstsein

© Zink

Dann geht’s los: den schmalen Gang entlang, die Treppe hoch, durch eine Metalltür in die düstere Halle. Gül marschiert zielstrebig auf den hell beleuchteten Ring zu. Kurz vor einem Kampf sei er ein wenig nervös, sagt der Boxer vom 1. FC Nürnberg. Aber Angst habe er keine. «Wenn du kein Selbstbewusstsein hast, brauchst du nicht zu kämpfen», meint er.

Gül ist 18 Jahre alt und boxt im Leichtgewicht bis 60 Kilo. Er trainiert seit zwei Jahren dreimal pro Woche und hat sieben Kämpfe hinter sich. Was er am Boxen mag? «Das Gefühl zu gewinnen», entgegnet er trocken. Und dass man «auf sich allein gestellt ist». Man könne sich nur auf sich selbst verlassen und müsse aggressiv, schnell, schlau und sauber boxen. Er erzählt das ganz gelassen, mit beiden Händen in den Hosentaschen. Fast jeder Satz endet mit «weißt du?!».

Das Ziel ist ein Profivertrag

«Kraft alleine bringt nichts», erklärt Gül. «Man muss sich für den Kampf bereit fühlen – körperlich, geistig und seelisch.» Seine Ziele sind ehrgeizig: «Ich will schon was erreichen, dass die Leute sagen: Der hat’s drauf.» Sein Traum ist ein Profivertrag beim Sauerland-Boxstall. Er weiß: «Der Weg wird einem nicht leicht gemacht, aber es hängt alles von dir selber ab.»

Die Glocke läutet die erste Runde ein. Der Nürnberger wagt sofort einen Angriff, der wirkungslos an der Deckung seines Bayreuther Gegners Nicolai Ride abprallt. Danach ist schnell klar, dass Gül nicht den Hauch einer Chance hat. Er kassiert eine Reihe von harten Treffern. Noch in der ersten Runde steht er benommen in der Ecke und wird vom Ringrichter angezählt. Kurz darauf wird der Kampf abgebrochen: Aus in der ersten Runde.

Der Unterlegene trottet ausgelaugt und mit gesenktem Blick durch die Halle. Seine Freunde klopfen ihm anerkennend auf die Schulter oder wischen ihm über den Kopf. «Ich wollte unbedingt gewinnen, aber mein Gegner war fortgeschritten. Ich muss schneller werden, ich war zu verkrampft», gibt Gül zu.

Seinen Kampfgeist hat die Niederlage weiter angestachelt: «Ich boxe so lange, bis ich gegen ihn gewinne. Ich will das Gefühl loswerden, dass er mich geschlagen hat. Das ist wie ein Pickel, den man ausdrücken will, weißt du?!»

Für vier andere Nürnberger Kämpfer lief es bei der Frankenmeisterschaft am Wochenende besser: Nuhu Lawal (Mittelgewicht), Daniel Neubauer (Weltergewicht), Raman Sharafa (Leichtgewicht) und Sewa Naftolin (Jugend, Halbschwergewicht) gewannen in der Halle am Valznerweiher in ihrer Gewichtsklasse.

Der Box-Club 1. FCN hat sich trotz des finanziellen Aufwands als Ausrichter der Frankenmeisterschaft zur Verfügung gestellt. «Wir wollten unseren Kämpfern die Möglichkeit geben, Ringluft zu schnuppern», sagt Boguslaw Brzozowski, der erste Vorsitzende. Von den 15 Aktiven beim FCN konnten allerdings nur sechs in den Ring steigen. «Wenn wir passende Gegner für unsere anderen Boxer gefunden hätten, hätten wir noch mehr gewonnen», ist Brzozowski überzeugt. Um den Nürnberger Box-Nachwuchs macht er sich dennoch Gedanken: «Es sieht nicht besonders gut aus. Beim Boxen darf man seinen Gegner verletzen und muss ihn k.o. schlagen. Das schreckt die Leute ab», erklärt Brzozowski. Dabei sei Boxen fair, und es gebe nur wenige Verletzungen. Der Sport leide unter Vorurteilen und Klischees: «Alles wird so negativ hingestellt. Es heißt immer: ‚Boxer sind eh alle dumm.‘ Dabei haben wir bei uns auch Hochschulabsolventen und Doktoren.»

Der Sport verlange dem Körper sehr viel ab und stärke auch die Psyche, meint Brzozowski: «Man muss Disziplin haben und sich durchbeißen, im Training und im Wettkampf.» Joggen, Seilspringen, Treppensteigen, Schattenboxen, Sparringkämpfe – Boxtraining sei äußerst hart und vielseitig. «Um explosiv schlagen zu können, muss man den ganzen Körper anspannen. Da wird jede Muskelgruppe belastet, die der Mensch hat.»

www.box-club-fcn.de

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