Fest der selbstbewussten Franken

31.7.2006, 00:00 Uhr
Fest der selbstbewussten Franken

© Karlheinz Daut

Wohl fühlt man sich angesichts der Stimmung beim Bardentreffen sowieso, in diesem Jahr kam noch der Schwerpunkt Franken hinzu. Und so klang es vor allem auf dem Sebalder Platz und auf dem Hauptmarkt original fränkisch von den Bühnen herunter, vor denen sich die Freunde des Mundart-Humors nur so tummelten.

Schon die Auftritte der "Peterlesboum Revival Band" und von Klaus Karl-Kraus am Freitagabend sorgten dafür, dass auf dem Platz vor der Sebalduskirche kaum ein Quadratzentimeter frei war, um sich gemütlich niederzulassen. Hardcore-Katholik Karl-Kraus, kurz KKK genannt, hatte extra eine Kerze angezündet und für gutes Wetter gebetet.

Sein Draht nach oben scheint jedenfalls ein besserer zu sein als der von "Wassd scho? Bassd scho!". Während es bei seinem Auftritt trocken blieb, wurden die Zuhörer am Samstag auf dem Hauptmarkt kurz vor Beginn des Konzerts der gut gelaunten Spaß-Combo gehörig eingeweicht, was der Frauenkirche einen ungeahnten Besucherstrom bescherte. Nach wenigen Minuten konnte das schützende Gotteshaus jedoch wieder verlassen werden, und der Platz füllte sich zusehends. Viele Anhänger der Party-Band hatten sich in ihre Fan-Shirts geworfen und grölten die fränkischen Versionen bekannter Hits textsicher mit. Besonders beliebt: "Ka Worschd" auf die Melodie des Rose-Royce-Hits "Car Wash" aus dem Jahr 1976.

Gesanglich weniger ehrgeizig zeigten sich naturgemäß die beiden Urgesteine der fränkischen Mundartdichtung, Fitzgerald Kusz und Klaus Schamberger, die den Zuhörern einen vergnüglichen Samstagnachmittag auf dem Sebalder Platz bereiteten. "Blues und Kusz" heißt seit vielen Jahren das Programm des "Schweig, Bub"-Autors. Begleitet von Klaus Brandl an der Gitarre und Chris Schmitt an der Mundharmonika feuerte Kusz erbarmungslos seine bekannten, irgendwo zwischen Heiterkeit und Melancholie angesiedelten Haikus (japanische Kurzgedichte) auf Fränkisch in die Menge. Schamberger philosophierte gewohnt witzig über Jürgen Klinsmann und Bär Bruno, die beiden zum Abschuss freigegebenen Problemfälle, die zu Publikumslieblingen wurden. Dazwischen überzeugte die "Frankenbänd" von Bardentreffen-Organisator Charly Fischer mit Dialekt-Versionen von Hits aus den 60er und 70er Jahren. Aus "Fever" wird da "Tee oder Kaffee - wos is der lieber?".

Buck mit tollen Arrangements

Musikalisch am ausgereiftesten zeigte sich Wolfgang Buck, der mit seiner hervorragenden Band vor Tausenden Zuhörern auf dem Hauptmarkt tolle Arrangements altbekannter Songs wie der Tratsch-Hymne "Schaunerhie", aber auch neue Titel seiner CD "Flusszigeiner" spielte. Beim gleichnamigen Lied brachte Rainer Schwander an der Tin Whistle einen Hauch von Irland nach Nürnberg. Der singende Ex-Pfarrer Buck appellierte außerdem an das Selbstbewusstsein der Franken und fragte: "200 Jahre Franken in Bayern - wo gibt's da an Grund zu feiern?". In selbigen Song baute er die Melodie zu "We didn't start the fire" von Billy Joel ein - der ja ebenfalls fränkischer Abstammung ist.

Ein riesiger Publikumsmagnet war er allemal, der ausgerufene Lokalpatriotismus, wenngleich bei näherer Betrachtung auffällt, dass der Ansatz doch oft der gleiche ist: Die Programme bestehen aus fränkischen Texten zu bekannten Welthits, Seitenhieben auf Fürth und den Club sowie Abhandlungen über den maulfrauen Franken als solchen.

Und doch wurde nicht zuletzt durch Helmut Haberkamms Auftritt deutlich, mit welch rührender (Hass-)Liebe die Poeten und Sänger an ihrer Heimat hängen. "Franken, alde Schachdl", dichtete er - und das ist durchaus als Kompliment gemeint.
SUSANNE HELMER