Feuerprobe für die Rettung 4.0: Roboter "Schrödi" im Test

25.8.2016, 06:00 Uhr
Testweise gibt es bei der Feuerwehr nur Disconebel – wo das menschliche Auge aber schnell versagt, kann "Schrödi" den Verletzten noch orten und so dabei helfen, dass er rasch aus der Gefahrenzone gebracht werden kann.

© Fotos: Eduard Weigert/jule/Screenshot Testweise gibt es bei der Feuerwehr nur Disconebel – wo das menschliche Auge aber schnell versagt, kann "Schrödi" den Verletzten noch orten und so dabei helfen, dass er rasch aus der Gefahrenzone gebracht werden kann.

Noch ist er ein wenig schwer zu steuern – aber "Schrödi" ist ja erst der Anfang. Professor Stefan May hofft, dass der Roboter in fünf Jahren reif für den Einsatz ist. May hat den technischen Alleskönner zusammen mit Mitarbeitern und Studenten der TH Nürnberg in Kooperation mit der TH Kärnten konzipiert. Jetzt gilt es, die Maschine kräftig weiterzuentwickeln.

Aber auch heute kann "Schrödi" schon jede Menge. Die 70 Kilogramm schwere Maschine bahnt sich mit bis zu fünf Stundenkilometern ihren Weg - das geht übrigens nicht nur ebenerdig, auch Treppen sind für den Roboter kein Problem. Ist "Schrödi" erst einmal am Einsatzort, kann er mit modernster Technik punkten. Eine Farbkamera, die Bilder in Echtzeit auf den Laptop überspielt, ist da noch das Wenigste. "Schrödi" hat auch einen Laserscanner und kann damit Hindernissen ausweichen. Ebenfalls an Bord des kleinen Fahrzeugs: eine Wärmebildkamera. Brandherde oder Personen werden damit auch im dichtesten Qualm sichtbar. Dank eines Greifarms kann "Schrödi" auch Türen öffnen. Gesteuert wird der Roboter übrigens wie ein Computerspiel. Der Joystick stammt von einer Playstation. "Warum soll man sich etwas Neues einfallen lassen, wenn es so schon gut funktioniert", sagt May. Außerdem: Studenten wissen einfach aus langer Erfahrung, wie man die Joysticks der Spielkonsole bedienen muss.

Feuerwehrmänner können Wünsche äußern

Wie aber kommt es, dass das Team der FH nun zusammen mit der Nürnberger Berufsfeuerwehr trainiert? "Ich hab vor zwei Jahren in einer Fachzeitschrift davon gelesen", sagt Horst Gillmeier von der Feuerwehr. Er habe gleich bei May angerufen und die Zusammenarbeit vorgeschlagen.

"Schrödi" hat natürlich nicht nur eine recht gute Farbkamera an Bord (links), er kann dank einer Wärmebildkamera auch im größten Qualm noch etwas "sehen".

"Schrödi" hat natürlich nicht nur eine recht gute Farbkamera an Bord (links), er kann dank einer Wärmebildkamera auch im größten Qualm noch etwas "sehen".

"May war gleich begeistert", erinnert sich Gillmeier zurück. Das Tolle an der Kooperation: Die Feuerwehrmänner kennen die Praxis und können ihre Wünsche an den Roboter äußern. "Die sind wahnsinnig motiviert." Was Gillmeier an der Maschine am besten gefällt? "Sie scannt und erfasst den Grundriss einer Wohnung, die wir nicht kennen", sagt er. Nicht nur, dass sie Wände erkennt - auch umgefallene Möbelstücke werden auf dem Bildschirm direkt angezeigt.

Noch hat "Schrödi" jedoch ein paar Schwachstellen. Die Technik etwa hält nur Temperaturen von bis zu 80 Grad aus. Wird es heißer, gibt sie den Geist auf. In Brandwohnungen aber herrschen Temperaturen von bis zu 400 Grad. "Feuerfeste Roboter zu bauen ist technisch jetzt schon möglich", sagt May. Der Fokus bei "Schrödi" liegt derzeit aber noch auf dem Testen der Technik. Ein weiteres Problem: Noch braucht es zusätzliches Personal, um den Computer zu bedienen. Personal, das die Feuerwehr aber nicht hat.

Langfristig würde sich die Feuerwehr aber wünschen, auch einen Roboter einsetzen zu können. "Wir haben im Schnitt zehn Einsätze am Tag", sagt Polizeisprecher Stephan Gräser, "bei der Hälfte davon wäre Robotereinsatz denkbar." Dabei muss es aber nicht immer gleich der große Brand sein - auch bei technischen Hilfeleistungen oder austretenden Gefahrstoffen kann die Technik Dienst leisten.

Entwickelt hat den Rettungsroboter Professor Stephan May (links) zusammen mit Mitarbeitern und Studenten. Horst Gillmeier von der Feuerwehr ist von der modernen Technik begeistert.

Entwickelt hat den Rettungsroboter Professor Stephan May (links) zusammen mit Mitarbeitern und Studenten. Horst Gillmeier von der Feuerwehr ist von der modernen Technik begeistert.

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