Flüchtlinge protestieren in Nürnberg: "Uns fehlen Perspektiven"

21.5.2014, 09:20 Uhr
Flüchtlinge protestieren in Nürnberg:

© Isabell Bernhardt

Die Flüchtlinge, die dicht gedrängt in dem Zelt sitzen, kommen aus unterschiedlichen Ländern wie Äthiopien oder Afghanistan, doch spätestens ab ihrer Ankunft in Deutschland beginnen sich ihre Erinnerungen zu ähneln: Sie klagen über beengte, menschenunwürdige Wohnbedingungen in den Unterkünften, über mangelnde Bewegungsfreiheit und massive Beschränkungen bei der Suche nach einer Arbeits- oder Ausbildungsstelle. Alle diese Restriktionen, so lauten deshalb die Forderungen des am 5. Mai begonnenen „Flüchtlingsstreiks Nürnberg“, sollen abgeschafft werden. Außerdem sollen die Essenspakete durch Geldzahlungen ersetzt, Abschiebungen gestoppt und die Anträge der Flüchtlinge im Zelt auf Bleiberecht anerkannt werden.

(ContentAd))„Obwohl wir wegen Krieg, Diktaturen und Verfolgung nicht abgeschoben werden, bekommen wir auch hier keinen Aufenthalt, keine Lebensperspektive. Viele von uns sind junge Menschen, deren Hoffnung auf ein neues Leben hier durch diese Lebensverhältnisse erstickt wird“, heißt es in ihrem Protestaufruf. Bei dem gestrigen Pressetermin im Flüchtlingszelt schilderte eine Reihe von Betroffenen, wie dies im Einzelnen aussieht: Der im Rollstuhl sitzende Karim Gholani berichtet etwa, dass er eine ihm zugesagte Arbeitsstelle nicht antreten durfte. Als Grund gab die Behörde sein laufendes Asylverfahren an. Die Möglichkeit, über in anderen Regionen lebende Verwandte an eine Stelle zu kommen, scheitere meist an der herrschenden Residenzpflicht.

„Es sind viele junge Menschen unter uns, manche sind schon seit fünf Jahren hier“, sagt Ali Moradi aus Afghanistan. Solange sie minderjährig seien, könnten sie noch die Schule besuchen oder eine Ausbildung beginnen, aber danach würde ihnen die Möglichkeiten zur Teilnahme an einem normalen Leben verwehrt. „Dazu kommt noch, dass die Menschen in unseren Heimatländern in ständiger Gefahr leben.“ Wegen all dieser bedrückenden Umstände seien schon viele Flüchtlinge seit ihrer Ankunft in Deutschland depressiv und seelisch krank geworden, so Moradi.

Einige Flüchtlinge, die schon Ausbildungsplätze hatten, berichten, dass es bei den beengten Bedingungen in den Unterkünften so gut wie unmöglich sei, sich etwa auf Prüfungen vorzubereiten. „Da leben, drei, vier oder fünf Menschen in einem Zimmer, zum Teil auch ganze Familien.“ Manchmal werde für die Fortführung einer Ausbildung auch gefordert, dass sich der oder die Betreffende doch erst einen Pass von der Botschaft ihres Heimatlandes besorgen solle.

Die von der „Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen“ unterstützte Aktion soll vorerst unbefristet fortgeführt werden. Am morgigen Donnerstag ist um 14 Uhr eine Kundgebung vor dem Nürnberger Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geplant.

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