Flug nach Mallorca: Was die Menschen auf die Insel treibt

19.3.2021, 16:04 Uhr
Endlich wieder verreisen: 150 Passagiere flogen am Freitagnachmittag von Nürnberg nach Mallorca. Viele suchen Entspannung. Zum Teil unterschieden sich die Gründe für den Aufenthalt aber auch deutlich.

© Michael Matejka Endlich wieder verreisen: 150 Passagiere flogen am Freitagnachmittag von Nürnberg nach Mallorca. Viele suchen Entspannung. Zum Teil unterschieden sich die Gründe für den Aufenthalt aber auch deutlich.

Eigentlich geht es im Lied von Rapper Sido und Sänger Andreas Bourani ja um Astronauten. Doch die Zeilen "Ich heb ab, nichts hält mich am Boden, alles blass und grau, bin zu lange nicht geflogen" geben ganz gut die Stimmung einiger Touristen am Airport Nürnberg wieder. "Einfach mal wegfliegen", sagt eine 31-jährige Dresdnerin - darauf hat sie sich schon so lange gefreut. Gemeinsam mit ihrem 30-jährigen Freund möchte sie die beliebte Ferieninsel 14 Tage lang mit dem Auto erkunden, Tagesausflüge machen und am Strand entspannen.

Dass sie jetzt nach Mallorca reisen dürfen, während es Spaniern sogar verboten ist, Verwandte in Nachbar-Regionen zu besuchen, sei "schon skurril". Angst, sich zu infizieren, haben die beiden aber nicht. So wie die meisten, die in der Abflughalle - von Pressevertretern umringt - darauf hinweisen, dass ja alle an Bord einen negativen PCR-Test vorweisen mussten und die Inzidenzzahlen auf Mallorca deutlich niedriger sind als hierzulande. Während der Sieben-Tages-Inzidenzwert in Nürnberg am Freitag auf 147,2 hochschnellte, lag er auf Mallorca in den vergangenen Tagen lediglich bei etwa 20.

Bitte entspannen

"Endlich mal wieder entspannen", will sich auch Olena Smolnikow, die über das ganze Gesicht strahlt. Sie möchte sich von den Strapazen ihrer Schwangerschaft erholen und freut sich mit ihren Kindern Tim und Matthias sowie Oma Maryia auf ein paar angenehme Tage.

Die Vorfreude anzusehen ist auch Eva und Manfred Heinold. Ihr Vorteil: Sie sind bereits beide geimpft. "Sonst würden wir auch nicht fliegen", erklärt die 62-jährige, schließlich zählt ihr 72-jähriger Mann zur Hochrisikogruppe. "Wir waren das ganze letzte Jahr in Quarantäne, jetzt wollen wir einfach mal genießen, bevor der Run auf Ostern losgeht."


Reisewarnung aufgehoben: Airport Nürnberg nimmt Flüge nach Mallorca wieder auf


Der letzte Direktflug datiert noch aus dem Sommerflugplan 2020. Nun ist Eurowings-Flug EW6815 der erste, der das beliebte Reiseziel Mallorca wieder direkt von Nürnberg aus ansteuert, seit die Insel am vergangenen Sonntag von der Liste der Corona-Risikogebiete gestrichen wurde.

Alle 150 Plätze im Airbus A319 sind besetzt. "Der Flug ist wie derzeit fast alle Flüge, die wir nach Mallorca aufgelegt haben, komplett ausgebucht", sagt Eurowings-Sprecher Florian Gränzdörffer. "Insgesamt haben sich unsere Buchungen nach Mallorca nach der Neubewertung des Robert-Koch-Instituts mehr als vervierfacht. Vor diesem Hintergrund haben wir letzte Woche mehr als 300 zusätzliche Flüge nach Palma de Mallorca ins System gestellt."

Unterschiedliche Motive

Die Motive, Mallorca gerade jetzt zu bereisen, sind höchst unterschiedlich. Josef Lacher möchte mit seinem Schwiegersohn Johannes Rennrad fahren. Eine junge Chemnitzerin freut sich darauf, vor dem Studiumsbeginn endlich ihr vierwöchiges Reit-Praktikum auf Mallorca zu absolvieren. Christina und Paul Albert wollen dagegen erst einmal nachschauen, wie es ihrer Wohnung im vergangenen Vierteljahr ergangen ist.

Marco van Meegen musste Resturlaub nehmen. Da er einen stressigen Abgabetermin zu bewältigen hatte, ist er dankbar, sich endlich ein paar Tage Auszeit nehmen zu können. Renate Enna dagegen muss aus privaten Gründen für mehrere Wochen auf die Insel, sonst hätte die 81-Jährige den Flug mitsamt den organisatorischen Begleiterscheinungen nicht angetreten, wie sie selbst sagt.

Wichtig für Flugreisende: Die spanischen Behörden verlangen einen negativen PCR-Test, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Passagiere müssen sich vor Abreise online für die Einreise auf den Balearen registrieren. Nach der Registrierung erhalten die Reisenden einen QR-Code. Der muss, wie Eurowings-Sprecher Gränzdörffer erklärt, am Reisetag elektronisch auf dem Smartphone oder ausgedruckt beim Einchecken vorgelegt werden. Andernfalls kann die Einreise verweigert werden. Um alle Formalitäten rund um das Einchecken stressfrei erledigen zu können, empfiehlt Eurowings Passagieren, spätestens 90 bis 120 Minuten vor dem Start am deutschen Abflughafen zu sein.

Ein Flug aus Liebe

Melanie aus Heilsbronn setzt sich aus Liebe in den Flieger. Die 39-Jährige möchte ihren Freund besuchen, der in Palma eine Kneipe betreibt. Die Stimmung unter den Mallorquinern sei "sehr gespalten". Einerseits seien sie heilfroh, dass endlich wieder Touristen kämen, gleichzeitig wollten sie auf keinen Fall einen weiteren harten Lockdown und fürchten, dass die Inzidenzzahlen wieder steigen könnten.

Wie sich die Werte in den nächsten Tagen und Wochen entwickeln - derzeit gilt keine Quarantänepflicht nach Reiserückkehr -, lässt sich noch nicht sagen. Grundsätzlich sind Anbieter von Pauschalreisen laut Flughafensprecher Christian Albrecht dafür verantwortlich, ihre Kunden auch wieder zurückzubefördern. Das könne schon mal einen Tag länger dauern, als der Aufenthalt eigentlich vorgesehen war.

Für Reisende, die ohne Reiseveranstalter fliegen, kann die Rückreise unter Umständen aber schwierig werden, sollten die Inzidenzwerte plötzlich wieder deutlich ansteigen und Mallorca erneut zum Risikogebiet erklärt werden. Sie müssten im Ernstfall in Eigenregie - etwa mit dem Schiff - sehen, wie sie wieder zurückkommen, falls etwa erneut keine Maschinen zwischen der Insel und dem deutschen Festland mehr verkehren sollten.

Kein Ballermann-Tourismus

Wer den Passagieren, die den ersten Flug nach Mallorca ergattert haben, zuhört, erhält den Eindruck, dass ihnen der Ernst der Lage bewusst ist und sie Bescheid wissen, welche Einschränkungen sie in Kauf nehmen müssen. Lediglich am Strand gilt keine Maskenpflicht, um 17 Uhr werden sprichwörtlich die Gehsteige hochgeklappt, so dass die Menschen die Abende in ihren Wohnungen oder Hotels verbringen müssen.

Für Flughafensprecher Christian Albrecht ist entscheidend, dass sich die Reisenden die ganze Zeit an sämtliche Regeln halten. Party-Tourismus wie einst am Ballermann schließe das aus. "Die Insel ist auf den Tourismus angewiesen", sagt Albrecht. Sie werde bestimmt keine weiteren Lockdown provozieren wollen. Wenn sich die Menschen an die Vorgaben halten, machte es für ihn aber keinen Unterschied, ob sie zum Brombachsee fahren oder nach Palma fliegen.

Nach der ersten Maschine am Freitag wird Palma ab April mehrmals wöchentlich von Corendon Airlines, Eurowings und Ryanair angeflogen.

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