Frank-Markus Barwasser über seine Rolle im Franken-Tatort

30.1.2014, 06:00 Uhr
Frank-Markus Barwasser über seine Rolle im Franken-Tatort

© Eduard Weigert

Herr Barwasser, was hat Sie in dieser Woche am meisten aufgeregt?

Frank-Markus Barwasser: Dass viele den ADAC als moralische Instanz bezeichnet haben.

Sind Sie selbst ADAC-Mitglied?

Barwasser: Seit zwei Jahren wieder, nachdem ich vor langem ausgetreten war. Ich bin viel unterwegs und wieder eingetreten, als ich eine Panne hatte. Gerade bin ich aber am grübeln, ob ich das nicht doch wieder lasse.

Pelzig (unter)hält sich nun schon seit Jahren und zwar „unfallfrei“ - im Gegensatz zu dem wegen seines Sahra-Wagenknecht-Interviews arg gescholtenen Markus Lanz. Was machen Sie besser?

Barwasser: Jeder macht’s anders, aber weder Barwasser noch Pelzig würden eine Frau wie Sahra Wagenknecht in der Begrüßung als schönste Linke bezeichnen und sie auf ihr Äußeres reduzieren. Aber auch ich hab schon Gespräche vermasselt.

Mit wem?

Barwasser: Naja, ich fand, dass ich meine Sache beim zweiten Besuch von Claudia Roth nicht ganz gut gemacht habe. Es kann passieren, dass man mal

den falschen Weg einschlägt. Wir sind ja auch alle keine Unterhaltungsmaschinen mit Amüsiergarantie.

Ist das reine Selbstkritik oder gibt es nach der Sendung Ärger?

Barwasser: Nein, Ärger nicht. Es gab schon mal Leute, die unzufrieden und sehr vereinzelt auch ärgerlich waren. Aber dass ich mit mir unzufrieden bin, das kommt schon vor. Gott sei Dank nicht dauernd.

Laden Sie lieber Leute ein, die Sie mögen oder solche, die Sie nicht mögen?

Barwasser: Sagen wir statt mögen lieber interessieren. Und generell interessieren mich Menschen, bei denen ich davon ausgehe, dass sie in wesentlichen Punkten ganz anders denken als ich. Solche Gespräche sind auch eine größere Herausforderung als Unterhaltungen mit einem Gast, der einen dauernd bestätigt. Es gab tatsächlich noch keinen Gast, über den ich im Vorhinein gesagt habe: Den mag ich nicht. Es gibt natürlich solche Leute, aber die würde ich nicht in der Sendung haben wollen. Und klar: nicht jeder, den ich einlade, mag auch kommen.

Wen hätten Sie denn gerne?

Barwasser: Hartmut Mehdorn zum Beispiel. Das ist so ein Gast, den ich wahnsinnig gerne mal hätte, weil er als Spitzenmanager zu der Sorte Menschen gehört, bei denen ich mich frage: Was treibt sie an? Ich denke selber auch sehr viel darüber nach, wie lange ich als Pelzig noch machen werde.

Heißt das, Sie haben vor in absehbarer Zeit aufzuhören?

Barwasser: Es gibt keinen Fahrplan. Als ich 40 war, hab ich gesagt: noch maximal zehn Jahre. Mit 50 kann man das nicht mehr machen. Jetzt bin ich 53 und wage keine Prognosen mehr. Ich halte es aber für ausgeschlossen, dass ich als Pelzig mit 80 noch auf der Bühne stehe. Wenn die Leute sagen, auf der Bühne schaut er jünger aus als privat, dann sollte ich aufhören. Noch ist es umgekehrt.

Pelzig hat sich ja auch ziemlich weiterentwickelt…

Barwasser: Ja, ich habe den Pelzig immer wieder vor neue Aufgaben gestellt, die Figur sehr verändert, ihr auch immer mehr zugemutet in Film, Theater, Talkshow. Die Themen wurden anspruchsvoller und komplizierter und manche Passagen auch pointenfreier. Ich hatte immer mit mir die Vereinbarung: Wenn das Publikum das nicht will, dann lass ich die Figur. Erstaunlicherweise hat es aber funktioniert. Als Georg Schramm und ich in der letzten „Anstalt“ einen Dialog über Hannah Arendt hatten, hab ich mir hinterher gedacht: Es ist total verrückt, dass man dem Pelzig abnimmt, Arendt gelesen zu haben. Hat man aber. Und das finde ich toll. Das ist eine vollkommene Klischeebrechung.

Was schätzen Sie an Pelzig?

Barwasser: Die Figur ist eine große Chance für mich, Dinge zu begreifen, mit denen ich mich noch nicht beschäftigt habe. Die Figur zwingt mich zu übersetzen, das heißt zu simplifizieren, aber trotzdem darf nichts grob falsch sen. Damit ist Pelzig eine Art Erklärfigur geworden Der Zeitpunkt zum Aufhören wäre da, wenn mir nichts mehr mit ihm einfällt. Noch ist das nicht soweit. Ich habe Pläne für ein Solo, das stärker in Richtung Theater geht, und würde auch gern mal weggehen von der Tagesaktualität.

Ist die Rolle beim Franken-Tatort ein erster Schritt, sich aus der Pelzig-Rolle rauszuschleichen?

Barwasser: Nein, das ist nicht Teil einer Strategie, zu der Rolle bin ich wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Ich habe mich ein paar Mal sehr freundlich ausgetauscht mit der verantwortlichen Redakteurin vom BR. Das war noch lange vor meiner Verpflichtung. Sie wollte meine Meinung wissen und ich wollte sie gerne loswerden. Denn mir schwante Übles, als ich gehört habe, wer sich da zum Tatort alles zu Wort meldet – das wurde ja fast ein Politikum. Ich hatte Angst, so ein Franken-Tatort wird ganz bratwurstig und provinziell. Jetzt hab ich aber ein gutes Gefühl.

Alles rund um den Franken-Tatort wird vom BR gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Kennen denn wenigstens Sie schon Teile des Drehbuchs?

Barwasser: Nein. Und das ist gut so. Denn wenn irgendwas durchsickert, will ich nicht der böse Bub gewesen sein, der geplaudert hat. Ich weiß nur, dass ich Klaus Dieter Schatz heiße und ich bin sehr gespannt auf mich.

Sind Sie Tatort-Schauer?

Barwasser: Früher hab ich mehr geguckt, weil mir die Filme heute manchmal zu düster sind. Mir fehlt da oft die komische Note.

Die könnten Sie als Franken-Pendant zu Jan Josef Liefers ja reinbringen, oder?

Barwasser: Er ist ja Pathologe in Münster, ich bin Leiter der Spurensicherung in Nürnberg. Um mich vorzubereiten, werde ich ein Praktikum bei der Spurensicherung machen. Aber ja, ich hoffe schon, dass der Franken-Tatort eine komische Note bekommt. Die wird nichts mit Pelzig zu tun haben, sondern ganz etwas Anderes sein. Ich nehme mir jetzt mal die Freiheit, etwas Neues zu machen und ich freue mich irre drauf.

Hier, bei Ihrem Gastspiel in Nürnberg, werden Sie von einem Kamerateam von 3sat begleitet. Für eine neue TV-Reihe verdingt sich Moderatorin Katrin Bauerfeind als persönliche Assistentin von Prominenten. Hat Pelzig denn Gefallen gefunden an der Rundum-Betreuung?

Barwasser: Nein. Pelzig ist ein einsamer Wolf und sein Antrieb ist die Einsamkeit. Deswegen kann er keine feste Assistentin brauchen, dann wäre er ja nicht mehr einsam.


 

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