Frankens Landwirte demonstrieren am Volksfestplatz

14.1.2020, 06:00 Uhr
Erneut kommt es zu Demonstrationen von Landwirten in Franken - diesmal in Nürnberg.

© NEWS5 / Häfig Erneut kommt es zu Demonstrationen von Landwirten in Franken - diesmal in Nürnberg.

"Claus Hochrein ist kein Polterer, vielmehr sieht und sucht er auch einen Teil der Schuld des immer stärker werdenden Konflikts zwischen Landwirten und Teilen der Gesellschaft in den eigenen Reihen. Über Jahre hinweg habe sich ein grundsätzliches Verständigungsproblem aufgebaut, analysiert der Unterfranke. Aufklärung sei deshalb nötig.

Am Freitag setze er sich früh am Morgen in Untereisenheim bei Würzburg auf seinen Traktor, um ab 13.30 Uhr auf dem Volksfestplatz für die Belange der heimischen Bauern zu demonstrieren. Hochrein ist mittlerweile nebenberuflicher Lobbyist, weil er sich bei der Gruppe "Land schafft Verbindung" engagiert.

Schlecht behandelt

An Mitstreitern mangelt es nicht: Viele Landwirte aus Mittelfranken sind empört über den zunehmend schwierigen Stand, den ihre Berufsgruppe hat. Von Politik und Gesellschaft fühlen sich die Bauern schlecht behandelt. Da ist die umstrittene Düngemittelverordnung, die aus Sicht der Betroffenen unzumutbare Verschlechterungen bei der Bewirtschaftung nach sich zieht. Ein Thema, das zumindest bei der bayerischen Regierungskoalition inzwischen auf offene Ohren stößt.


Kommentar: Die Bauern richten ihren Zorn gegen die Falschen


Wenig will die Politik dagegen wissen, wenn es um mögliche Zusammenlegung von Umwelt- und Landwirtschaftsministerien geht. Die Bauern fühlen sich jedenfalls in regelmäßigen Abständen als Spielball zwischen diesen Fachressorts.

Noch schlimmer ist für viele Landwirte aber ein Vorwurf, mit denen sie Verbraucher immer wieder konfrontieren: Alles müsse so bleiben, wie es ist, sei das oberste Gebot der Bauern, sie seien reformunfähig. Dummes Zeug, kontert Anton Abele aus Schwäbisch Hall: "Wir sind zu Veränderung bereit, schon immer." Ständig gelte es, neuen Verordnungen gerecht zu werden, neue Technik einzusetzen und auch veränderten Verbraucherwünschen gerecht zu werden.

Bevormundung sei nicht nötig. Hans-Joachim Belzner, Geflügelhalter aus Schnelldorf, weiß davon ein Lied zu singen. Er hält seine 50.000 Hähnchen nach den vergleichsweise strengen Richtlinien des Deutschen Tierschutzbundes. Nur wenige andere Betriebe sind diesem Vorbild gefolgt: "Der Markt gibt es nicht her." Denn der Kilopreis seines Hähnchenfleischs sei um einen Euro höher als der von normalen Betrieben – dafür kommt Belzner fast ohne Antibiotika-Einsatz aus. Belzner nimmt eine zunehmende Distanz zwischen Verbraucheraussagen und tatsächlichem Einkaufsverhalten wahr. "Wir Landwirte stehen zwischen den Fronten", klagt der Dozent an der landwirtschaftlichen Berufsschule in Triesdorf.

 

Empört reagieren Belzner und seine Kollegen auch auf unwahre Berichterstattung in den Medien. Aussagen, Kontrollen fänden nur alle Jubeljahre statt, hält er seine Erfahrung entgegen: "Mindestens zehn Mal im Jahr findet bei mir eine Kontrolle statt. Da fährt ein VW-Bus mit sechs Tierärzten vor, an dem Tag mache ich nichts anderes mehr, als die Kontrolleure zu begleiten."

"Wir sind keine Exoten"

Gegen das "Bauern-Bashing" wollen Claus Hochrein und seine Vereinigung "Land schafft Verbindung" ganz offensiv ankämpfen. Sie waren bereits mit den Traktoren in Berlin, am Montag in Seeon bei der Klausur des CSU-Landtagsfraktion und am Freitag folgt nun Nürnberg. "Gegen den Zeitgeist anzukämpfen ist schwierig, wir Landwirte werden zunehmend als Exoten wahrgenommen." Das soll sich ändern. Durch Begegnungen in Nürnberg.

Ab 12 Uhr werden die ersten Traktoren am Freitag, 17. Januar, auf dem Volksfestplatz erwartet, um 13.30 Uhr beginnen die ersten Redner, bis 16 Uhr dauert die Demo.

4 Kommentare