Frauen reißt der Geduldsfaden: Die Quote muss her

3.11.2008, 00:00 Uhr
Frauen reißt der Geduldsfaden: Die Quote muss her

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Bis zum Jahr 2013 sollen die Spitzengremien aller Aktiengesellschaften zu 40 Prozent mit Frauen besetzt sein. Die Bundesregierung wird aufgefordert, das Aktiengesetz nach norwegischem Vorbild zu ändern. Dort sei der Frauenanteil in Spitzenpositionen binnen fünf Jahren von sechs auf vorerst 30 Prozent gesteigert worden. Firmen, die eine Quote von 40 Prozent langfristig nicht erfüllen, drohen Geldstrafen und die Zwangsauflösung.

Es ist eine hochkarätige Frauenrunde, die im Nürnberger Hotel «Drei Raben« ihre Forderungen präsentiert und dabei nicht verhehlt, dass sie mit ihrer Geduld am Ende ist. «Wir haben alles probiert, Netzwerke, Förderprogramme, alles, und nichts hat geholfen«, so Martine Herpers, promovierte Informatikerin und Leiterin des Geschäftsbereichs einer Softwarefirma.

Nur eine Dax-Managerin

Die traurige Realität: Nur drei Prozent aller Aufsichtsräte in börsennotierten Unternehmen sind weiblich. Im Vorstand großer Dax-Konzerne findet sich bundesweit nur eine einzige Frau. Dabei, so Herpers, habe eine Untersuchung der Beratungsfirma McKindsey klar ergeben, dass multinationale Konzerne mit überdurchschnittlich vielen Frauen im Top-Management deutliche höhere Renditen erzielen. In einer Zeit, in der sich Krisen, Korruption und Skandale in der Wirtschaft häuften, müssten mehr Frauen im Management eine Chance bekommen.

Sie habe schon so viele fähige Studentinnen gehabt, berichtete die Informatikprofessorin Barbara Ashauer aus Hof. «Aber warum kommen nur so wenig ganz oben an?« Sie fühle sich verantwortlich für den Nachwuchs und habe deshalb die «Nürnberger Resolution« mit unterzeichnet, die neben der Quote auch ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft fordert.

30 Jahre Führungserfahrung in der Industrie haben aus einer «glühenden Gegnerin einer Quote« eine engagierte Befürworterin gemacht: Projektmanagerin Sigrid Hauenstein beklagt heute den immensen finanziellen Aufwand für Gleichstellungsmodelle und Frauenbeauftragte, der wirkungslos verpufft sei. Ihre Bilanz: «Meine Geduld ist zu Ende. Faktisch hat sich nichts bewegt.« Das gelte auch für die 2001 vereinbarte Selbstverpflichtung der Wirtschaft zur Frauenförderung. Es fehle leider der Wille der Männer zur Veränderung.

Ganz oben noch Defizite

In ihrer Partei habe die Quote seit ihrer Einführung 1988 spürbar mehr Frauen in die Politik gebracht, sagte die SPD-Landtagsabgeordnete Angelika Weikert, auch wenn es bei den Spitzenämtern der Partei immer noch Defizite gebe. In den Aufsichtsräten der 26 Nürnberger Kommunalunternehmen wie VAG und Sparkasse habe die Quote deshalb längst Wirkung gezeigt. Hier seien Frauen immerhin zu 32 Prozent vertreten. Ihre Stadtratskollegin, die Personalleiterin Katja Strohacker (SPD), plädierte ebenfalls für eine andere Machtverteilung. Kinder und Teilzeitarbeit verursachten immer noch die klassischen Karriereknicks.

Von der Metropolregion aus soll die «Nürnberger Resolution«, die auch auch von Oberbürgermeister Ulrich Maly unterstützt wird, bundesweit ausstrahlen. Gesucht werden weitere Unterzeichner(innen), die sich das Anliegen zu eigen machen wollen. Vorstöße in Richtung Quote haben bisher nur die Grünen und der Juristinnenbund unternommen.