Freude für alle - Fall 24: Arbeitsprojekt gibt neuen Halt

11.12.2020, 05:56 Uhr
Eine der Teilnehmerinnen am Adventskranz-Projekt von Lilith (eine andere als die im Beitrag erwähnte Klientin) präsentiert stolz das Ergebnis.

© Lilith e.V. Eine der Teilnehmerinnen am Adventskranz-Projekt von Lilith (eine andere als die im Beitrag erwähnte Klientin) präsentiert stolz das Ergebnis.

Blumen, Kerzen, Stoffe mit warmen Farben, kurzum eine Umgebung, die Geborgenheit ausstrahlt – das wissen die meisten Menschen zu schätzen. Erst recht nach leidvollen, bedrückenden Erfahrungen und oft Jahren eines Lebens unter chaotischen Umständen. So erging und ergeht es auch vielen der Frauen, die bei der Drogenberatung Lilith in der Nürnberger Südstadt Hilfe suchen.

Nicht selten tragen schon vermeintlich kleine Dinge, die den Alltag verschönern, dazu bei, ihnen Halt zu geben, sich zu stabilisieren und wieder Fuß zu fassen. Kein Wunder, dass ein kleines Extra-Angebot – jenseits der ernsten Beratungsgespräche – enormen Zuspruch fand: Per Video erhielten die Klientinnen eine Anleitung, wie sie sich selbst einen Adventskranz binden und schmücken können – alle Zutaten konnten sie sich in einem Paket abholen. Und mit einem Zuschuss sorgte die NN-Weihnachtsaktion dafür, dass es wirklich für alle reicht.


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Aber natürlich benötigen zahlreiche ratsuchende Frauen weit mehr – zum einen persönliche Zuwendung, auch wenn die derzeit nur mit der gebotenen Distanz möglich ist. Zum andern handfeste Unterstützung. Wie zum Beispiel Konstanze R. (Name geändert): Die 44-Jährige ist gesundheitlich stark belastet. So verliert regelmäßig Gehirnwasser durch die Nase, vermutlich eine Folge früherer Verletzungen. Verschiedene Operationen hat sie deshalb bereits hinter sich; einen echten Erfolg brachte keine.

Die zweite „Problemzone“ sind die Knie, deshalb ist die Nürnbergerin um jede Treppe froh, die sie sich sparen kann. Deshalb ist auch die Aussicht auf einen Umzug in eine Erdgeschoss-Wohnung für sie durchaus erfreulich. Der Anlass dafür hat ihr allerdings schlaflose Nächte beschert: Sie muss ihre bisherige Wohnung verlassen, weil diese demnächst saniert und modernisiert werden soll. „Danach soll die Miete um zwei Euro pro Quadratmeter steigen“, hat Konstanze R. erfahren, „dann könnte ich sie mir nicht mehr leisten“.

Also bleibt nur ein Wechsel in eine kleinere Wohnung. Wobei sie wohl die meisten bisherigen erstandenen Möbel nicht mehr mitnehmen kann; sie hatte sie zum größten Teil gebraucht erstanden oder übernommen, nun fallen ohnehin bald auseinander. Bis ihre Beschwerden es nicht mehr zuließen, hatte sie unter anderem in einem Supermarkt an der Kasse gearbeitet. Nach vielen Jahren der Arbeitslosigkeit konnte sie im Activ-Hausservice bei Lilith einsteigen.

Eines von verschiedenen Arbeitsprojekten, die insgesamt jeweils etwa 20 Frauen neue Hoffnung geben. „Ich würde mir so wünschen, dass ich hier bleiben“, sagt die Klienten, „denn auf dem regulären Arbeitsmarkt käme ich nicht mehr mit“. Einer geregelten Beschäftigung nachgehen zu können, ist für sie geradezu ein Geschenk. „Verständnis habe ich früher nie erfahren“, sagt sie. Von klein auf war sie darauf getrimmt worden, ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, ja zu ignorieren, und für andere zu „funktionieren“. Das steckt so tief in ihr drin wie das Verantwortungsgefühl für ihre Kinder; eines davon, ein Teenager, lebt noch bei ihr. „Ich kann leider nicht viel Unterstützung bieten, versuche aber, stark zu sein für das Kind.“

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