Frischer Wind im Nürnberger Spielzeugmuseum

12.3.2020, 08:04 Uhr
Karin Falkenberg, Leiterin des Spielzeugmuseums, sitzt  vor einer Vitrine mit  einem historischen Kaufmannsladen. Vor ihr liegen Holzfrüchte, mit denen die kleinen Besucher das Einkaufen nachspielen können.

© Eduard Weigert Karin Falkenberg, Leiterin des Spielzeugmuseums, sitzt vor einer Vitrine mit einem historischen Kaufmannsladen. Vor ihr liegen Holzfrüchte, mit denen die kleinen Besucher das Einkaufen nachspielen können.

Spielzeugmuseums-Chefin Karin Falkenberg hat eine Vision vom neuen Haus: Offen, hell, zugänglich und freundlich soll es wirken. Der rund 200 Quadratmeter große Eingangsbereich könnte als „Blaupause“ für das gesamte Haus werden.

Eine eiserne Tür, die dort zum Innenhof führt, wird durch eine breite Glasfront ersetzt und lässt mehr Licht ins Innere. Der Besucher sieht an der Kasse ins Freie und weiß sofort, dass das Museum dort weitergeht.

Geld reicht nur fürs Erdgeschoss


Mit 385.000 Euro Gesamtkosten soll das Erdgeschoss ein „Appetitanreger für das ganze Spielzeugmuseum“ sein, so Falkenberg. Das Haus bleibt während des Umbaus geöffnet, dies ist dem Museums-Team ganz wichtig: Der Zugang erfolgt durch das Nachbarhaus in den Innenhof und von dort über die Fluchttreppe in den ersten Stock. Umständlich, aber nicht anders zu machen.
Die oberen Etagen der Karlstraße 13-15 bleiben vorerst unberührt. Die Pläne liegen zwar schon in der Schublade, das Geld dafür aber leider nicht. Falls Nürnberg Kulturhauptstadt 2025 werden würde, käme sicherlich mehr Schwung in das Vorhaben.


Die Puppen des Spielzeugmuseums sind aus konservatorischen Gründen  nur wenig Licht ausgesetzt. Künftig sollen die Ausstellungsräume aber heller und offener werden.

Die Puppen des Spielzeugmuseums sind aus konservatorischen Gründen nur wenig Licht ausgesetzt. Künftig sollen die Ausstellungsräume aber heller und offener werden. © Eduard Weigert

Ingrid Bierer, die frühere Leiterin aller städtischen Museen, hatte bei ihrer letzten Jahresbilanz gesagt: „Das Spielzeugmuseum ist ein Museum und wird es auch bleiben. Natürlich wird es sich stärker öffnen, nicht mehr so vitrinenlastig sein und eine andere Geschichte erzählen.“

Prinzip der "überwundenen Vitrine"

Es geht also nicht allein um mehr Farbe und Licht. Haus-Chefin Falkenberg nennt als wesentliches, neues Merkmal „das Prinzip der überwundenen Vitrine“: Die wertvollen Puppen und Blechautos bleiben zwar durch Glas geschützt. Doch drumherum gibt es Spielinseln: Vor einem Mini-Kaufmannsladen hinter Glas stehen Körbe mit Früchten aus Holz und Gemüse, Kochtöpfe und Flaschen, mit den Kinder spielen können — und begreifen im doppelten Wortsinn. Das haptische Erlebnis soll mehr im Vordergrund stehen.


Eine weitere Veränderung: mehr Sitzgelegenheiten. Museumsbesuch macht müde — und gern nutzen die kleinen und großen Gäste Stühle, Polstersessel oder eine Bank zum Ausruhen. Das Personal beobachtet oft, dass Besucher die Chance zum Entspannen wahrnehmen.

Keine lang(weilig)en Texte

Außerdem stehen auf den verschiedenen Stockwerken später mehrere Buchregale mit Kinder- und Fachliteratur. Sie ergänzen die kargen Beschriftungen an den Vitrinen. Denn diese Frage stellt sich in jedem Museum: Wie knapp oder ausführlich ist ein Exponat beschrieben? Ist der Text zu lang, schreckt er ab. Steht nur dabei, um was für ein Spielzeug es sich handelt und wann es hergestellt wurde, ist dies vielen Betrachtern zu wenig.


Die bei Besuchern beliebte Mini-Bahn Omaha wird auch in Zukunft durch die riesige Vitrine rollen. Es ist nicht daran gedacht, sie abzubauen.

Die bei Besuchern beliebte Mini-Bahn Omaha wird auch in Zukunft durch die riesige Vitrine rollen. Es ist nicht daran gedacht, sie abzubauen. © Eduard Weigert

Neue Plüschtiere, Puppen oder Blechautos werden in die neuen Vitrinen drängen. Abwechslung ist wichtig, damit nicht der Eindruck einer statischen, verstaubten Sammlung entsteht. Doch die jetzigen „Highlights“ — wie bestimmte Puppen oder auch die riesige Omaha-Bahn-Anlage — behalten ihren Stammplatz, verspricht Karin Falkenberg und fügt an: „Trotzdem wird vieles auf den Kopf gestellt.“
Die Medien- und Wirtschaftshistorikerin geht von einem Grundsatz aus, der sich in Zukunft wie ein roter Faden durch die Dauerausstellung ziehen soll: „Spielzeug kann die ganze Welt erklären: Kochen, Weltraumfahrt, Zirkus, Baustellen oder Antarktis, einfach alles.“

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