Friseur-Weltmeisterin Sonja Fischer ist hoch dekoriert

12.9.2008, 00:00 Uhr
Friseur-Weltmeisterin Sonja Fischer ist hoch dekoriert

© Karlheinz Daut

Frau Fischer, dekoriert sind Sie wie ein Brigadegeneral...

Sonja Fischer: Ich habe alle fünf Grand Prix-Titel der Welt binnen zwei Jahren in Serie gewonnen, bin als Beste im deutschen Nationalteam in Chicago Weltmeisterin geworden...

Gnade!

Fischer: ...und bin amtierender Champion of the World. Seit 16 Jahren hat das kein Deutscher mehr geschafft. Aber jetzt ist Schluss mit internationalen Wettbewerben. Man soll aufhören, wenn man ganz oben ist. Michael Schumacher fährt ja auch keine Rennen mehr. Ich wechsle die Seite, bin in Zukunft als Jurorin an Bord.

Aber warum sind Sie noch in Ihrem Salon in Diepersdorf und nicht in der großen weiten Welt?

Fischer: Weil ich unter der Woche dringend normale Menschen um mich brauche, nicht nur magersüchtige Models. Natürlich hat es Angebote gegeben, Los Angeles, die Filmbranche hat angeklopft. Das ist nichts für mich. Ich bin daheim nicht unterfordert, meine Kundinnen kommen von weit her und ich mache nun mal gerne Menschen glücklich.

Chicago, Helsinki, Paris, Riga, Bonusmeilen haben Sie wahrscheinlich genug?

Fischer: Auf Flughäfen werde ich meistens nach Drogen durchsucht. Ich falle auf, weil ich immer nur kurz ins Ausland reise und trotzdem riesige Koffer mit lauter spitzen Gegenständen darin mitschleppe. Mein Frisurenmodell, das mit mir reist, hatte oft keine Zeit zum Abschminken und ich sehe fix und fertig aus, weil ich zwei Tage durchgearbeitet und kaum geschlafen habe; dazu kam das Wasser in Chicago zu weich aus der Leitung und alle Frisuren sind zusammengefallen.

Herrje, wozu eigentlich dieser ganze Stress?

Fischer: Ich brauche das, ich bin schon ein Workaholic. Mit acht Jahren habe ich gewusst, dass ich Friseurin werde - und eine gute dazu. Ich bin in diese Kaste hineingeboren worden. Mutter, Bruder, alles Friseure. Als Fünftklässlerin habe ich meinen ersten Haarschnitt gemacht, den ersten Wettbewerb schon vor der Ausbildung, ein Lehrjahr habe ich übersprungen.

Worauf achten Sie eigentlich, wenn Sie Leute treffen?

Fischer: Was für eine Frage: Auf den Kopf natürlich. Bei Ihnen übrigens - sehr viel kürzer würde ich’s nicht tragen, sonst wirkt das zu platt. Neulich war ich mit meiner Mutter in der Kirche und konnte mich kaum auf die Predigt konzentrieren. Die Dame vor mir hatte einen völlig verqueren Wirbel. Am liebsten hätte ich hingelangt. Mit tut so was richtig weh.

Am Montag präsentiert die Landesinnung die neue Herbstmode. Wohin geht die Reise?

Fischer: Die Herren dürfen jetzt wieder männlich sein, nach Schweiß riechen und wie James Dean aussehen. Die Zeit der Glätteisen und Irokesenschnitte ist vorbei, jetzt fliegen die Haare aus der Stirn. Bei den Damen gibt’s wieder Locken und Wellen, Hollywood-Style ist angesagt à la Rita Hayworth oder Liz Taylor, die Farben sind sehr natürlich.

Klingt nett, trotzdem bekommen viele das heulende Elend und steigen sofort unter die Dusche, wenn sie vom Friseur kommen. Woran liegt’s?

Fischer: Es wird einfach nicht genug geredet über Frisuren. Bei mir dauert ein Vorgespräch oft länger als der Schnitt. Wenn der Kunde zur Türe reinkommt, weiß ich oft schon, wie ich ihn schneiden werde. Viele lassen mich einfach machen, aber ich vergewaltige niemanden zu etwas, das er oder sie gar nicht will.

Wie findet man den richtigen Friseur?

Fischer: Ausprobieren, umhören. Nach der Einrichtung kann man nicht gehen, das ist wie bei den Ärzten. Die geilste Praxis verspricht noch lange keinen guten Doktor.

Reden wir doch mal über die Prominenz. Wie finden Sie den Kopf vom OB?

Fischer: Ulrich Maly ist ein toller Typ und hat gutes Material, aber er trägt sein Haar viel zu kurz. Gaby Pauli? Gar nicht so übel, sie bietet immer wieder etwas Neues. Mein Favorit ist George Clooney. Ein absolut perfekter Schnitt.



Sonja Fischer ist zu sehen bei der «Hair+Fashion« am 15. September, ab 12 Uhr, in der Meistersingerhalle.