«Ganoven-Gabi» gestorben

30.1.2009, 00:00 Uhr
«Ganoven-Gabi» gestorben

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Als 31-Jährige verteidigte sie Ernst von Weizsäcker vor Gericht, mit 78 Jahren heiratet sie ihren zweiten Ehemann. Mit 80 Jahren büffelte sie noch einmal Familienrecht an der Uni und noch vor sieben Jahren führte sie Gespräche mit Mandanten: Anwältin Gabriele Lehmann, genannt «Ganoven-Gabi« hielt sich mit der Arbeit jung – unser Bild zeigt sie an ihrem 80. Geburtstag.

Hart gearbeitet

«Mord und Totschlag und dazwischen Scheidungen«, so hatte Gabriele Lehmann an ihrem 90. Geburtstag im letzten Jahr ihr Leben als Strafverteidigerin beschrieben. Zum Ehrentag gratulierte ihr sogar der damalige Ministerpräsident Günther Beckstein. Er hatte in ihrer Kanzlei 1978 als «Junganwalt« gearbeitet – und weil er sich damals schon in der Politik engagierte, musste er die Akten eben nachts aufarbeiten.

In der Justiz erinnern sich viele Richter, Staatsanwälte und Verteidiger gerne an die Anwältin – dort trug sie den Ehrentitel «Ganoven-Gabi« – weil sie vor Gericht knallhart auftrat und engagiert für ihre Mandanten kämpfte.

An ihrer steilen Karriere als Anwältin hat sie hart gearbeitet: 1949 stand sie hochschwanger im Gerichtssaal und während ihres gesamten Berufslebens brannte von Montag bis Samstag täglich mindestens zehn bis zwölf Stunden das Licht im Büro.

«Sie schenkte sich selbst gar nichts.«

«Sie war nicht nur vor Gericht knallhart«, heißt es in ihrer Kanzlei, «sie schenkte sich selbst gar nichts.«

Die Kanzlei «Dr. Lehmann und Kollegen«, eine gelbe Villa in der Pirckheimerstraße, und die Juristerei waren ihr Leben. Dort schied sie erst vor sechs Jahren aus und setzte sich im Münchner Augustinum-Stift zur Ruhe. Gabriele Lehmann hatte mit dem Umzug nach München die Nähe zu ihrem Sohn, der Schwiegertochter und den drei Enkelkindern gesucht. Nächste Woche wird sie im Familiengrab am Johannis-Friedhof in Nürnberg beerdigt.