„Gastspiel“ in Fürther Galerien

17.10.2010, 13:15 Uhr
„Gastspiel“ in Fürther Galerien

© Ralf Rödel

„Die Wege zwischen den Galerien sind ganz schön weit. Aber es lohnt sich“, freut sich Tina Zachel, die mit zahlreichen anderen Kunstinteressierten durch die Ateliers tingelt. Ganz uneigennützig ist sie dabei nicht. Zachel träumt nämlich davon, einmal selbst eine Galerie zu eröffnen. In den Kunsträumen sind viele Leute unterwegs, die selbst kreativ tätig sind. Man trifft aber auch Sammler und Familien, die etwas für die Bildung zum Beispiel ihrer Kinder tun wollen.

Doch nun zu den eigentlichen Künstlern, die an den offenen Ateliertagen freilich die Hauptrollen spielen: Da wäre einmal Franz Janetzko, der Schiffe aus Stein auf Holzsockel gesetzt und Gebäude-Modelle als kleine Skulpturen aus Beton entworfen hat. Ob es sich dabei um Architektur im Mini-Format oder ironische Anmerkung zur Moderne handelt – das liegt ganz im Auge des Betrachters. Jedenfalls passen dazu auch gut die Fotografien seines Gastes Günter Derleth, der diese mit der Camera Obscura aufgenommen hat. Die Schwarz-Weiß-Fotos zeigen Mühlen und Sakralbauten in südlichen Gefilden.

In der Galerie nebenan überrascht Lutz Krutein mit der Installation „Shifting“, die Möbel und Haushaltsgegenstände in einem leeren Raum versammelt. Eine Lampe setzt zum Beispiel ein Sofa in Szene, das vor einer Wand steht, an der sich verschiedene Dinge stapeln.

Kunst wirft Fragen auf

Die Frage ist nun: Ist Enge gut, weil sie Geborgenheit verleiht oder Leere, weil sie Freiheit symbolisiert? Die Antwort könnte lauten: Eine freie Fläche, die eingebettet ist, wird oft als Luxus empfunden. Gedränge dagegen gilt als prekär und ist unbeliebt.

Kruteins Gast Anton Hantschel, der zum ersten Mal in Fürth dabei ist, hat dagegen einen eigenen Raum mit Zeichnungen bestückt, die er stimmig zur auffällig marmorierten Wand ausgewählt hat: Einige Gestalten könnten Musen sein, deren Körperformen von leichter Hand gemalt sind, die anderen Werke symbolisieren Grabplatten, die mit Sinnsprüchen versehen sind.



Recycling steht wie gewohnt im Atelier von Nicola Graefe im Blickpunkt. Aus Folien, Stoffresten, Plastiktüten und anderen Dingen, die man meist wegwirft, näht sie kleine Taschen, Schals und Lesezeichen zusammen. Alles wird übereinander gelegt und durch Freisticktechnik verbunden. Die Farben und Musterungen entstehen durch die sichtbaren Unterlagen.

Vera Bourgeois aus Frankfurt, die bei Graefe Unterschlupf gefunden hat, fotografierte in Kamerun Menschen in bestimmten Situationen und Landschaften – Ein Bildteppich also, der von Armut und Hoffnung, Freude und Not erzählt.

Comic-Sphäre

Wer die neue Wohnung von Annegret Hornik betritt, die sie anlässlich des „Gastspiels“ für alle öffnet, landet in einer Comic-Sphäre voller fröhlicher Mädchen und starker Frauen. Illustrative Striche außen, kräftige aber abgestimmte Farben innen. Diese modernen Feen wirken gegen Stress, schlechte Laune, Zerstreutheit und andere Übel unserer Zeit.

Daneben die außergewöhnlichen Fotografien von Tom Neumeier, ganz in Weiß: Ein weinendes Gesicht tritt hervor, ein Schuh, eine Stadt. Alles in gleißend klarem Licht aufgenommen.

Interessiert? Heute geht das „Gastspiel“ von 11 bis 19 Uhr weiter.