Gedenktafel der Polizei erinnert an acht getötete Kollegen

20.11.2015, 06:00 Uhr
Gedenktafel der Polizei erinnert an acht getötete Kollegen

© Foto: Benjamin Huck

Acht Namen stehen auf der Tafel. Namen von Polizeibeamten, die von Verbrechern getötet wurden. Dass der untere Teil der Platte noch Platz für weitere bietet, wirkt unheimlich. Muss die Liste irgendwann erweitert werden?

Das hofft niemand der Trauernden im Polizeipräsidium Mittelfranken. Viele der Anwesenden kannten die Opfer persönlich, fuhren mit ihnen Streife, lernten sie in der Ausbildung kennen oder können sich noch glasklar an die schrecklichen Ereignisse während des Dienstes erinnern, die sich, wie die Namen an der Tafel, ins Gedächtnis einprägten.

Theodor Hofmann ist einer der Opfer. Der Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) war in Nürnberg mit Kollegen einem Bankräuber auf der Spur. Die Fahndung am 24. April 1982 lief auf Hochtouren, die Polizei war dem Täter dicht auf den Fersen. Der 30-jährige Hofmann und sein Kollege stießen in der Werderstraße auf den Gesuchten. Die Beamten sprangen aus dem Auto, Hofmann brüllte: „Halt, stehen bleiben, Polizei!“ Der Verdächtige drehte sich um und gab sofort mehrere Schüsse aus seiner Elf-Millimeter-Pistole ab. Dann wendete der skrupellose Täter seine Waffe, schob den Lauf in seinen Mund und drückte ab. Der Gesuchte war sofort tot. Hofmann erlag einige Tage später seinen schweren Schussverletzungen.

Eine russische Armeepistole

Die Gedenktafel endet mit dem Namen Christian Trautner. Der Fall liegt 15 Jahre zurück und ereignete sich in Bubenreuth (Kreis Erlangen-Höchstadt).

Gedenktafel der Polizei erinnert an acht getötete Kollegen

© Archiv-Foto: Günter Distler

In der Nacht zum 12. Oktober 2000 verfolgten der Streifenbeamte und sein Kollege einen Ford Sierra, der rücksichtslos durch die Ortschaft raste. Der Ford krachte mit den Vorderreifen gegen einen Randstein, die Reifen waren platt, der Wagen blieb stehen.

Mit gezogenen Schusswaffen näherten sich die Polizisten dem Pkw und forderten den Fahrer auf, auszusteigen. Die Autotüre ging auf, der bis dahin Unbekannte zog eine russische Armeepistole vom Typ Makarov und eröffnete sofort das Feuer. Für Trautner kam jede Hilfe zu spät, sein Kollege wurde im Kugelhagel schwer verletzt. Der Täter überlebte nach mehreren Notoperationen. Später stellte sich heraus, dass die Beamten auf einen Schwerverbrecher stießen, der Monate zuvor aus einer psychiatrischen Einrichtung geflüchtet und in Nürnberg untergetaucht war.

Neue Schutzwesten für Beamte

Die entsetzliche Tat hatte Folgen. Das bayerische Innenministerium ließ neue Schutzwesten beschaffen. Die alten waren schwer und träge, sie blieben beim Dienst meist im Kofferraum liegen. „Die Westen, die dann kamen, waren individueller und komfortabler“, erklärt Rainer Nachtigall, Vizechef der Deutschen Polizeigewerkschaft in Bayern. Sie haben bis heute einige Leben gerettet. Doch eine absolute Sicherheit bieten sie nicht.

In München wurde ein Polizist trotz Weste von Kugeln tödlich getroffen, weil der Täter in einem Treppenhaus dem Beamten von oben in den Kragen schoss. Auch der Polizist Matthias Vieth, der im Oktober 2011 in Augsburg getötet wurde, trug diese Weste. „Sie hält Kugeln bis zu neun Millimeter ab. Die Täter schossen aber mit schweren Waffen“, so Nachtigall.

„Die Rechtsbrecher werden immer brutaler“, sagt Polizei-Vizepräsident Roman Fertinger. Er hofft, dass der Platz im unteren Teil der Gedenktafel noch lange frei bleiben wird.

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