Gefluteter Frankenschnellweg? Ideen zur Kulturhauptstadt

22.4.2019, 05:11 Uhr
Der "Nürnberg-Fürther Volkskanal" soll bei der Kulturhauptstadtbewerbung punkten: Seine Ideengeber wollen den Frankenschnellweg fluten und an den Ufern Gartenparzellen und Fahrradwege bauen.

© Michael Matejka Der "Nürnberg-Fürther Volkskanal" soll bei der Kulturhauptstadtbewerbung punkten: Seine Ideengeber wollen den Frankenschnellweg fluten und an den Ufern Gartenparzellen und Fahrradwege bauen.

Ein mobiles Fundbüro, eine Comicproduktion über Gostenhof im Zweiten Weltkrieg, Inklusionsschwimmen – das sind nur drei von 95 Vorschlägen, die beim "Open Call" derzeit zur Abstimmung auf einer Online-Plattform stehen. Privatleute, Künstler und Vereine haben sie eingereicht; die zehn mit den meisten Stimmen – drei Gewinner werden von einer Jury gekürt – bekommen bis zu 5000 Euro Preisgeld und Hilfe bei der Umsetzung.


Bewerbung als "Kulturhauptstadt": So will Nürnberg überzeugen


Mit dem Wettbewerb will die Stadt Nürnberg ihre Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025, die sie im Herbst abgeben will, begleiten. Der erste Versuch stieß im vergangenen Sommer auf viel Resonanz. Das Bewerbungsbüro beschloss damals sogleich eine Wiederholung. Die Aktionen sollen möglichst gemeinnützig und weltoffen sein.

Ob das auf alle Wettbewerber zutrifft, darf das Publikum entscheiden. Der Bildhauer Christian Rösner möchte beispielsweise auf einem Nürnberger Platz vorübergehend einen "Stammbaum" errichten, an dem Bürger Selbstporträts aus Ton aufhängen und sich einen Wahlverwandten aus der Stadtgeschichte aussuchen können. Andere Teilnehmer schlagen einen Wald aus Maibäumen der Dörfer rund um Nürnberg vor oder die Gründung einer satirisch-kritischen "Nürnberger Narrenpartei". Aktivisten einer "Church of Knödel" wollen auf dem Hauptmarkt oder in einem Park ein gemeinschaftliches Kloßessen veranstalten. Tanzpädagogen haben sich ein öffentliches Massentanzen zur Techno-Version von Richard Wagners "Meistersingern" ausgedacht.

Mehrere Vorschläge gibt es zum Reichsparteitagsgelände: Der Stadtseniorenrat denkt an ein buntes Nationen-Festival, eine jüngere Gruppe an ein Fest für elektronische Musik. Wieder andere Musikfreunde möchten hier eine "Ode an das Miteinander" als Flashmob aufführen. Aber auch irrwitzig klingende Beiträge haben bereits Stimmen gesammelt, etwa der "Nürnberg-Fürther Volkskanal". Seine Ideengeber wollen den Frankenschnellweg fluten und an den Ufern Gartenparzellen und Fahrradwege bauen.

Grundeinkommen verschenken

Der Fotograf Ludwig Olah wiederum hatte einen heiteren Einfall. Nach dem Vorbild des bedingungslosen Grundeinkommens würde er die 5000 Euro der Stadt Nürnberg an 100 zufällig ausgewählte Nürnberger verteilen und ihre Reaktionen dokumentieren. Die Beschenkten könnten selbst entscheiden, ob sie den Fünfziger für sich selbst behalten und zum Beispiel in Bier umsetzen oder in der Gruppe investieren wollen, etwa in einen Spitzenstürmer beim Club, schreibt Olah.

Öffentliche Bandproben, Lesungen, ein Opernprojekt im Seniorenheim und blumenförmige Sitzgelegenheiten für die Fußgängerzonen – der zweite "Open Call" zeigt sich musikalisch und kreativ. Spitzenreiter bei der Stimmenvergabe ist derzeit ein Begegnungsprojekt der Wilhelm-Löhe-Schule für Flüchtlingskinder. Und sogar die Skeptiker der Kulturhauptstadt-Bewerbung machen mit: Der Musikverein bewirbt sich im "Open Call" mit der Aktion "No2025", ein Diskussionsforum für kritische Stimmen.

Die Abstimmung läuft noch bis zum 5. Mai auf opencall.n2025.de

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