Geißlinger: Rasen mit dem Motorrad, schlafen im Auto

15.11.2012, 00:00 Uhr
Geißlinger: Rasen mit dem Motorrad, schlafen im Auto

© Johnston

Rund 25 Maschinen nennt der bald 65-Jährige Karlheinz Geißlinger inzwischen sein eigen. Fünf sind dabei im Museum Industriekultur ausgestellt, acht hat er in Nürnberg. Die übrigen zwölf stehen in Langenzenn-Burggrafenhof, in einem Bauernhof. Dort ist auch seine Werkstatt untergebracht.

Früher hat Geißlinger die Motorräder „gebraucht gekauft und anschließend versucht, sie zu verbessern“, erzählt er. Heute baut er die Zweiräder in der Regel selbst auf, gemeinsam mit seinem Weggefährten Norbert Schmidt, „der handwerklich sehr gut drauf ist“. Sie sind auch schon wieder dabei, die nächste Maschine neu aufzubauen, eine 500er-Honda, einen Prototypen. „Da sind wir schon drüber“, sagt Geißlinger. Es handele sich dabei um ein Serien-Motorrad aus dem später ein Zweirad für die Langstrecke entwickelt worden sei und das dort auch triumphierte. Ein Foto dient Geißlinger und Schmidt im Übrigen dabei als einzige Vorlage. „Das ist eine Herausforderung“, weiß Geißlinger.

In diesem Jahr kam der Nürnberger erneut in zwei Klassen auf das Treppchen: In der Klasse U (250 ccm Zweitakt und 350 ccm Viertakt) wurde er mit seiner 42 PS starken Yamaha, Baujahr 1977, Zweiter und in der Kategorie V (bis 500 ccm) mit seiner Hercules W 2000, einer Maschine mit Wankelmotor, 35 PS stark, Dritter – in der Deutschen Historischen Meisterschaft, versteht sich. „Es geht hier um Gleichmäßigkeit, aber Du musst dennoch voll fahren“, erklärt er.

Geißlinger möchte im nächsten Jahr weitermachen, „weil es mir einfach Spaß macht“. Vermutlich wird er seine Hercules 2013 „nicht mehr so stark heran nehmen. Denn ich möchte mir bei der Maschine aus meiner Heimatstadt und meiner Jugend keinen Motorschaden leisten.“ Geißlinger möchte stattdessen eine mit 50 PS stärkere Yamaha in der großen Klasse einsetzen.

Aber Geißlinger fährt nicht nur Motorrad, sondern versucht auch immer wieder, Teile weiterzuverkaufen, um seine Rennleidenschaft zu finanzieren. Zwölf Veranstaltungen hat er in diesem Jahr bestritten, was 400 bis 500 Euro pro Veranstaltung verschlingt — „wenn nichts kaputt geht“.

Hinzu kommt der Besuch auf der einen oder anderen Motorrad-Schau, um etwas zu ver-, aber auch zu kaufen. Um Geld zu sparen übernachtet er auch nicht im Hotel, sondern schläft in seinem Van. Selbst nach der Meisterfeier änderte er seine Angewohnheit nicht. „Es war zwar schon ein bisschen kalt, aber nach einer fröhlichen Feier wird einem warm, da passt das schon“, schmunzelt er.

Auch im nächsten Jahr aktiv

Geißlinger fährt aber nicht nur gerne selbst, sondern bietet auch jungen Leuten die Möglichkeit, es zu versuchen. So hat der Nürnberger einen Aufruf in einem Zweiradheft und in einem Landkreismagazin gestartet, in dem er junge Leute dazu eingeladen hat, mit einem seiner Motorräder zu fahren. Der Hintergrund: Der Verband möchte Mädchen und Jungen bis 21 Jahren den Sport näher bringen und verlangt von diesen kein Nennungsgeld, immerhin 160 Euro, wenn sie es einmal versuchen wollen.

Geißlinger übernimmt außerdem kostenlos den Transport und bietet gebenenfalls ein Schlafplatz in seinem Van an. Mit Patrick Steigerwald hat ein Nürnberger auch einen ersten Versuch gewagt, ob er weitermacht, steht noch nicht fest. Geißlinger: „Ich habe zwar kein Geld übrig, aber ich habe Motorräder.“
 

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