Gemeinsame Musik besser als Konkurrenz beim Sport

9.5.2019, 08:00 Uhr
Gemeinsame Musik besser als Konkurrenz beim Sport

© Roland Fengler

Draußen hört man nur ein Trommeln, dann ein Trampeln, plötzlich erklingt das Klavier. Betritt man den großen Saal der Musikschule in der Kulturwerkstatt auf AEG, bewegen sich Tänzer über die Bühne, eine Gruppe spielt Musik. Am Mittwoch wird noch fleißig geübt. Donnerstag und Freitag zeigen die Schüler dann Eltern und Mitschülern, was sie beim Mubikin-Projekt gelernt haben – und das kann sich sehen lassen.

Das Stück, das die Schüler aufführen, ist exemplarisch für das, was Mubikin vermitteln will. "Königin der Farben" heißt es und erklärt in erster Linie die Wirkung der unterschiedlichen Farben auf das Gemüt. Die Königin darin genießt aber nicht nur ein blaues Wellenbad inmitten von Tänzern oder freut sich über ein sonniges Gelb. Nein, sie muss auch gegen ein tristes Grau kämpfen, das alles Bunte überdeckt. Am Ende schafft es die Königin der Farben, ist die Welt wieder bunt, alle sind glücklich. Zusammen singen sie das Farbenlied.

Jede Menge Selbstvertrauen

Die Kindern – die Schüler der 3b des Sonderpädagogischen Förderzentrums – spielen Theater und tanzen, die 4c der Grundschule Knauerstraße sorgt für die Musik – haben aber nicht nur Spaß dabei und genießen die Abwechselung zum herkömmlichen Unterricht. Sie gewinnen auch jede Menge Selbstvertrauen. Ob sie vor den Aufführungen nervös ist? "Nein", sagt Yüxin, "eigentlich nicht. Wir haben ja viel geübt." So viel sogar, dass wenn ein Schüler ausfällt, die Instrumente auch getauscht werden können.

Möglich macht das das Projekt Mubikin (Musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche in Nürnberg). Zum Schuljahr 2011/12 ging es an zwei Schulen an den Start. Mittlerweile profitieren 3400 Kinder in acht Schulen und 41 Kindergärten davon. Die Kinder bekommen schon im Kindergarten Musikunterricht, in den ersten beiden Grundschuljahren wird weiter miteinander musiziert. Zusammen mit Musikpädagogen.

Xylophon, Congas, Triangel

"Die Schulen verpflichten sich, Anschlussangebote anzubieten", erklärt Mark Derbacher, bei der "Stiftung Persönlichkeit", die das Projekt mitfinanziert, zuständig für Kommunikation. Und genau so ein Anschlussprojekt ist das Stück "Königin der Farben". Die Kinder, die hier Xylophon, Congas, Triangel, oder den brasilianischen Musikbogen Berimbau spielen, machen das nicht erst seit kurzem.

Neben Selbstvertrauen und musikalischer Bildung geht es bei dem Projekt aber noch um etwas anderes: Inklusion und Integration. Wüsste man es nicht, man würde bei der Generalprobe nicht merken, dass hier Schüler aus einer Grundschule und einer Förderschule auftreten. "Gemeinsam Musik zu machen ist schöner, als gegeneinander Sport zu machen, bei dem einer verliert und einer gewinnt", sagt Derbacher. Und gemeinsam treten die beiden Klassen auch auf. Eine Gruppe musiziert, die andere bewegt und spielt zum Rhythmus – ein Musiktheater aber entsteht nur durch die Zusammenarbeit.

Seit Mubikin an den Start gegangen ist, haben rund 4500 Kinder davon profitiert. Die Verantwortlichen würden das Projekt gern ausweiten und in weiteren Schulsprengeln anbieten. Das jedoch scheitert bislang noch am Geld. Wer Mubikin unterstützen möchte, der muss übrigens noch nicht einmal extra spenden. Man kann auch einfach am Adventssingen am 23. Dezember im Stadion teilnehmen. Mit jeder verkauften Karte wird dort auch heuer wieder ein soziales Projekt unterstützt. Diesmal ist es Mubikin.

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