Geschichte statt Fernsehen am Nachmittag

29.6.2009, 00:00 Uhr
Geschichte statt Fernsehen am Nachmittag

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Spätestens als feststand, dass die Zehnt- und Elftklässler tatsächlich einen der Landessiege errungen haben, war Ruhe. «Alle meckernden Freunde haben urplötzlich die Klappe gehalten», erinnert sich Katja. Zuvor haben sich die acht Gymnasiasten schon manches von den Mitschülern anhören müssen: «Wie kann man denn bei sowas mitmachen?» oder «Könnt ihr mal von was anderem als dem Wettbewerb reden?»

Insgesamt fünf Monate hat die geschichtsinteressierte Gruppe mit Lehrer Hans-Martin Kühl an ihrem Projekt gearbeitet. «Es ging darum, eine regionale, geschichtliche Bekanntheit nach den Gesichtspunkten ,verkehrt, verkannt, vergessen‘ zu untersuchen», erklärt Martin.

Als Erlanger suchten sie sich Oberst Werner Lorleberg aus, der in den letzten Kriegstagen 1945 die Stadt Erlangen vor der Zerstörung durch die amerikanischen Truppen bewahrte. Er hatte die Stadt kampflos übergeben. «Allerdings gibt es in unserer Gruppe unterschiedliche Meinungen darüber, ob der Wehrmachtsoffizier nun ein Held war oder nicht», sagt Franziska. Denn obwohl er die Stadt und ihre Bewohner rettete, war er auch ein Nazi.

Acht Wochen lang recherchierten die jungen Historiker über Lorleberg, lasen in Büchern des Stadtarchivs und der Unibibliothek, sprachen mit Zeitzeugen, einem Professor und Studenten, schrieben Briefe – sogar an die Bundeswehr. Dann entschieden sie sich dafür, eine schriftliche Arbeit abzugeben anstelle eines Films oder Hörbuchs. Außerdem in dem Paket: Eine CD mit Bildern ihrer Schul-Ausstellung zu Lorleberg. Die erste Adelung der Arbeit kam prompt, als das Erlanger Stadtmuseum darum bat, die Ausstellung auch bei sich aufzubauen.

«Es gab trotzdem auch Momente, in denen wir dachten: Das schaffen wir nicht bis zur Abgabe», erzählt Stefanie. Also wurde noch mehr an dem Projekt gearbeitet, regelmäßig in den Schulpausen «Kriegsrat» abgehalten. «Ab und an haben wir uns auch mal in die Haare bekommen. Insgesamt hat es uns aber richtig zusammengeschweißt», sagt Leonie. Und Martin findet sogar, dass die acht «wie eine kleine Familie» geworden sind. «Am schönsten war es, die Arbeit endlich abzugeben. Und natürlich der Jubel, als wir wussten, dass wir tatsächlich gewonnen hatten!» CHRISTOPH BENESCH

Weitere Sieger aus der Region: Max-Grundig-Schule und Helene-Lange-Gymnasium Fürth, Adalbert-Stifter-Schule Nürnberg, Gymnasium Fridericianum Erlangen und Dietrich-Bonhoeffer-Realschule Neustadt. Mehr Infos gibt‘s im Internet unter www.geschichtswettbewerb.de und www.szene-extra.de