Gesundheitsminister im Podcast "Horch amol": "Druck ist unglaublich hoch"

24.2.2021, 16:08 Uhr

Den anfänglichen Hinweis von NN-Chefredakteur Michael Husarek auf "leicht chaotische Zustände" pariert Klaus Holetschek im Podcast mit dem Hinweis, dass es für das Virus "kein Drehbuch und keine Blaupause gibt". Der bayerische Gesundheitsminister zeigt sich zwar durchaus offen für Kritik, verweist aber auch darauf, dass die Politik in diesem Fall von Dingen abhängig sei, die man "selbst nicht im Griff habe". Beispielsweise die Mutationen des Coronavirus, die derzeit für Unsicherheit sorgen. Niemand könne vorhersagen, wohin sich die Ansteckungszahlen noch entwickeln, deshalb sei es richtig, sehr vorsichtig zu agieren.

Wenn etwas schlecht läuft, wie etwa die Unterbrechung der Lieferketten bei den Impfstoffen, sei das ärgerlich. Aber "dann müssen wir daran arbeiten und jeden Tag besser werden", sagt Holetschek. So habe Bayern in Sachen Schnelltests frühzeitig reagiert und könne damit - nach der Freigabe durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte - bereits Anfang März großflächig starten.

Dass die Schulen in Nürnberg wegen eines Inzidenzwertes von unter 100 geöffnet wurden und einen Tag später wegen eine knappen Überschreitung wieder schließen mussten, darüber ist der Minister genau so wenig glücklich wie die Eltern und Schüler. Der nun eingeführte Karenztag soll helfen, Entscheidungen nicht mehr von heute auf morgen treffen zu müssen, meint Holetschek.


Klaus Holetschek übernimmt das Gesundheitsministerium


Die jetzt ins Auge gefassten Öffnungsszenarien für diverse Branchen sieht er als weiteren wichtigen Schritt. "Wir wissen, dass der Druck unglaublich hoch ist", sagt Holetschek. Doch die Erwartungshaltung der Bürgerinnen und Bürger dürfe nicht dazu führen, dass der Glaube entsteht, "wir sind mit dem Thema durch". Wie Ministerpräsident Markus Söder auch, plädiert er für eine "Öffnungsmatrix", die sich nicht "ganz genau an konkreten Zahlen orientiert", so dass sich "Ermessensspielräume eröffnen". Gleichzeitig sei klar, dass beispielsweise bei sprunghaft steigenden Zahlen sofort reagiert werden muss, damit es nicht zur "Pandemie in der Pandemie" komme.

Holetschek hält Berg-Absage für richtig

Auf die Frage, was in kommenden Wochen und Monaten ermöglicht werde, hält sich der Gesundheitsminister weitgehend bedeckt und spricht von einem "Blick in die Glaskugel". Am Beispiel Großbritannien mag er sich zumindest nicht orientieren. Allein die Höhe der Impfquote gebe momentan noch keinen Aufschluss darüber, ob die Infektionswelle damit gestoppt sei. Holetschek rät weiter zur Vorsicht, zumindest solange bis klar ist, ob Geimpfte den Virus dennoch weiterverbreiten können oder nicht. Die Absage der Bergkirchweih erscheint ihm in diesem Licht richtig. Ob das Oktoberfest stattfinden kann, darauf will und kann er keine Antwort geben.

Was die Impfreihenfolge betrifft, zeigt der Minister wenig Verständnis für "Impfdrängler". "Man sollte sich dann impfen lassen, wenn man dran ist", lautet seine Devise, ohne dabei auf Einzelfälle wie den Gunzenhäuser Bürgermeister Karl-Heinz Fitz eingehen zu wollen. Lediglich ein "zwischen Vorbild und vordrängeln ist es manchmal ein schmaler Grat", war ihm in der Sache zu entlocken. Er selbst würde sich sofort mit dem Impfstoff von AstraZeneca impfen lassen, aber eben sobald er an der Reihe ist, betont Holetschek. Dass der Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens etwas in Verruf geraten ist, bedauert er. Von der Wirksamkeit ist er nach wie vor überzeugt.

Ebenfalls skeptisch äußert sich der Minister zu der Forderung von Impfprivilegien für bereits Geimpfte. Er halte es für wenig sinnvoll, "wenn wir diesen Menschen Vorteile ermöglichen", sagt Holetschek. Die Solidarität der Gesellschaft bleibe wichtiger Bestandteil der Pandemiebekämpfung, wenngleich niemand gerne auf etwas verzichte. Die bislang "gemeinsam erreichten Erfolge" möchte keinesfalls leichtfertig aufs Spiel setzen. Doch hören Sie selbst...

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