Glückliches Kinderleben

25.1.2016, 17:32 Uhr
Glückliches Kinderleben

© Foto: privat

Bereits 2014 hatte das Geschichtsarchiv mit der Ausstellung „Langwasser im Wandel“ das sich verändernde Gesicht des Stadtteils gezeigt. „Die Besucher äußerten damals häufig den Wunsch, mehr Bilder aus den Anfangsjahren von Langwasser sehen zu wollen“, sagt Edith Schroth, die mit ihrem Ehemann Alfred, Vera Weisbach und Manfred Hoersch den harten Kern der Aktiven im Geschichtsarchiv bildet. Also hat die Gruppe von Ehrenamtlichen gemeinsam die Idee entwickelt, sich dem Thema Kindheit in den 1950er Jahren zu widmen.

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Sie nutzte ihr mittlerweile beachtliches Netzwerk von Unterstützern im Stadtteil, um Material zu sammeln. 15 Privatpersonen stellten schließlich alte Fotos und Erinnerungsstücke aus ihrer Kindheit zur Verfügung. Herausgekommen ist eine Ausstellung mit knapp 100 Bildern. Diese sind thematisch geordnet, zeigen etwa den ersten Schultag, das Familienleben der Kinder in den Baracken und ersten Siedlungen oder die Sommerfrische im Garten. Da sind etwa Edith und Elisabeth mit den Schultüten zu sehen, die kleine „Atsi“ in der Zinkbadewanne oder „Tante“ Anni Zimmermann, die sich damals als Sozialarbeiterin für das Valka-Lager um die Kinder und Jugendlichen kümmerte. „Die war sehr resolut“, erinnert sich Vera Weisbach.

Der Fotograf Manfred Hoersch hat viel Zeit und Mühe in die Aufbereitung der größtenteils doch recht kleinformatigen Privatfotos investiert, um sie in der Ausstellung in ansprechender Größe und Qualität zeigen zu können. „Da stecken pro Bild bis zu drei Stunden Arbeit drin“, betont er. Bewusst wurden der Hintergrund und die Beschriftung der in 56 Rahmen präsentierten Motive so gewählt, dass die Anmutung eines alten Fotoalbums entsteht. „Wir hoffen, dass wir Besucher ansprechen, die in der Zeit der 1950er Jahre ihre Kindheit in Langwasser verbracht haben“, sagt Hoersch.

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Aber auch für Jüngere aus anderen Stadtteilen lohnt sich der Besuch der Ausstellung auf jeden Fall, bietet sie doch erstaunlich aktuelle Bezüge. Ergänzt werden die Fotos nämlich durch Aufsätze aus einer Klassenarbeit von Schülerinnen einer 8. Klasse der Adalbert-Stifter-Schule aus dem Jahr 1962, die sich mit Langwasser befassen. Darin wird anschaulich geschildert, dass sich Deutsche und Ausländer damals zuerst eher skeptisch gegenüberstanden, sich sogar voreinander fürchteten, später aber die gegenseitigen Vorurteile überwanden und zu einer Gemeinschaft zusammenwuchsen. „Die jetzt unter uns lebenden Ausländer wollen ja hier bleiben und arbeiten jetzt auch wie wir. Die Kinder unterscheiden sich überhaupt nicht so sehr von uns, ebenso wie die jungen Leute“, schreiben etwa Ursula Giering und Bruna Ramerth in ihrem Aufsatz.

„Alle waren Flüchtlinge, das hat verbunden“, sagt Vera Weisbach. „Man konnte in Langwasser wunderbar spielen, wir hatten zwar wenig Spielzeug, aber es gab viele Freiflächen“, erinnert sich Edith Schroth. Dieses Kinderglück spiegelt sich auch in den ausgewählten Bildern wider.

In einer Vitrine werden überdies Andenken von Stadtteilbewohnern wie eine Puppe, eine Strickliesel oder eine Dampfmaschine gezeigt. Im Begleitprogramm sind Spielenachmittage für Kinder und Senioren mit Spielen aus den 1950er Jahren, die jedoch bereits ausgebucht sind. Partner ist der Ali Baba Spieleclub.

Wer gut erhaltene Spiele aus der Zeit leihweise beisteuern kann, möchte sich beim Geschichtsarchiv unter Telefon 86 46 20 melden. Sonderführungen durch die Ausstellung (bis 8. April im Lichthof zu sehen) sind für Gruppen nach Absprache im Gemeinschaftshaus, Glogauer Straße 50, möglich. Vernissage ist am Freitag, 22. Januar, um 19 Uhr.

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