"Goodbye Elterntaxi": Neue Aktion macht Druck auf Eltern

8.4.2019, 15:15 Uhr

© Christian Barz

Matthias Penkala, Regionalbeauftragter des ACE Bayern, hält Klemmbrett und Kuli bereit. Ebenso wie seine drei Mitstreiter beobachtet er an diesem Montagmorgen genau, wie viele Eltern ihre Kinder im Auto vor die Grundschule in der Siedlerstraße kutschieren. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Burkert, Schirmherr der Aktion in Bayern, verteilt reflektierende Westen. Er ging in Zabo zur Schule, kutschiert worden sei er nicht. Auch seine eigenen zwei Kinder hätten nie im Elterntaxi gesessen, sagt er.

Elterntaxi ist längst zum Reizwort geworden. "Bundesweit wird im Schnitt jedes fünfte Kind zur Schule gefahren“, sagt Penkala. Und darf sich nicht selber auf den Tretroller schwingen, Rad fahren oder einfach zu Fuß mit Klassenkameraden laufen. "Es ist aber nicht so, dass die Kinder ungern zu Fuß gehen“, sagt die Rektorin der Siedlerschule, Sabine Wolf, "es sind die Eltern, die sich dafür entscheiden, das Auto zu nehmen." Weil sie es eilig haben und gleich weiterfahren ins Büro. Oder weil sie befürchten, dass ihren Kindern auf dem Schulweg etwas passiert. Die erfahrene Lehrerin findet das besonders bedenklich: "Eltern, die immer fahren, vermitteln ihren Kindern, dass sie es ihnen gar nicht zutrauen, den Schulweg alleine zu schaffen.“

Penkala führt eine Strichliste, jedes Elterntaxi wird notiert. Den ersten Strich bekommt ein Opa, der seine Enkelin mit dem Kleinwagen bringt. "Wir wohnen weit weg, mit dem Auto brauchen wir schon sieben Minuten", begründet er den Chauffeurservice für die Erstklässlerin. Die Mama könne sie nicht bringen, weil sie das jüngere Geschwister für den Kindergarten fertig machen müsse. Strich Nummer zwei: Eine junge Mutter hetzt vorbei, sie habe ein besseres Gefühl, wenn ihre Tochter nicht läuft, sagt sie schnell. Die Aktiven vom ACE sehen Eltern, die schnell im Halteverbot parken. Andere lassen den Nachwuchs an der relativ dicht befahrenen Siedlerstraße so aussteigen, dass die Autos unmittelbar an ihnen vorbei rauschen. Andere parken auf dem Gehweg oder an der Haltestelle des Schulbusses.

Die Bilanz dieses Morgens: Zwölf Kinder sitzen im Elterntaxi. Das sind gerade mal sechs Prozent aller Schüler, also viel weniger als im Bundesdurchschnitt gefahren werden. Es gibt Grundschulen in Nürnberg, an denen der elterliche Fahrservice ein größeres Problem ist. In der Wandererstraße etwa sind die vielen Autos in der beengten Sackgasse ein massives Ärgernis.

Der ACE wird bis Juli in Nürnberg vor drei bis vier Schulen nachzählen, wie viele Kinder im Auto kommen. Anschließend erfolgt eine Auswertung der bundesweiten ACE-Aktion. "Je früher Kinder das richtige Verhalten üben, desto sicherer bewegen sie sich im Straßenverkehr“, sagt Penkala. Wer sein Kind zur Schule kutschiert, beraube es dieser wertvollen Erfahrung. Ist der Weg zur Schule weiter, rät er Eltern, 500 Meter von der Schule entfernt zu parken und den Sprössling zumindest die letzten Meter zu Fuß gehen zu lassen. Wie man vor der Siedlerschule sieht: Spaß macht es den Grundschülern auf alle Fälle, wenn sie schon vor dem Unterricht auf dem Weg mit Freunden quatschen können.

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