Grenzenloser Spaß ganz ohne Schiedsrichter

21.9.2009, 00:00 Uhr
Grenzenloser Spaß ganz ohne Schiedsrichter

© Rauh

Da das Turnier eine Art Vorrunde für die europäische Meisterschaft darstellt, die vom 24. bis 27. September in London stattfindet, bleibt den Münchner Männern nun alles offen. «Vor vier Jahren wurden wir Siebter. Diese Platzierung wollen wir diesmal mindestens erreichen. Wenn wir das geschafft haben, ist nach oben alles drin», erklärt Veitl, der gleichzeitig Organisator des Turniers ist, enthusiastisch und nimmt einen weiteren großen Schluck.

Ultimate Frisbee, das ist Rü Veitls Leidenschaft. Eine Sportart, die hierzulande relativ unbekannt ist, obwohl die Regeln leicht zu erklären sind. Beim sogenannten «Ultimate» stehen sich zwei Teams mit jeweils sieben Spielern gegenüber.

Gespielt wird auf einem Feld von der Länge und der halben Breite eines Fußballfeldes. Ziel des Spieles ist es, durch Zupassen – ohne mit der Scheibe in der Hand zu laufen – diese in der gegnerischen Endzone zu fangen und damit einen Punkt zu erzielen. Der Werfer mit der Scheibe hat mindestens zehn Sekunden Zeit weiterzuspielen, für ihn ist dabei jedoch nur ein Sternschritt erlaubt. Alle anderen Spieler dürfen sich frei bewegen. Landet ein Pass auf dem Boden, im Aus oder wird er von der gegnerischen Mannschaft abgefangen, wechselt der Scheibenbesitz («Turnover»), und das andere Team greift sofort an. Gewonnen hat, wer zuerst elf Punkte erreicht, wobei der Abstand zum gegnerischen Team mindestens zwei Punkte betragen muss.

«Das Besondere an der Sportart ist die unglaubliche Fairness», sagt Veitl und beginnt schon fast zu schwärmen. «Wir kommen komplett ohne Schiedsrichter aus. Und es funktioniert super, weil sich jeder an die Regeln hält. Fair Play ist oberstes Gebot, das gefällt mir so gut daran. Und natürlich die Art von Menschen, die diesen Sport betreibt. Es wird gemeinsam gefeiert und gesungen. Wir halten zusammen wie eine Familie.»

Den enormen Teamgeist konnte man vor allem im Endspiel zwei Stunden zuvor sehen, als sich die Woodies, die aus Spielern zwischen 20 und 42 Jahren zusammengesetzt sind, gegen die Mainzer «Feldrenner» ein packendes Duell lieferten.

Bis zum Schluss stand die Partie auf Messers Schneide, doch die Spieler, die gerade nicht im Einsatz waren, feuerten ihre Kollegen unermüdlich lautstark an. «Auf geht’s Woodies», tönte es aus der einen Ecke, während einige nassgeschwitzte Männer auf der anderen Seite schon fast heiser «Loos, Feldrenner!», brüllten. Für einen kurzen Moment wurde es jedoch ruhig, als zwei gegnerische Spieler zusammenstießen, doch die Männer klärten den Konflikt schnell untereinander. Zwei Minuten später ging es schon wieder weiter. Als die Woodies am Schluss mit 15:13 Punkten den Sieg holten, stellten sie sich im Kreis auf und feierten sich.

Schnelligkeit und Erfahrung sind gefragt

«Die Taktik macht viel aus und vor allem kommt es auf eine gute Mischung aus Schnelligkeit, Athletik und Erfahrung an. Die haben wir im Team», sagt Veitl. Das Frisbee-Urgestein, das vor 20 Jahren seine Mannschaft gegründet hatte, sitzt immer noch auf der Terrasse und genießt die Sonnenstrahlen. Während viele Frisbee-Teams am Sportzentrum der Universitäten entstehen, erfuhr Veitl von der Sportart durch Kanadier, die zu Gast bei seinem ehemaligen Sportverein waren, wo er zunächst Fußball spielte. Sein Vorhaben wurde zu einem Selbstläufer; schnell hat sich die neue Trendsportart herumgesprochen. Seitdem läuft’s gut für Veitl und sein Team. Das sieht man nicht zuletzt an der guten Platzierung bei den vergangenen europäischen Meisterschaften.

Doch für seine Mission, Ultimate Frisbee auch in Deutschland bekannt zu machen, ist noch einiges an Anstrengung nötig. «Auf anderen Kontinenten, unter anderem den USA, wo Ultimate von amerikanischen Studenten erfunden wurde, ist die Sportart sehr bekannt. Hier ist das aber sehr schwierig. Doch ich bin mir sicher, dass Ultimate auch in Deutschland am Kommen ist, denn es wird zunehmend in den Schulsport aufgenommen», sagt Veitl und grinst.

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