Großer Abriss im Norden Nürnbergs: Die GfK ist weg, was kommt?

18.2.2021, 05:25 Uhr
Von dem früheren GfK-Komplex am Nordwestring ist nur noch das Skelett übrig. Seit Oktober laufen die Abbrucharbeiten.

© Roland Fengler, NN Von dem früheren GfK-Komplex am Nordwestring ist nur noch das Skelett übrig. Seit Oktober laufen die Abbrucharbeiten.

Die Abrissarbeiten sind in vollem Gange. Sie laufen bereits seit Oktober. Mittlerweile ist von dem GfK-Gebäude nur noch das Skelett übrig – umgeben von Schutthalden. Das Marktforschungsinstitut hatte 2020 sein neues Hauptquartier im Kohlenhof bezogen. Spätestens bis Ende Juni sind die Arbeiten auf dem Gelände abgeschlossen.

Auf dem 15.000 Quadratmeter großen Areal am Nordwestring soll bis Anfang 2024 die neue Umweltbank-Zentrale entstehen. Der Baubeginn ist für Ende 2021 geplant. Goran Bašić, Mitglied des Vorstands, spricht von einem "ökologischen Vorzeigeobjekt". Er betont: "Mit der Projektentwicklung wollen wir bewusst ein Zeichen für die Vereinbarkeit von Umweltbewusstsein, wirtschaftlichem Erfolg und bezahlbarem Wohnraum setzen."

Die Abrissarbeiten schreiten voran.

Die Abrissarbeiten schreiten voran. © Stefan Hippel

Die Pläne reichen weiter: Auf dem Areal soll bis Anfang 2025 ein "nachhaltiges Stadtquartier" wachsen, informiert Florian Schultz, ein Sprecher der Umweltbank. "Wir wollen einen Mehrwert für rund 1000 Menschen schaffen, die hier leben und arbeiten." Das Firmengebäude an der Ecke Nordwestring/Bielefelder Straße nimmt knapp ein Viertel des Geländes ein.

Die Fassade soll teilweise begrünt und für die Energieerzeugung mit Photovoltaik genutzt werden. Die vorliegenden Architektenentwürfe sehen eine naturnahe Gestaltung vor allem im Bereich der Innenhöfe vor, fährt er fort.

Radfahrer im Blick

Die geplante Verkehrsanbindung sei besonders auf Fahrradfahrer zugeschnitten. "Wir wünschen uns eine möglichst direkte Zufahrtsmöglichkeit für alle Radfahrenden. Dafür prüfen wir zum Beispiel, wie wir den Radweg unmittelbar an unseren Fahrradkeller anbinden können", so Schultz. "Aber wir befinden uns noch mitten in der städtebaulichen Planung."

Daher sei es für detaillierte Aussagen noch zu früh. Neben dem Firmensitz entstehen Mietwohnungen, darunter geförderter Wohnungsbau, ein Studentenwohnheim, eine Kita, Geschäfte wie ein Bio-Supermarkt samt Cafeteria. Dazu öffentlich zugängliche Spiel- und Grünflächen.

Kontakt zum Bürgerverein

Was braucht der Stadtteil? Reichen die Spielplätze aus? Gibt es einen Treffpunkt für Jugendliche? Das sind Fragen, die das Unternehmen im Blick hat und sich deshalb mit dem Bürgerverein austauscht. "Wir wollen ein Teil des Viertels werden", so Schultz. Voraussichtlich im ersten Halbjahr 2022 will das Unternehmen die Bürger vor Ort zu einer Info-Veranstaltung einladen.

Sven Heublein, Vorsitzender des Bürgervereins St. Johannis, über die Pläne: "Die alte Brache wird neu genutzt, neues Leben entsteht. Besonders positiv ist die proaktive Kommunikation und der Wille, die Bevölkerung frühzeitig zu informieren."

Wehmütige Nachbarn

Trotzdem. In der Nachbarschaft trauern viele dem GfK-Bau nach. "Ich verstehe nicht, warum man ein modernes, intaktes Gebäude zerstört", sagt Anwohner Herbert Räbel leicht wehmütig. Das zudem auch ein "hervorragender Lärmschutz" zum Nordwestring gewesen sei.

Apropos Lärm, davon gab es in den letzten Monaten jede Menge. Neben den eigentlichen Abrissarbeiten wurden auch die großen Gesteinsbrocken auf der Baustelle zerkleinert. "Wir haben wohl das Schlimmste hinter uns, aber es war übel", berichtet Räbel. Mit Blick auf das ehemalige Radloff-Gelände in nächster Nachbarschaft – hier sollen 125 Eigentumswohnungen entstehen – ergänzt er: "Wir erleben hier eine extreme Verdichtung im Viertel."

Neben dem Lärm stoßen den Anwohnern auch die Baumfällungen auf, "dabei heißt es doch Umweltbank", kritisiert eine Nachbarin, die seit über 30 Jahren auf die GfK-Zentrale schaut. Sie habe das Gebäude sehr gemocht.

Der Abbruch wird von den bisherigen Eigentümern des Geländes durchgeführt. Schultz dazu: "Das Gebäude ist noch relativ neu, aber eine Umnutzung und Sanierung war nach mehrfacher Prüfung nicht machbar."

Zu viel versiegelt

Der GfK-Komplex erfülle nicht den Anspruch an moderne Wohn- und Arbeitswelten und der Aufwand einer energetischen Sanierung stehe in keinem Verhältnis zum Nutzen. Die Grundstücksfläche werde sehr unzureichend ausgenutzt, das Maß an Versiegelung sei sehr hoch.

In puncto Fällungen heißt es, dass nur Bäume weichen mussten, welche die Abbrucharbeiten behindern. Die anderen seien mit Baumschutzzäunen entsprechend gesichert worden.

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