"Grundhässlicher" Mögeldorfer Plärrer: Stadt will durchgreifen

15.10.2019, 09:03 Uhr

© Foto: Christian Geist

"Das ist so was von grundhässlich dort", sagt Christa Staib. Die 74-Jährige wohnt schon ihr ganzes Leben lang in Mögeldorf und weiß um das optische Fiasko des Treffpunktes im Viertel. Dort hat die Stadt Ende September drei weitere Bäume gefällt und zudem die Baumscheiben gleich mit Asphalt überzogen.

"Wir holen uns öfter mal ein Eis, sitzen dann da an der Bushaltestelle und beobachten die Leut – das wäre mit mehr Grün aber viel schöner", sagt Staib. Nicht nur sie glaubt: Der Mögeldorfer Plärrer hat Potenzial dazu, das attraktive Zentrum und Treffpunkt des gemütlichen Familienstadtteils zu sein. Stattdessen ist er in erster Linie eines: zubetoniert.

Zur Jahrtausendwende sollte der Platz eine Schönheitskur bekommen. Der Service Öffentlicher Raum (Sör) pflanzte 23 Kugelahorne; eine nackte, bronzene Frau erhielt den Ehrenplatz im Brunnen und sorgte mit ihrer lasziven Erscheinung für viel Diskussion (wir berichteten). Die meisten Bäume mussten jedoch einer nach dem anderen gefällt werden. Innerhalb des ersten Jahres wurden zwei abgestorbene Bäume ersetzt, 2013 dann wieder ein Kahlschlag. Und nun hat die Stadt erneut drei Kugelahorne gefällt. Bürgermeister Christian Vogel (SPD) räumt ein: "Insgesamt gibt es dort elf leere Baumscheiben."

Zum Ärger der Anwohner: Nach jahrelangen Versuchen, die Ahorne in kleine "Gießlöcher" – wie Staib sie nennt – zu quetschen, in denen ein Baum nach dem anderen verdorrt, hat die Stadt die elf leeren Baumscheiben nun schlicht mit Asphalt übergossen. Problem gelöst?

Hoffen auf langfristige Lösung

Im Gegenteil, sagt Marcus König, Fraktionsvorsitzender der CSU im Stadtrat. Die hatte vor gut einem Jahr einen Antrag gestellt. Die Forderung: Die Verwaltung solle die Situation am Mögeldorfer Plärrer analysieren, konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und den Platz umgestalten. Die Bäume seien ihm dabei am wichtigsten, so König. Von denen erhofft er sich nicht nur eine gestalterische Aufwertung, sondern spekuliert vor allem auf die kühlende Funktion der Pflanzen in den immer heißer werdenden Sommern. Damit die Bäume künftig wachsen können, müsse die Stadt Geld in die Hand nehmen. "Wir sollten das gründlich machen und das Problem vernünftig beheben", fordert er.


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Das Problem bestünde darin, dass man die Baumscheiben von Anfang an zu klein konzipiert habe: "Es reicht nicht, die Bäume nur oberflächlich zu bewässern." Man müsse den Mögeldorfer Plärrer aufbuddeln, um unterirdisch Drainagen anzubringen. Das ermögliche es den Bäumen, tief zu wurzeln und zu wachsen.

Genau das habe die Stadt vor, betont Vogel. "Der Grund für die Asphaltschicht ist schlicht, Stolperfallen zu vermeiden." Man plane derzeit eine nachhaltige Verbesserung der Baumscheiben-Situation. Konkret wolle man die vorhandenen zwölf Bäume auf dem Platz umsetzen, weitere Bäume pflanzen und eine unterirdische Bewässerung gewährleisten. "Es sollen auch andere, klimaresistente Baumarten zum Einsatz kommen", sagt Vogel. Welche genau, stehe aber noch nicht fest.

"Komplette Fehlkonstruktion"

Nebst dem Mangel an Grün können die Anwohner noch weitere Ärgernisse benennen. Der 79-jährige Hans Birkel ist ehemaliger Pfarrer der Mögeldorfer Kirchengemeinde und fährt jeden Tag mit dem Fahrrad über den Hauptverkehrsknotenpunkt des Stadtteiles. Ihn stört nicht nur die Optik des Ortes – "Ich versuche, da einfach dran vorbeizuradeln." Das gehe aber nicht immer, da der Radweg quer über die Bushaltestelle verläuft. Er müsse oft anhalten oder gar absteigen und abwarten, bis die Fahrgäste ein- oder ausgestiegen sind. "Dieser Platz ist eine komplette Fehlkonstruktion." Andere Mögeldorfer kritisieren, es gebe nicht genug Radständer und der Brunnen sei selten in Benutzung. "Ich wundere mich, dass da einfach nichts passiert", sagt Birkel.

Vogel beschwichtigt: "Zur 1000-Jahr-Feier von Mögeldorf im Jahr 2025 wird der Platz in jedem Fall ein neues Gewand haben." Die Stadt wolle ihn komplett umgestalten. Die Planung dazu laufe gerade an. Wie viele der alten Kugelahorne dann wohl noch stehen? Wir sind gespannt.

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