Grüne Fassaden in Nürnberg: Warum sich bislang wenig tut

10.10.2019, 06:48 Uhr
Grüne Fassaden in Nürnberg: Warum sich bislang wenig tut

© Rolf Haid dpa

Die großen Fraktionen im Rathaus drängen deshalb darauf, dass Dächer, Fassaden und Höfe begrünt werden, weil das oft der einzige Weg ist, in versiegelten Straßen etwas fürs Klima zu tun. Es gibt offenbar auch viele Hausbesitzer, die mitziehen würden. SPD, Grüne und CSU würden die finanzielle Förderung von Grün deshalb gern aufs ganze Stadtgebiet ausweiten. Denn bislang fließen Fördermittel nur für Häuser in Stadterneuerungsgebieten. Doch der Kämmerer drückt auf die Bremse.

Es gibt mittlerweile einige schöne Beispiele für privates und städtisches Grün-Engagement: Am Parkhaus von Musik Klier in der Nürnberger Südstadt ranken sich Efeu, Blauregen und andere Kletterpflanzen zaghaft empor. Auf dem Dach der neuen Feuerwache an der Reutersbrunnenstraße (Gostenhof) sollen einmal Blumen blühen. Auch auf Schuldächern oder am Z-Bau grünt es so grün.

Seit März 2016 unterstützt die Stadt Hauseigentümer finanziell, die Fassaden, Dächer oder Höfe grüner machen wollen. Doch weil dafür Mittel aus der Städtebauförderung verwendet werden, gilt das Programm nur innerhalb der Stadterneuerungsgebiete, also zum Beispiel in Galgenhof/Steinbühl, Gibitzenhof, in der nördlichen Altstadt oder in Langwasser. Seitdem wurden insgesamt rund 190 000 Euro an Fördergeldern ausbezahlt, wie die Stadtverwaltung auf Anfrage von SPD, CSU und Grünen im Umweltausschuss des Stadtrats mitteilte. Auf einem Teil der Fördermittel blieb die Stadt in diesen Gebieten allerdings sogar sitzen, obwohl anderswo offenbar Bedarf da wäre.

Beschlussvorlage wurde kassiert

Leider gebe es derzeit außerhalb von Stadterneuerungsgebieten keine Fördermittel, sagte Umweltamtschef Klaus Köppel im Umweltausschuss des Stadtrats. Deshalb hätten zahlreiche Anfragen von Bürgern nicht positiv beschieden werden können. Dabei seien grüne Dächer und Fassaden in einer stark versiegelten und wenig grünen Stadt wie Nürnberg ein ganz wesentlicher Baustein zur Verbesserung der Ausstattung mit Grün und damit des Stadtklimas. Deshalb halten sowohl Köppel als auch Umweltreferent Peter Pluschke (Grüne) die Ausweitung des Förderprogramms aufs ganze Stadtgebiet für sinnvoll.

 

 

Doch das, was die Stadträte am Ende im Umweltausschuss einstimmig beschlossen haben, ist davon weit entfernt. Die ursprüngliche Beschlussvorlage wurde kassiert, weil sich das Finanzreferat kritisch zu den möglichen Kosten geäußert hatte. Die Stadträte beschlossen deshalb im Umweltausschuss lediglich, dass die Verwaltung prüfen soll, was die Ausweitung der Förderung aufs ganze Stadtgebiet die Kommune kosten könnte. Außerdem soll die Verwaltung bei allen städtischen Neubauten und bei Bestandsgebäuden die finanziellen Auswirkungen von Dach- und Fassaden-Begrünung prüfen und "nach Möglichkeit entsprechende Maßnahmen umsetzen".

Fassaden schlucken Staub und Lärm

Außer Prüfen nichts gewesen? "Das endet nicht mit unserem Wunschergebnis", räumte Pluschke ein. "Das kann nur ein Zwischenergebnis sein, weil wir verstärkt an die Dachbegrünung ran müssen", resümierte denn auch Christine Kayser für die SPD-Fraktion. "Wir dürfen nicht einknicken", fuhr sie fort. Grüne Fassaden wandelten Kohlendioxid um, schluckten Staub und böten Schallschutz, zählte sie auf.

Auch Grünen-Stadträtin Britta Walthelm war nicht zufrieden. Ihr sei schon klar, dass der Kämmerer davor warnt, etwas ohne um das Wissen um die finanziellen Folgen zu beschließen. Aber es dürfe keine weitere Verzögerung geben, mahnte sie.

Doch ohne die wird es offensichtlich nicht gehen. "Wir müssen einen neuen Anlauf nehmen", so Pluschke. Er gehe davon aus, dass der Wille da sei, dem Thema zum Durchbruch zu verhelfen, sagte er mit Blick auf Britta Walthelm. Sie wird Pluschke 2020 als Umweltreferentin beerben.

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