Grüne fordern Konsumräume für Alkoholiker in Nürnberg

21.7.2017, 05:44 Uhr
Die Zahl der Drogendelikte rund um die Königstorpassage ist unverändert hoch.

© Roland Fengler Die Zahl der Drogendelikte rund um die Königstorpassage ist unverändert hoch.

Die Probleme sind mittlerweile hinlänglich bekannt: Ein Großteil der Körperverletzungen im Stadtgebiet ereignet sich in dem Bereich zwischen Hauptbahnhof, Busbahnhof und Königstorpassage (KöPa). Etwa die Hälfte der Täter und Opfer ist alkoholisiert. Auch die Zahl der Drogendelikte rund um die KöPa ist unverändert hoch. "Wir halten es vor diesem Hintergrund für enorm wichtig, dass die Stadt ein betreutes Aufenthaltsangebot für alkoholkranke Menschen schafft", so die Grünen-Stadträtin Andrea Bielmeier in einer Pressemitteilung. Städte wie Kiel und Dortmund hätten damit gute Erfahrungen gemacht.

Solche Aufenthalts- und Beratungseinrichtungen für alkoholkranke Menschen sind vielfach kommunal finanziert. Dort dürfen in begrenztem Maße mitgebrachter Wein und Bier konsumiert werden, aber keine harten Alkoholika oder Drogen, so Bielmeier. Die Einrichtungen selbst bieten alkoholfreie Getränke, Fernsehgeräte, Internetzugang und Kicker an. Darüber hinaus gibt es den Angaben zufolge medizinische Sprechstunden und Infos zu Hilfs- und Beratungsangeboten für Suchtkranke.

Nach den Vorstellungen der Stadtrats-Grünen soll die Verwaltung ein Konzept für ein betreutes Aufenthaltsangebot für alkoholkranke Menschen in Nürnberg ähnlich wie in Kiel und Dortmund entwickeln. Dabei soll ein möglicher Zusammenschluss mit bestehenden Einrichtungen, wie etwa der Wärmestube, geprüft werden.

Die Nürnberger SPD-Landtagsabgeordnete Angelika Weikert fordert derweil die Einrichtung eines modellhaften Drogen-Konsumraums in Nürnberg. "Die Staatsregierung darf nicht aus ideologischen Gründen als einzige die Faktenlage ignorieren und Menschenleben aufs Spiel setzen." Konsumräume würden weder zu einem Erstkonsum noch zu einem riskanteren Konsum verleiten, so Weikert. Vielmehr würden sie den Drogenkonsum im öffentlichen Raum reduzieren und Leben retten. Die SPD-Politikerin verweist darauf, dass 2016 gut 320 Menschen im Freistaat durch Drogen zu Tode kamen – "die meisten durch Überdosierung". In Nürnberg lag die Zahl der Opfer zuletzt zwischen 25 und 30 pro Jahr.

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