Entdeckungstour

Grüne Oasen und mehr: Stadtführer zeigen Nürnbergs schöne Seiten

10.6.2021, 15:46 Uhr

Er lockt mit bunten Beeten und einer Terrasse direkt an der Pegnitz: Der Kontumazgarten ist ein idyllisches Fleckchen, mitten in der Stadt gelegen und doch fernab vom Trubel. Antje Schirmer vom Verein der Gästeführer macht hier im Rahmen ihrer Radtour durch die Altstadt mit den Teilnehmern gerne Station - aber nicht nur, weil die Atmosphäre so lauschig ist, sondern auch, weil der Ort eine Geschichte mit aktuellen Bezügen zu erzählen hat.

"Bis ins 16. Jahrhundert hinein gab es hier eine Quarantäneanstalt", erzählt die Stadtführerin. Das Areal lag damals noch vor den Toren der Stadt, Reisende mussten hier ein paar Tage lang ausharren, weil die Nürnberger sicher gehen wollten, dass sie keine ansteckenden Krankheiten mitbringen. Das eigens für sie gebaute Haus steht aber schon längst nicht mehr, auch sonst erinnert hier nichts an diesen Teil der Stadtgeschichte. Doch mit Blick auf die aktuelle Situation haben die Stadtführer den Stopp in dem kleinen Park ins Programm der Fahrradtour mit aufgenommen.

In diesem Sommer bieten Antje Schirmer und ihre Kollegen vom Verein der Gästeführer viele Radtouren an - auch, weil dabei der Mindestabstand problemlos eingehalten werden kann.

In diesem Sommer bieten Antje Schirmer und ihre Kollegen vom Verein der Gästeführer viele Radtouren an - auch, weil dabei der Mindestabstand problemlos eingehalten werden kann. © Roland Fengler, NNZ

Die Pandemie hat die Pläne des Vereins der Gästeführer für dieses Jahr gehörig durcheinander gebracht. Eigentlich wollten die Stadtführer bereits im Mai in die neue Saison starten und gleich zum Auftakt einen Doppelgeburtstag feiern: nämlich den Geburtstag Albrecht Dürers vor 550 Jahren und die Gründung ihres eigenen Vereins vor 25 Jahren. Doch bei den Öffnungsschritten der Politik kamen die Stadtführungen lange nicht vor. "Wir hatten das Gefühl, dass man diese Sparte komplett vergessen hat", so Schirmer. Hinter ihr und ihren Kollegen liegt eine Zwangspause von sieben Monaten, für alle, die hauptberuflich Rundgänge anbieten, war es eine lange Durststrecke. Zwar habe es Überbrückungshilfen gegeben, sagt Schirmer, "aber deren Beantragung war aufwendig und das Geld ist zum Teil erst sehr spät geflossen".

Um so glücklicher sind die Gästeführer, dass sie jetzt wieder durchstarten können - in kleineren Gruppen und mit Abstand, aber mit einem umfangreichen Programm. Dazu gehört die Fahrradtour durch die Altstadt, bei der die Teilnehmer nicht nur am Kontumazgarten stoppen, sondern zum Beispiel auch an der Burg und am Schuldturm, wo einst der "Bratwurst-Stromer" einsaß. Der musste wegen eines nicht überlieferten Verbrechens eine lebenslange Haftstrafe verbüßen - und hatte ausgehandelt, dass er jeden Tag zusätzlich zur üblichen Gefängniskost zwei Bratwürste bekam. "38 Jahre lang ging das so". sagt Schirmer. Es sind solche und ähnliche Geschichten, mit denen die Gästeführer auch die Einheimischen locken wollen. Im vergangenen Jahr, nach dem ersten Lockdown, klappte das gut. Neben Touristen aus dem deutschsprachigen Raum kamen auch viele Gäste aus der Region.

Sämtliche Rundgänge lassen sich online buchen, die Auswahl ist groß. Neben verschiedenen Fahrradtouren und einem Rundgang durch Nürnbergs grüne Oasen stehen auch Führungen über den Rochusfriedhof, Touren durchs abendliche Nürnberg und Kostümführungen auf dem Programm. Unter dem Motto "lebendige Geschichte" können die Teilnehmer zum Beispiel mit Ratsherren oder Stadtpoeten durch Nürnberg spazieren.

Auch "Geschichte für alle" geht wieder an den Start, neben den klassischen historischen Touren bietet der Verein kulinarische Rundgänge oder Spaziergänge auf den Spuren der Nürnberger Kriminalgeschichte an. Etliche Touren führen in verschiedene Nürnberger Stadtteile, zudem kann mit "Geschichte für alle" der sonst nicht öffentlich zugängliche "Goldene Saal" der Zeppelintribüne besichtigt werden.

Feier wird nachgeholt

Ihre Geburtstagsfeier haben die Stadtführer übrigens noch nicht ganz abgeschrieben: Wenn es die Umstände zulassen, wird sie Ende Oktober nachgeholt. Die Führungen zu Leben und Werk Albrecht Dürer werden dann eben nicht Auftakt, sondern Abschluss einer bis dahin hoffentlich störungsfreien Saison sein. "Wir müssen nur hoffen", sagt Antje Schirmer, "dass wir dann auch noch Rundgänge machen dürfen".

Infos und Tickets bei nürnberg-tours und Geschichte für alle.

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