Gsell-Prozess: Was weiß die Witwe vom Überfall?

22.10.2014, 07:00 Uhr
Tatjana Gsell sagt heute vor dem Nürnberger Schwurgericht aus.

© dpa Tatjana Gsell sagt heute vor dem Nürnberger Schwurgericht aus.

Der Nürnberger Schönheitschirurg Franz Gsell wurde am 5. Januar 2003 in seiner Villa in Erlenstegen überfallen, beraubt und misshandelt. Einige Wochen später starb er im Theresienkrankenhaus an den Folgen des brutalen Überfalls. Die Staatsanwaltschaft macht zwei Rumänen (38 und 45 Jahre) für die Tat verantwortlich. Sie müssen sich seit Mitte September vor dem Schwurgericht wegen Raubes mit Todesfolge verantworten.

Die beiden Angeklagten hüllen sich bislang in Schweigen. Dafür überraschten mehrere Zeugen an den bisherigen neun Verhandlungstagen mit Aufsehen erregenden Aussagen.

So widerrief ein verurteilter Autoschieber Anfang Oktober sein Geständnis: 2003 hatte er noch zugegeben, mit Tatjana Gsell einen Versicherungsbetrug geplant zu haben. Er wollte den Mercedes 500 SL der klammen Arzt-Gattin bei einem inszenierten Diebstahl übernehmen und gegen eine Provision im Ausland verkaufen.

Er habe zwar telefonischen Kontakt mit Frau Gsell gehabt, zu dem Geschäft sei es aber nie gekommen und er sei auch nie in Nürnberg gewesen. Das Geständnis habe er damals aus taktischen Gründen abgelegt, um eine mildere Strafe zu bekommen. Die Inhalte seien ihm bei der Vernehmung vorgehalten worden, er hätte nur nachgeplappert, was die Polizei hören wollte.

Das es Vorhalte gab, bestätigte gestern der Kripo-Beamte, der damals die Ermittlungen leitete. Das sei aber stets im Protokoll vermerkt worden. Prozessbeobachter vermuten, dass der Mann sein Detailwissen über seinen Anwalt haben könnte, der damals Akteneinsicht hatte.

Ein früherer Komplize des 44-Jährigen bestätigte am Dienstag, dass das Geschäft mit Tatjana Gsell nicht zustande kam. Zu den Aussagen des Autoschiebers wird heute noch eine Staatsanwältin befragt, die damals mit dem Fall betraut war. Auch Tatjana Gsell, die wegen des versuchten Versicherungsbetrugs ebenfalls vor Jahren verurteilt wurde, wird sich heute unter anderem Fragen zu dem krummen Geschäft gefallen lassen müssen.

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