Gute Perspektiven für Wiedehopf und Wendehals

7.5.2018, 17:05 Uhr
Gute Perspektiven für Wiedehopf und Wendehals

© Foto: Reinhard Schmolzi

"In Bayern gibt es gerade noch zehn nachgewiesene Brutpaare des Wiedehopfs. Auch beim Wendehals geht der Bestand dramatisch zurück", erzählt Klaus Müller vom Landesbund für Vogelschutz bei einem Rundgang entlang des Main-Donau-Kanals an der Schleuse Eibach und auf der Fläche südlich der Wiener Straße und am Entengraben, der nach dem Bau einer unterirdischen Hochspannungsleitung wieder langsam zu einem wertvollen Biotop wird. Jetzt im Frühjahr grünt und blüht es hier überall, sogar die ersten Orchideen wie das gefleckte Knabenkraut sind zu entdecken. Doch Müllers Hauptaugenmerk gilt gerade anderen Dingen. Er engagiert sich zusammen mit Klaus Brünner (ebenfalls vom LBV) im Rahmen des Wiedehopf -und Wendehalsprojekts 2018 dafür, dass den immer seltener werdenden Zugvögeln wieder Lebensbedingungen geschaffen werden, die zur Brut und längerem Verweilen einladen. Eine schwierige, zeitraubende und viel Geduld erfordernde Arbeit.

"Mäßig bis schlecht"

Die zahlreichen Versuche in der Vergangenheit, Müller erfasst die Bestände für beide Vogelarten seit dem Jahr 2000, zeigen es überdeutlich. "Unsere Erfolge sind eher mäßig bis schlecht. Trotz aller Anstrengungen", räumt Müller heute ein. Dennoch. Müller und Brünner lassen sich dadurch nicht in ihrem Engagement bremsen. Zwischen der Schleuse Eibach und Leerstetten haben die beiden mittlerweile 60 spezielle Nistkästen für Wiedehopf und Wendehals aufgehängt.

Die genauen Standorte halten sie geheim. Die Vögel sollen auf keinen Fall unnötig gestört werden. Doch mit den Nistkästen allein ist es nicht getan, weiß Müller. Beide Vögel sind regelrechte Feinschmecker und auf ein bestimmtes Nahrungsangebot angewiesen. Und das finden sie ausgerechnet am von Naturschützern arg gescholtenen Rhein-Main-Donau-Kanal. Weil die Uferböschungen oft gemäht und nicht gedüngt werden, leben hier viele Insekten wie etwa Ameisen, die auf dem Speiseplan des Wendehalses ganz oben stehen. Müller: "Ohne Ameisen geht nichts."

Das bestätigt auch das Bayerische Landesamt für Umwelt, das die Aktion der beiden Nürnberger Vogelschützer begleitet. So fordert die Behörde langfristige Konzepte zur Schaffung und Erhaltung von Mager- und Trockenstandorten und einen Verzicht auf Pestizideinsatz. Beim Wiedehopf ist es ähnlich. Auch hier muss die Nahrungsgrundlage (Großinsekten wie etwa Heuschrecken) erhalten werden. Große Hoffnung setzt Müller übrigens auch auf die Deponie-Süd, die sich, nachdem kaum noch Müll angeliefert wird, langsam zum Biotop entwickelt.

Hier kann sich in den nächsten Jahrzehnten Fauna und Flora entwickeln, wenn man sie in Ruhe lässt, sagt Klaus Müller. Bestes Beispiel sei der Eibacher Forst, der ja nun ganz zum Bannwald erklärt wurde. Hier leben mittlerweile 60 verschiedene Vogelarten. Viele davon auf der Liste der bedrohten Arten, wie etwa der Grünspecht oder seltene Greifvögel. Dass in einigen Jahren auch der Wiedehopf und der Wendehals dazugehören, hoffen Müller und Brünner trotz der zurückliegenden Misserfolge.

 

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