Fai Phannarai holt Superbantam-Titel

Hartes Training in Schwabach und Nürnberg: Eibacherin ist Box-Weltmeisterin

Matthias Hertlein

31.5.2022, 20:09 Uhr
Stolz und überglücklich auf der "Großen Freiheit 36": Die neue Box-Weltmeisterin Fai Phannarai zusammen mit Promotor Thomas Nissen (links) und Erfolgstrainer Jiri Resl, selbst einst Profiboxer.

© Martin Riesch Stolz und überglücklich auf der "Großen Freiheit 36": Die neue Box-Weltmeisterin Fai Phannarai zusammen mit Promotor Thomas Nissen (links) und Erfolgstrainer Jiri Resl, selbst einst Profiboxer.

Es ist geschafft, Fai Phannarai ist am Ziel ihrer Träume. Seit Sonntag (29. Mai) ist die 1,56 Meter kleine Kämpferin die Größte: Die 21-jährige Kunststudentin aus Nürnberg-Eibach ist Box-Weltmeisterin und folgt damit der legendären Regina Halmich (1995 bis 2007 Weltmeisterin im Fliegengewicht) in den Box-Olymp.

Legendäre Box-Arena

"Let's get ready to rumble on the kiez", schallte es zuvor in der legendären Kultstätte "Große Freiheit 36" auf der Hamburger Reeperbahn. Dort schaffte Phannarai die Sensation und bezwang Crystal Garcia Nova aus der Dominikanischen Republik im Superbantamgewicht in der sechsten Runde durch Technischen K.O. Rund 1500 Fans waren aus dem Häuschen und jubelten der fränkischen Fighterin zu. Phannarai strahlte über beide Backen und weinte ein bisschen vor Glück.

Fai Phannarai mit ihrem Entdecker und Idol Jürgen Blin vor dessen Tod vor wenigen Wochen.

Fai Phannarai mit ihrem Entdecker und Idol Jürgen Blin vor dessen Tod vor wenigen Wochen. © privat

Die Tränen widmete sie ihrem Entdecker und Idol Jürgen Blin. 1971 boxte der Schwergewichts-Europammeister in Zürich gegen Muhammad Ali und ging in der siebten Runde K.O. Blin erlag Anfang Mai im Alter von 79 Jahren in einem Krankenhaus einem Nierenleiden. "Jürgen Blin, ich bin mehr als dankbar, diesen Menschen an meiner Seite zu wissen, er war mein großes Idol", bekannte Phannarai inmitten ihres größten Erfolgs.

In Nürnberg und Schwabach hart trainiert

Fai Phannarai war 2014 ihrer Mutter aus Thailand nach Deutschland gefolgt und hat sich mit unbändigem Willen und Ehrgeiz nach oben geboxt. Im Boxstall "Boxen in Hamburg" sorgte sie mit Talent und Ausdauer für Furore. Gegen Nova war es ihr elfter Profikampf. In den vergangenen Monaten bereitete sich Phannarai in Nürnberg und Schwabach vor und bestritt rund 100 Sparringskämpfe. Unterstützt wurde sie auch von Martin Riesch, einem Schwabacher Freund. Ihre Zähigkeit und Geschwindigkeit im Ring sind ihr großes Plus.

Kürzlich erhielt sie die Fitnesstrainerlizenz: Fai Phannarai stolz mit dem Zertifikat.

Kürzlich erhielt sie die Fitnesstrainerlizenz: Fai Phannarai stolz mit dem Zertifikat. © privat

Und jetzt, in der "Großen Freiheit 36", wo einst Musikgrößen sich die Klinke in die Hand gaben, setzte sie den Erfolgsplan ihres Trainers Jiri Resl um. Zwei Runden legte Nova los wie die Feuerwehr, Phannarai wartete ab. Dann aber setzte sie der Gegnerin massiv zu, die nach der sechsten Runde in ihrer Ecke sitzen blieb und die Aufgabe signalisierte, um dem K.O. in der nächsten Runde zu entgehen.

Phannarai hinterher höflich und fair: "Respekt für Crystal Garcia Nova, die mir einen harten Fight geliefert hat. Diese Gürtel sind für einen besonderen Menschen, für Jürgen Blin!"

Zum Großvater nach Thailand

Wenn die Siegesspuren verwischt sind, wird Phannarai nach Thailand zu ihren Großeltern fliegen. Großvater Laan hat sie mit dem Kickboxen in jungen Jahren vertraut gemacht. Entsprechend ihr Dank: "Ganz viele Grüße gehen auch nach Thailand. Ich bin sehr stolz und dankbar, Euch alle an meiner Seite zu haben! Und Ich bedanke mich herzlichst bei allen Freunden und Fans, die immer hinter mir standen und immer die Daumen drückten!"

Einer davon ist der Schwabacher Martin Riesch: "Fai war prima vorbereitet, ich hatte ein gutes Gefühl für den Fight. Schon beim Wiegen tags zuvor in der legendären 'Ritze'-Kneipe war zu spüren, dass Fais Fäuste auf Sieg prgrammiert sind." Ihr 15-Mann-Fanclub aus Schwabach hatte Sieges-Champagner mitgebracht und feierte nach dem Boxkampf im Hotel.

Vor dem Fight war Phannarai auf Rang 25 der Weltrangliste. Jetzt wird sie einen gewaltigen Satz nach oben machen und wohl endgültig auch im Frankenland Beachtung erfahren - sehr zur Freude von Promoter Thomas Nissen. Was jetzt gesucht wird, ist ein Sponsor. Mit dem WM-Titel dürfte das einfacher werden.

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