Heiße Phase für Azubis

8.9.2009, 00:00 Uhr
Heiße Phase für Azubis

© Hippel

Rund 1200 junge Menschen sind im Bezirk der Nürnberger Arbeitsagentur noch nicht «versorgt«, wie es Gisela Scherer von der Agentur für Arbeit nennt. Sprich: Sie haben noch keine Lehrstelle. Aber: «In den nächsten acht Wochen werden viele noch einen Ausbildungsplatz ergattern«, sagt Scherer. Denn wie jedes Jahr finden viele Auszubildende und Betriebe erst im September und Oktober zueinander. Was für die nun beginnende «heiße Phase« der Nachvermittlung optimistisch stimmt: Es sind noch 1000 Lehrstellen unbesetzt.

Bis zu 6000 Euro Zuschuss

Bayernweit gesehen ist die Quote sogar noch besser, sagt Rudolf Walczak, der Geschäftsführer «Interner Service« der Regionaldirektion Bayern - auf 100 Bewerber kommen nämlich, rein rechnerisch, 100,4 freie Stellen. Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist also vergleichsweise gut. Der Staat fördert dennoch weiterhin: Bis zu 6000 Euro Zuschuss können Betriebe erhalten, die sich jetzt noch entscheiden, einen zusätzlichen Ausbildungsplatz zu schaffen und diese Stelle mit einem «Altbewerber« besetzen, also mit einem jungen Menschen, der schon länger auf Lehrstellensuche ist.

Das ist die eine Seite. Die andere: «Wir sorgen uns um die Entwicklung im nächsten Jahr«, sagt Scherer. Denn: Womöglich werden die Firmen in Zeiten der Wirtschaftskrise bei der Ausbildung sparen. Wer nicht sparen will, ist die Nürnberger Versicherungsgruppe, bei denen Scherer und Walczak gestern, am bayernweiten «Tag der Ausbildung«, zu Gast waren. Die Versicherung hat ihren Bedarf für 2010 schon «gemeldet«, er liegt weiter auf «hohem Niveau«, sagt Scherer und lobt das Unternehmen, weil es «sehr viel Herzblut in die Ausbildung investiert«.

Gemeinsames Grillen

Wer bei der Nürnberger Versicherung unterkommen und einen der rund 40 Ausbildungsplätze in Nürnberg haben möchte, muss sich gegen 1500 Bewerber durchsetzen. Ist das geschafft, wird man von den anderen Azubis noch vor Ausbildungsbeginn willkommen geheißen: Beim gemeinsamen Grillen lernt man sich kennen, es gibt einen Einführungstag, Rundgänge durch das Unternehmensgebäude...

«Wir wollen bei den neuen Azubis Ängste abbauen und ihnen den Start erleichtern«, sagt Aylin Koza, die selbst Auszubildende ist und in diesem Projekt mitarbeitet, das sich «Azubis für Azubis« nennt. Es endet nicht mit Ausbildungsbeginn, die «Neuen« werden auch in Zukunft von ihren «Paten« betreut.

Übernahmechancen gut

Am Ende der Ausbildung zum Bürokaufmann, zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen oder zum Fachinformatiker sind die Chancen gut, übernommen zu werden. Zumindest wurden, laut Mirko Wolf von der Versicherungsgruppe, vom jüngsten Abschlussjahrgang 92 Prozent aller Azubis übernommen. «Die eine, die wir nicht übernommen haben, wollte eine Ausbildung zur Polizistin anfangen«, sagt er.

Wer beim Wettbewerb um gute Mitarbeiter die Nase vorn haben möchte, biete auch in puncto Weiterbildung Fortschrittliches an: Die Nürnberger Versicherungsgruppe ermöglicht Mitarbeitern beispielsweise, die Arbeitszeit auf 15 Stunden wöchentlich zu reduzieren und dann zu studieren.