Heizungs-Ärger in Nürnberg: Mieter sind sauer auf Vonovia

1.1.2021, 05:55 Uhr
Ärger mit Vonovia: Nürnberger Mieter sind sauer. Nachdem sie sich erfolgreich gegen einen Austausch ihrer intakten Heizungen gewehrt haben, haben sie nun trotzdem Zahlungsaufforderungen erhalten.

© Roland Weihrauch (dpa) Ärger mit Vonovia: Nürnberger Mieter sind sauer. Nachdem sie sich erfolgreich gegen einen Austausch ihrer intakten Heizungen gewehrt haben, haben sie nun trotzdem Zahlungsaufforderungen erhalten.

Hans-Christoph Päch ist empört: "Erst tauscht die Vonovia ohne nachvollziehbare Begründung und ohne Not-Heizungen aus, erhöht dann Mieten und schickt nun selbst Mietern, die sich erfolgreich gegen diese vorgebliche 'Modernisierung' gewehrt haben, Zahlungsaufforderungen im Zusammenhang mit der neuen Heizung. Dabei haben die gar keine Heizung vom Vermieter", ärgert sich der erste Vorsitzende des Deutschen Mieterbundes Nürnberg und Umgebung.


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Päch hält das Vorgehen des größten privaten Wohnungsunternehmens Deutschlands mit Sitz in Bochum für einen "merkwürdigen Umgang mit Mietern". Betroffene weist er auf "mögliche Rückforderungen in erheblicher Höhe" hin.

"Blöder Fehler"

Vonovia-Sprecherin Katja Mazurek räumt auf Anfrage einen "blöden Fehler" ein, "der nicht hätte passieren dürfen". Bei der Heizungsmodernisierung habe Vonovia den Wunsch einiger Mieter berücksichtigt und bei ihnen keine neue Heizung eingebaut. Diese Mieter hätten auch keine Mieterhöhung erhalten. "Bei der Einbuchung der Heizkostenvorauszahlung ist uns allerdings leider ein Fehler unterlaufen. Dadurch haben auch einige Mietparteien eine Rechnung bekommen, bei denen keine neue Heizung eingebaut wurde."

Mit den meisten dieser Mieter stehe Vonovia in Kontakt. "Die irrtümlich verschickten Rechnungen müssen selbstverständlich nicht bezahlt werden", stellt Mazurek klar.

Zweifelhafte Modernisierung?

Laut Päch zahlen Mieter seit dem aus seiner Sicht zweifelhaften Heizungstausch 2019 und 2020 monatlich mehr als 60 oder 70 Euro für die angebliche Modernisierung. "Diese bestand in dem Austausch oftmals einwandfrei funktionierender Etagenheizungen gegen eine Zentralheizung“, erläutert Päch. "Einen Energieeinspareffekt hat die Vonovia vielfach bis heute nicht plausibel belegen können – damit gäbe es auch keinen Grund, eine erhöhte Miete zu zahlen."

Katja Mazurek hält dagegen, dass Vonovia ein unabhängiges Ingenieurbüro beauftragt habe. Dieses habe im Vorfeld die Einsparpotenziale hinsichtlich des Energie- und des CO₂-Bedarfs in einer energiewirtschaftlichen Auswertung (EWA) berechnet: "Demzufolge sparen wir in allen Objekten Endenergie ein, die bei gleichem Heizverhalten zu niedrigeren Heizkosten bei den Mietern führt."

Je nach individuellem Heizverhalten könnten die tatsächlichen Kosten natürlich variieren, erklärt Mazurek und betont: "Es handelt sich bei den aktuellen Rechnungen um Vorauszahlungen für Heizkosten. Erst mit der ersten Heizkostenabrechnung wissen wir, wie der genaue Verbrauch eines jeden Mieters aussah. Eventuell zu viel geleistete Zahlungen werden dann wie üblich zurückerstattet."

Weg von der Etagenheizung

Bereits im vergangenen Jahr hatte Vonovia nach Angaben Pächs angekündigt, bestehende Etagenheizungen auszutauschen. Die Häuser sollten mit einer Zentralheizung versorgt werden, um Energie zu sparen, wie Vonovia den Mietern mitteilte. Statt bisher direkt an den Energieversorgen sollten sie die Heizkosten künftig an Vonovia zahlen.


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Laut Katja Mazurek ein ganz gewöhnlicher Vorgang: "Es ist so üblich, dass in Häusern mit einer zentralen Heizungsanlage die Abschlagszahlungen der Mieter an den Vermieter geleistet werden und nicht direkt an den Versorger. Wir geben die Zahlungen von unseren Kunden dann gebündelt weiter." Dadurch müssten Kunden nur noch eine Zahlung - Miete plus Betriebskosten plus Heizkosten - tätigen.

"Durch die größere Menge des eingekauften Brennstoffes erhalten wir auch günstigere Preise beim Einkauf als einzelne Mieter, die direkt an den Versorger zahlen", ergänzt die Sprecherin. Sollte es Fragen oder Unklarheiten bezüglich der verschickten Heizkostenvorauszahlung geben, sollten sich die Kunden bei Vonovia melden.

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