Herbe Kritik an Rad-Titel für Nürnberg

12.4.2013, 00:00 Uhr
Herbe Kritik an Rad-Titel für Nürnberg

© Stefan Hippel

Wie fahrradfreundlich ist Nürnberg wirklich? Diese Frage beschäftigt seit Tagen viele Radler in der Stadt. Auslöser ist die Auszeichnung Nürnbergs durch die „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern“ (AGKV) als „fahrradfreundliche Stadt“.

Unter den Juroren war unter anderem auch ein Spitzenvertreter des ADFC-Landesverbands. Der Nürnberger Kreisverband kommentiert die Bewertung folgendermaßen: „Das Prädikat ,Fahrradfreundliche Kommune‘ bedeutet nicht, dass die gesamte Verkehrsinfrastruktur in Nürnberg den Bedürfnissen der Radfahrer gerecht wird. Offensichtlich wird mit dem Prädikat den Bemühungen der Stadt Nürnberg, insbesondere des Verkehrsplanungsamtes, in den letzten Jahren für bessere Radverkehrsbedingungen Rechnung getragen.“

Vorsitzender Jens Ott verweist darauf, dass auch die AGKV Optimierungsbedarf in der Radwegeführung und der Abstellsituation am Hauptbahnhof sehe. „Wir hoffen, dass sich die Stadtspitze das bald zu Herzen nimmt“, so Ott, und er verweist auf den jüngsten Fahrradklimatest seines Verbands. Da hatten 1152 Radler der Stadt nur eine Durchschnittsnote von 3,89 erteilt, Nürnberg landete damit im Mittelfeld.

Die Forderungsliste des ADFC ist lang, um „Nürnbergs Infrastruktur für Radfahrer freundlicher zu machen“. Dazu gehören: Bessere Erreichbarkeit der Altstadt aus der Südstadt (Sterntor); Einfallstraßen öffnen (Äußere Laufer Gasse, Beckschlagergasse, Ludwigstraße); überdachte Abstellanlagen: Umsetzung des Abstellanlagenkonzepts Altstadt vom Januar 2008; Querung des Hauptmarktes: „Fußgängerzone — Radfahrer frei“; mehr und bessere Fahrradparkmöglichkeiten am Hauptbahnhof: Nord- und Südseite; Ausbau der Fahrradwegweisung: Umsetzung des Radroutennetzplans vom Dezember 2006; Schließung wichtiger „Radwegelücken“: Fürther Straße, Maximilianstraße, Frankenstraße, Ansbacher Straße; Sanierung bestehender Radwege: Münchener Straße, Bayernstraße, Frankenstraße, Altstadtring; Schaffung neuer Grünrouten: Freiraumverbindungen (Flächennutzungsplan), Rednitztal.

Enttäuschte Schüler

Auf Verbesserungen warten auch noch ehemalige Schüler des Sigena-Gymnasiums. Sie hatten mit dem Leiter der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad an der Schule, Wolf Hergert, vor drei Jahren Verbesserungsvorschläge für das Radwegenetz erarbeitet. Auf dem Weg zur Übergabe an Oberbürgermeister Ulrich Maly entstand das Foto, das unsere Zeitung Anfang der Woche zu dem Bericht über die Auszeichnung Nürnbergs gestellt hatte. Die Liste ist noch immer auf der Homepage der Schule abrufbar.

Hergert moniert gegenüber unserer Zeitung, „außer einem freundlichen, standardisierten Antwortschreiben aus dem Büro des Oberbürgermeisters haben wir seitdem keinerlei Rückmeldung vonseiten der Stadtverwaltung erfahren, obwohl uns Herr Dr. Maly persönlich versicherte, er werde die Vorschläge an die Verwaltung weiterleiten“. Auch auf wiederholte Mails an den Fahrradbeauftragten der Stadt habe er keine Antwort erhalten, bedauert Hergert.

Die Schüler der AG von damals hätten die Schule zum Teil bereits verlassen. „Ich könnte mir vorstellen, dass ihr Vertrauen in die Verwaltung unserer Stadt durch diese Erfahrung nicht wesentlich verbessert worden ist“, so der Betreuer, „von der Fahrradsituation in Gibitzenhof und der Südstadt ganz zu schweigen.“

Auch das städtische Jugendprojekt „laut!“ hat sich des Themas angenommen. In einen TV-Beitrag hatten junge Radler die Stadt inspiziert und Schwachstellen bemängelt, mit denen Frank Jülich vom Stadtplanungsamt konfrontiert wurde. Dazu gehören zu wenig Abstellmöglichkeiten, Radwege, die plötzlich enden, schlecht gekennzeichnete Radwege oder der Zwangsstopp auf Mittelinseln breiter Straßen für Radler an der Ampel.

Zu sehen ist der Beitrag unter: www.laut-nuernberg.de/laut-tv-details/items/die-zweite-laut-tv-sendung.html
 

Keine Kommentare