Hightech im Bierglas: Hier braut Nürnberger Schanzenbräu

1.9.2017, 05:54 Uhr
Schanzenbräu-Inhaber Stefan Stretz führt die NN-Leser durch die Hightech-Anlage in Höfen.

© Roland Fengler Schanzenbräu-Inhaber Stefan Stretz führt die NN-Leser durch die Hightech-Anlage in Höfen.

Rotbier oder Helles? Ginge natürlich beides. Schanzenbräu-Inhaber Stefan Stretz nimmt den NN-Lesern die Entscheidung aber lieber ab. Zur Begrüßung zapft er ihnen ein Getränk, das so gar nicht zum Regen vor der Halle passen will: ein Sommerbier. Das kann man nämlich schon am Mittag genießen, sagt Stretz. Neun Prozent Stammwürze, nur 3,8 Prozent Alkoholgehalt: "Da kann man schon mal ein Seidla mehr trinken."

Ums Trinken soll es bei der Brauereiführung in Höfen aber weniger gehen. Stretz nimmt die NN-Leser mit auf eine Reise in die Geschichte der Brauerei - und auch in seine eigene. Für Bier hat er sich schon mit 16 Jahren interessiert, sagt der heute 46-Jährige. Als er als Jugendlicher ins Albrecht-Dürer-Gymnasium ging, schaute er auf der einen Seite Richtung Lederer-Brauerei, auf der anderen aufs Gefängnis. Gut für ihn, dass er sich am Bier orientierte und bei Tucher in die Lehre ging.

Heute präsentiert er den Lesern voller Stolz die Sudkessel von Kaspar Schulz, einer Bamberger Brauereimaschinenfabrik mit 350 Jahren Erfahrung, die Stretz als den Mercedes Benz unter den Herstellern anpreist. Regional kaufen und verkaufen ist das Credo des Brauerei-Inhabers.

"Das erste Bier hat sogar geschmeckt"

Vieles für seine spätere Tätigkeit hat Stretz während seiner zehnjährigen Zeit in Berlin gelernt. Nach seinem Studium arbeitet der Diplomingenieur für Brauereitechnik für eine Firma, die Reinigungsmittel vertreibt. Eine Erkenntnis aus dieser Zeit prägt ihn bis heute: "Sauberkeit ist der Garant für beste Biere."

Als ihn die Firma in Nordbayern einsetzt, schraubt er in seiner Freizeit mit Freunden in einer Werkstatt an Amischlitten herum. Gleichzeitig beginnt er dort im Jahr 2004 zu brauen: "Das erste Bier hat sogar geschmeckt." Ganz im Gegensatz zu seinem Erstversuch mit 16, der schnell im Abfluss landet.

Wie viel Technik auf dem 3500 Quadratmeter großen Schanzenbräu-Gelände steckt, wird den Lesern bei ihrem Rundgang mehr als nur einmal deutlich. An einem Touchscreen zwischen Läuterbottich und Whirlpool überprüft er, welche Temperaturen in den Kesseln herrschen. Trotz Vollautomatik kann Stretz bei Bedarf jederzeit nachjustieren.

Woher stammt der Name Schanzenbräu?

20 Hektoliter werden pro Sud produziert. Bierbrauen, das betont er immer wieder, ist das Zusammenspiel aus Zeit und Temperatur: "Diese Parameter haben wir und nur diese können wir verändern." Einmal im Jahr brauen Stretz und seine Kollegen Weizen. Über die Vorgeschichte muss der Inhaber selbst lachen. Auf dem Altstadtfest, erzählt Stretz, kabbelten sich die Schanzenbräu-Mitarbeiter gerne mit den Kollegen von Gutmann, die ihren Ausschank direkt gegenüber hatten. Also kündigte Stretz eines Tages vollmundig an: "Nächstes Jahr haben wir auch ein Weizen."

Gesagt, getan. Seit 2014 schenkt Schanzenbräu auf dem Altstadtfest Rotes Weizen aus. Mit Erfolg: "Die Nachfrage ist groß, aber ganzjährig schaffen wir das nicht."

Für Leser Gerald Hierer ist es die erste Brauereiführung. Der Zerspanungsmechaniker ist vor allem von den technischen Details der Brauereianlagen fasziniert.

Ein anderer Leser möchte wissen, wie die Brauerei ihren Namen erhalten hat. Ganz einfach: Die Hinterhofwerkstatt, in der Stretz 2004 seinen ersten Sud braute, lag in der Bärenschanzstraße. Seinen eigenen Namen wollte er nicht verwenden. Was lag also näher als der Name Schanzenbräu? Das Logo ziert heute konsequenterweise ein Bär.

Keine Kommentare