Hilfe bei Problemen in der Ausbildung

16.10.2015, 19:29 Uhr
Hilfe bei Problemen in der Ausbildung

© Mark Johnston

Als Hana Roske voller Tatendrang ihre Ausbildung in einem Maklerbüro begann, hätte sie nie damit gerechnet, dass diese irgendwann einmal auf der Kippe stehen könnte. „Betriebliche Gründe“ waren schuld daran, dass sie es dort nicht mehr aushielt und die Lehre letztlich abbrach. Nur ein Jahr vor der Abschlussprüfung.

Genau um solche Fälle kümmert sich das Projekt „Azubi-Leitwerk“, das der Ausbildungsring Ausländischer Unternehmer e. V. 2013 gründete. „Wir sind damals mit Leib und Seele an diese Sache herangegangen“, erklärt Projektleiterin Manuela Demirdag. Sie setzten sich zum Ziel, Ausbildungsabbrüche zu verhindern und Ausbildungsabbrecher in eine neue Lehre zu vermitteln.

Durch ein frühzeitiges Eingreifen im Konfliktfall sinken die Abbruchzahlen, weiß Demirdag aus Erfahrung. Der Schlüssel zum Erfolg sei es, so die Projektleiterin, mit „Empathie und Sensibilität“ den Jugendlichen zu begegnen, um ihre Motive für das drohende vorzeitige Ende ihrer Lehre herauszufinden. Es geht nicht darum aufzuzeigen, was falsch gemacht wurde, sondern welche persönlichen und fachlichen Kompetenzen in den Jugendlichen schlummern.

Auch Hana Roske fühlte sich von den Projekt-Mitarbeitern verständnisvoll behandelt. Sie haben ihr „menschlich gutgetan“ und gaben ihr nie das Gefühl, schuld an der ganzen Misere zu sein. Und das Beste: Zwei Tage nach dem ersten Gespräch mit Manuela Demirdag hatte Hana Roske einen neuen Ausbildungsvertrag in der Tasche, diesmal zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen. Wenn ein Jugendlicher erfolgreich in einen neuen Ausbildungsplatz vermittelt wurde, findet auch eine Nachbetreuung statt. Hierfür wird der Auszubildende im Betrieb besucht, erklärt Rainer Aliochin, Vorsitzender des Ausbildungsrings.

Seit seinem Start vor zwei Jahren wurden in dem Projekt insgesamt 92 Teilnehmer betreut. Davon konnte für 27 eine Lösung im selben, für 37 in einem anderen Betrieb gefunden werden. Etwa 82 Prozent der um Rat suchenden Jugendlichen haben einen Migrationshintergrund. Es sind Zahlen wie diese, die Tonio Rieger vom Bayerischen Arbeitsministerium, von einem „Vorzeigeprojekt“ sprechen lassen. Neben der individuellen Beratung werden auch Azubi-Seminare zum Thema Konflikt durchgeführt.

Die Arbeitsgruppe Arbeitsmarktfonds, die sich aus Vertretern der Staatsregierung, der Wirtschaft, der Kammern, der Gewerkschaften und der Bundesagentur für Arbeit zusammensetzt, wählte „Azubi-Leitwerk“ als eines von 530 Projekten für die staatliche Förderung aus. Durch diese neuerlichen knapp 95.000 Euro erhöht sich die Gesamtfördersumme für das Projekt aus dem Arbeitsmarktfonds auf rund 300.000 Euro. Bayernweit fließen dieses Jahr über 3,6 Mio. Ã aus dem Arbeitsmarktfonds in innovative Arbeitsmarktprojekte.

Der Ausbildungsring Ausländischer Unternehmer e. V. ist ein „wichtiger und bewährter Akteur“, so Ministeriumsvertreter Rieger anlässlich der Scheckübergabe in den Räumlichkeiten des Vereins in Nürnberg. Es sei aber auch eine Gemeinschaftsleistung der beteiligten Netzwerkpartner, wie etwa der Industrie- und Handelskammer und der Agentur für Arbeit, junge Menschen in der Ausbildung zu halten. Letztlich gehe es auch darum, Fachkräfte für die Region zu sichern.

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