Hitler-Aquarell in Nürnberg für 130.000 Euro versteigert

24.11.2014, 08:01 Uhr
Das Aquarell mit dem Namen „Das alte Rathaus“ aus dem Jahr 1914 oder 1915 ist auch als "Standesamt München" bekannt.

© Auktionshaus Das Aquarell mit dem Namen „Das alte Rathaus“ aus dem Jahr 1914 oder 1915 ist auch als "Standesamt München" bekannt.

Insge­samt zwölf Bieter hätten sich für das Bild interessiert, sagte Auktionatorin Kathrin Weidler. Es seien sowohl Pri­vatleute als auch Vertreter von Muse­en darunter gewesen. Die Interessen­ten stammten aus den USA, mehreren asiatischen Ländern, Spanien, Eng­land, aber auch aus Deutschland. Sie nahmen überwiegend nur schriftlich oder telefonisch teil. Kaufbeleg trieb die Gebote hoch Für das undatierte, mit „A. Hitler“ signierte Bild hatte das Auktionshaus ein Einstiegsgebot von 4500 Euro angesetzt. Es hat Din-A4-Größe und ist mit „Standesamt/Altes Rathaus München“ benannt.

Weltweite Me­dienberichte im Vorfeld schürten wohl die Lust von Sammlern. Denn die Bieter reichten vorab bereits fünf­stellige Gebote ein. Das höchste, anscheinend aus England, betrug 85.000 Euro. Zwei andere, persönlich angereiste Interessenten lieferten sich am Samstag im Saal dann ein Wettbie­ten, das einer von beiden – ein schi­cker Anzugträger mit zwei Begleitern – mit 130.000 Euro für sich entschied. Der Mann telefonierte dem Verneh­men nach auf Russisch, vielleicht mit seinem Auftraggeber.

Dieser Verkaufspreis übertrifft bei weitem die Summen, die bisher für Hitler-Werke bekannt wurden. Bei Weidlers Auktionen 2005 und 2009 erzielten seine Bilder Preise zwischen 7000 und 24000 Euro. Aus kunsthisto­rischer Sicht leistete der Nazi-Dikta­tor, der vor seiner politischen Karrie­re als Maler scheiterte, minderwerti­ges Handwerk.

Auktionator Herbert Weidler führt den Rekordpreis darauf zurück, dass dem Aquarell die Origi­nalrechnung eines Münchner Kunst­händlers von 1916 beilag, außerdem eine Schreibmaschinennotiz, mit der Hitlers Privatkanzleileiter Albert Bor­mann das Bild vermutungshalber „dem Führer“ zuschreibt.

Die Zeitung „Die Welt“ hatte genau deshalb Zweifel an der Echtheit des Aquarells in den Raum gestellt. Für Echtheitsbeglaubigungen dieser Art sei etwa der Kunstfälscher Konrad Kujau bekannt gewesen. Auch Münch­ner und Wiener Wissenschaftler hat­ten vergangene Woche im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur auf eine große Zahl von Hitler-Kopien ver­wiesen. Sie sähen generell Hitler-Bil­der als NS-Devotionalien lieber aus dem Verkehr gezogen. Für Kathrin Weidler ergab sich kein Hinweis auf Fälschung: Man ha­be das Bild durchleuchtet und keine Auffälligkeiten festgestellt.

Das Bild und die Papiere waren Eigentum zwei­er Schwestern im Rentenalter aus Hes­sen. Ihr Großvater hatte den „Hitler“ 1916 in München gekauft. Sie wählten absichtlich Nürn­berg als Verkaufsort für das im Safe eingelagerte Stück. Als Begründung ließen sie verbreiten: Hier werde das NS-Reichsparteitagsgelände mit Steu­ermillionen vor dem Verfall bewahrt, was sie nicht gutheißen könnten. Aber das nehme ihnen die Skrupel, aus einem Hitler-Bild Gewinn zu schla­gen.

Zehn Prozent des Erlöses wollen sie an behinderte Kinder spenden. Auch Auktionator Weidler kündig­te an, „einen Teil“ seiner Provision für gute Zwecke abzugeben. Mora­lisch will er das Geschäft nicht ange­zweifelt wissen. „Das Bild ist nur ein Zeitdokument.“

Als „sehr gut erhalte­nes, harmloses Aquarell“ rief er den Auktionsposten auf. Und verlas unauf­gefordert wie auch bei seinen frühe­ren Versteigerungen als Kommentar, dass er das von Hitler errichtete Nürn­berger Zeppelinfeld lieber verfallen lassen würde. „Aber Politiker wollen damit Geschäfte machen.“

7 Kommentare