Höhenangst und Sprung in Tiefe: Selbstversuch im Airtrail

14.2.2020, 08:42 Uhr
Selbstversuch im Kletterpark der Airtime-Halle.

© Michael Matejka Selbstversuch im Kletterpark der Airtime-Halle.

Augen zu. Nein stopp, Augen lieber wieder auf. Nochmal durchatmen. Ich schaue runter auf den Boden – keine gute Idee. „Wenn du so weit bist“, sagt Kilian, mein heutiger Einweiser und sportlicher Leiter der Trampolinhalle „Airtime“.
Also gut, dann los. Ich hänge mich in meinen Sicherheitsgurt und lasse mich fallen. Vor mir liegen 70 Meter „Flying Fox“, die ich mithilfe einer Stahlseilkonstruktion quer durch die ganze Halle entlang gleite. Das Gefühl, über die Sprunganlagen zu fliegen, ist atemberaubend. Plötzlich verliere ich die Balance und drehe mich im Kreis. Gerade rechtzeitig schaffe ich es zurück in Fahrtrichtung, denn in diesem Moment erreiche ich die andere Seite des Parks. Eine Matte bremst meinen Schwung ab. Angekommen. Die erste Hürde wäre damit überwunden und ich bin bereit, den restlichen Teil des neuen „Airtrails“ auszuprobieren.

Vor der ersten Fahrt mit der Zip-Line steigt die Aufregung

Vor der ersten Fahrt mit der Zip-Line steigt die Aufregung © Michael Matejka

Insgesamt drei Strecken mit unterschiedlichen Schwierigkeiten wurden unter dem Dach gebaut. Von Blau (leicht), über Rot (mittel) bis Schwarz (schwierig) ist für jeden etwas dabei. Ich wage mich für den Anfang auf den mittel-schwierigen, roten Kurs. Hier erwarten mich sieben Elemente. Jedes davon hat Kilian, der maßgeblich an der Planung des Parcours beteiligt war, selbst ausgesucht: „Hat man sich mal für einen Hersteller entschieden, kann man sich die Elemente wie in einem Möbelkatalog zusammenstellen.“


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Sobald ich die „Zip-Line“ hinter mir habe, begebe ich mich zur roten Strecke. Hier muss ich Boxsäcken und Medizinbällen ausweichen, auf Fässern balancieren und über hängende Bretter steigen. Zum Schluss wartet ein Longboard auf mich, mit dem ich ein kurzes Stück fahre.
So weit, so gut. Der Kurs hat Spaß gemacht, doch wie schwierig ist dieschwarze Strecke – ich bin neugierig. Sie ist nämlich das Aushängeschild des neuen Kletterparks. Über den Trampolinen der Halle, in 18 Metern Höhe, kann man seine Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer testen. Sie wurde gebaut, um auch den Raum, den man unter der Decke hat, zu nutzen.
Kilian erzählt mir, dass es bei jeder Station mehrere Hindernisse gibt, sodass man sich jederzeit für das Leichtere entscheiden kann. Das macht mir Mut. In Notfällen rücken außerdem zwei Retter aus, die bei Betrieb im Trampolinpark sein müssen, um Teilnehmer abzuseilen und gegebenenfalls medizinisch zu versorgen.

Sprung in die Tiefe

Na dann. Mit dieser Info im Hinterkopf mache ich mich auf den Weg zum Start der Strecke, der sich auf einem hohen Holzturm befindet. Auf einer Etage kommen wir an einem Schild vorbei: „Airdrop“. „Was ist das?“, frage ich Kilian. „Gut, dass du das ansprichst – hätte ich beinahe vergessen.“


Bevor ich mich versehe, befestigt er meinen Sicherheitsgurt an einem Karabiner. Ich hänge jetzt an einem Seil, das außerhalb des Turms an einem massiven Holzbalken befestigt ist. Kilian weist mich an, durch eine kleine Holztür zu treten. Jetzt stehe ich auf einer schmalen Holzplanke in elf Metern Höhe. Ich schaue runter auf den Boden - wieder keine gute Idee. Ein mulmiges Gefühl macht sich breit: Hier runter springen? Echt?

Mein Einweiser stellt sich neben den Punkt, an dem ich landen werde und schaut mich an. Na gut. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und hüpfe nach vorne. Geradezu lächerlich langsam, werde ich mit einer Geschwindigkeit von 0,8 Meter pro Sekunde über das Seil zu Boden gelassen. Das ist mir in dem Moment aber egal. Immerhin habe ich mich getraut.
Unten angekommen, machen mein neu gewonnenes Selbstbewusstsein und ich uns über den „Flying Fox“ wieder auf den Weg zum Startpunkt der Strecken. Dieses Mal nehme ich den Abzweig zum schwarzen Parcours.

Die ersten Elemente sind kein Problem. Dann kommen Kilian und ich zu einer Station, an der man sich entweder an Ringen hangelnd oder an Kugeln und Stäben hängend über den Abgrund bewegen muss. „Das hier ist übrigens eines von zwei Hindernissen, die ich bisher selber noch nicht geschafft habe.“ Na bravo!

Schreckmoment

Mit dem Wissen, dass ich mir bei ähnlichen Hindernissen, auf Grund mangelnder Kraft, schon Knochen gebrochen habe, bin ich wenig zuversichtlich. Trotzdem probiere ich es und hänge mich an den Ring. Eine Sekunde später falle ich runter. Das war nichts. Natürlich bin ich gesichert und so ist der Schreck auch schon das Schlimmste daran. An jeder Station hängt außerdem ein Halteseil, an dem man sich zur nächsten Seite ziehen kann.
Während ich durch den Parcours klettere, fällt mir auf, wie wenig präsent die Höhe hier oben ist. Die Strecke fordert meine ganze Konzentration, so dass ich keinen Gedanken an die 18 Meter verschwenden kann.

Ich bringe den Rest des Kurses hinter mich. Selbst die schwierigste Strecke gemeistert zu haben, macht mich stolz.
Bucht man 90 Minuten Tampolinspringen, ist das Höhenerlebnis inklusive. Allerdings sollte man mindestens eine Griffhöhe von 1,80m haben und zwischen 40 und 130 kg wiegen. Wenig bis keine Höhenangst kann ich außerdem empfehlen. Ansonsten hilft nur Augen zu.

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