Hunde und Katzen machen Vögeln im Knoblauchsland Probleme

15.9.2019, 05:46 Uhr
Hunde und Katzen machen Vögeln im Knoblauchsland Probleme

© Fotos: Annelore Schneider

Sie sollen sich kennenlernen, sagt Peter Pluschke. Er meint die vielen Vögel, die ihre Nester auf dem Erdboden in Nürnberg anlegen, und ihre Nachbarn. Zu wenig wissen die Menschen in der Stadt über die Bodenbrüter-Population, die hier schon lange beheimatet ist. "Wir haben hier in Bayern einen Schwerpunkt", sagt Umweltreferent Pluschke.

Vor allem im Knoblauchsland im Norden, mit seinem kleinteiligen, gut bewässerten Flickenteppich, auf dem auch viele Sonderkulturen wachsen, und im Süden des Stadtgebiets, wo vor allem sandige Böden und Magerrasen zu finden sind, fühlen sich die Bodenbrüter wohl.

Das gilt zum Beispiel für die Kiebitze. 2014 haben Mitglieder des Landesbunds für Vogelschutz im Knoblauchsland 82 Brutpaare gezählt, heute könnten es laut Schätzungen des LBV sogar 120 oder 130 sein. Und das, obwohl "der Bestand an Feldvögeln seit 1980 europaweit um mehr als 50 Prozent zurückgegangen ist".

"Da geht es um viele Hektar"

Das treibt Pluschke um, der Erhalt der Bodenbrüter sei eine der größten Sorgen, die die Stadt in Sachen Umwelt hat. Denn durch Bauprojekte wie in Wetzendorf im Norden oder im Tiefen Feld im Südwesten fällt Lebensraum für die Vögel weg.

"Da geht es um viele Hektar", sagt Peter Pluschke. In Wetzendorf entstehen auf 43 Hektar 1200 Wohneinheiten, auf dem Tiefen Feld fallen sogar 72 Hektar weg, auf denen ebenfalls 1200 Wohneinheiten neben Einzelhandel, Gemeindehaus, Kitas, Schulen und Parks entstehen.

Brutgebiete nicht immer in Nürnberg

All das auch immer auf Kosten der Bodenbrüter, auch wenn es sich mit Blick auf die Vogelpopulation dort um "relativ kleine Teilflächen handelt", sagt Pluschke. Trotzdem wird die Stadt auch in diesen Fällen aktiv. "Wir müssen immer Ausgleichsflächen schaffen, die Vögel siedeln dann auch um, das stört sie nicht." Allerdings liegen die neuen Brutgebiete nicht immer in Nürnberg, sondern zum Beispiel in Fürth oder Erlangen, "irgendwo im Mittelfränkischen Becken".

Doch nicht nur durch den Flächenfraß ist die Bodenbrüter-Population in Nürnberg bedroht, sondern durch die Menschen. Um also die Stadtbewohner für die Vögel zu sensibilisieren, hat das Umweltamt eine Bodenbrüterbroschüre erstellt. Mit der sollen Kiebitz, Feldlerche, Schafstelze, Rebhuhn, Heidelerche, Haubenlerche und Wachtel ihren Nachbarn vorgestellt werden.

Hunde an Leinen, Drohnen am Boden

Außerdem zeigen zwei Karten, wo die Tiere in der Stadt genau zu finden sind. In der Broschüre aber ist auch nachzulesen, wann und wie der Mensch die Vögel stört. Gerade in der Brutzeit sind Bodenbrüter empfindlich gegenüber Störungen, die auch durch Menschen verursacht werden, die sich abseits der Feldwege bewegen und die Tiere aufscheuchen.

Das ist gefährlich, denn "zu häufiges Auffliegen und Verlassen des Nestes kann das Gelege unterkühlen und absterben lassen", heißt es in der Broschüre. Mehr noch: Krähen reagieren auf das "Auffliegen" der Bodenbrüter und nutzen die Momente, um die Nester zu plündern. Noch öfter sind es aber freilaufende Haustiere, Katzen und Hunde, die für solche Störungen sorgen. "Gerade während der Brutzeit sollten Hundehalter ihre Tiere immer an der Leine führen – und eben nur in Hundeauslaufzonen frei laufen lassen", appelliert auch der Umweltreferent an die Besitzer.

Ein weiteres Problem sind Modellflugzeuge und immer häufiger auch Drohnen. Beides erkennen die Bodenbrüter instinktiv als Greifvögel, fliehen und brechen die Brut ab.

Wer Bodenbrütern dagegen helfen will, kann Feldfrüchte aus ökologischem Anbau aus der Region vorziehen, sagt Pluschke. Davon profitiert der Bodenbrüter, der von der Symbiose mit den Landwirten lebt, die auf ihren Äckern wenig düngen und den Tieren genügend Raum bieten.

Eine weitere Broschüre will die Stadt im September zum Thema Höhlenbrüter herausbringen. Die wiederum können aktiv unterstützt werden, erklärt Peter Pluschke. Mit Nistkästen und Brutplätzen im Mauerwerk. Auch diese Nachbarn sollen die Nürnberger näher kennenlernen.

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