Im Knoblauchsland verkümmert das Gemüse

4.4.2013, 07:00 Uhr
Im Knoblauchsland verkümmert das Gemüse

© Michael Matejka

Einen Monat haben die Gemüsebauern schon verloren. Die 40 bis 50 von ihnen, die ganz aufs Freiland setzen, „trifft die Kälte knallhart“, sagt Kreisobmann Michael Brückner. Aber betroffen ist das ganze Knoblauchsland. Denn die Treibhäuser müssen von früh bis spät beheizt werden. Normalerweise, sagt Brückner, läuft um diese Zeit fast keine Heizung mehr. Die Temperaturen liegen im Keller, dafür steigen die Kosten in die Höhe.

Kopfsalat, Salatherzen, Kohlrabi, Brokkoli: Bis letzte Woche stapelten sich in der Halle der Behringers die Kisten mit Jungpflanzen. „Aber irgendwann müssen wir sie einpflanzen. Auch wenn’s gerade nicht sinnvoll ist“, sagt Tanja Behringer. Momentan warten noch 150000 Pflanzen auf ihren Einsatz. Auf einer Fläche von rund vier Hektar wachsen sie eigentlich um diese Zeit, bislang sind es nur 2,5 Hektar.

Und ob die Saat aufgeht, ist fraglich: Jämmerlich sieht das Gemüse unter den Planen aus. Ein oder zwei Tage Frost können die jungen Pflanzen wegstecken. Aber auf die Dauerkälte reagieren sie empfindlich. Kohlrabiblätter rollen sich ein, die äußeren Kopfsalatblätter ziehen sich zusammen. Ob die Pflanzen überhaupt Wurzeln schlagen, ist fraglich. Der Großkunde wiederum will Produkte, die saft- und kraftvoll wirken und nicht klein und kümmerlich. „Wir bekommen bestimmt ein Absatzproblem“, befürchtet Gemüsebäuerin Behringer.

Preise sollen bei gutem Wetter in den Keller rauschen

Und sie befürchtet noch mehr: Sobald die Sonne scheint, wird die Natur auf- und nachholen. Da das schlechte Wetter ganz Deutschland betrifft, werden die Pflanzen auch in ganz Deutschland aus dem Boden schießen – der Markt wird mit Gemüse überhäuft, der Preis rauscht in den Keller.

Im Knoblauchsland verkümmert das Gemüse

Norbert Beier hat schon 2000 Kisten mit jeweils 150 Jungpflanzen auf den Kompost geworfen. „Ich will gar nicht nachrechnen, wie viel Geld das ist. Sonst ärger’ ich mich noch mehr.“ Jeden Tag stehen der Chef von Beier-Jungpflanzen in Fürth und sein Betriebsleiter vor der logistischen Herausforderung, 15000 Kisten voller Petersilie, Dill oder Sellerie hin- und herzuschieben, um Platz zu schaffen für die nächsten Bestellungen. Die Landwirte lassen sich angesichts des Wetters Zeit mit dem Abholen.

Auch Hermann Lorenz’ Frühlingsboten haben bald nichts mehr zu melden, wenn Petrus nicht ein Einsehen hat. Der Schnieglinger gibt Primeln, Stiefmütterchen und Co. noch ein bis zwei Wochen. Aber seine Kunden kann er verstehen. Es ist einfach zu kalt für die Hobbygärtnerei. Tanja Behringer wollte nicht länger warten und hat die Beete vor dem Haus bearbeitet. Die Sehnsucht nach Frühling war größer als das Wissen um den frostigen Boden. „Die ersten musste ich schon wieder rausnehmen – sie sind kaputtgegangen.“

Spargel sitzt in den Startlöchern

Den Franken bewegt natürlich noch eine ganz andere Frage: Was ist mit dem Knoblauchsländer Spargel? „Der sitzt in 20 Zentimetern Tiefe in den Startlöchern“, sagt Konrad Behringer. Und wartet dort auf die Sonne und seinen Durchbruch. Im vergangenen Jahr spitzten die ersten Köpfchen bereits Mitte April aus dem Boden, das wird in diesem Jahr knapp. Spargel braucht eine Bodentemperatur von mindestens zehn Grad – und die liegen derzeit noch nicht einmal in der Luft. Behringer geht davon aus, dass der Spargel heuer sieben bis zehn Tage später dran ist als 2012.

Aber wenn er kommt, kommt er schnell: Sollte die Sonne endlich scheinen, „dann wächst der Spargel innerhalb einer Woche.“ Die schlechte Nachricht: Es gibt keine Verlängerung. Das Königsgemüse braucht Zeit, um sich zu regenerieren. Auch in diesem Jahr ist Johanni, also am 24. Juni, Schluss mit dem Spargelgenuss. Die Würze der Kürze: Das Angebot wird bis zum Verkaufsende groß sein.
 

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