Imker Klaus Becker bekommt EhrenWert-Preis

19.4.2016, 19:39 Uhr
Imker Klaus Becker bekommt EhrenWert-Preis

© Horst Linke

In der Schule sah Klaus Becker die Bienen zum ersten Mal tanzen: Sie schwänzelten umeinander, drehten und wendeten sich, um den anderen Arbeiterinnen den Weg zur Futterquelle zu weisen. Es war ein sehr alter Film, den der Lehrer da abspielte, schwarz-weiß und ruckelig, doch Klaus Becker war fasziniert.

Zu Hause stellte er eine Tomatenkiste in den Garten und hoffte, dass ein Bienenschwarm einziehen möge. Da der aber auf sich warten ließ, vergrub sich der Junge in Bücher, las viel über die Bienen, ihre Tänze und ihr Verhalten. Und manchmal wünschte er sich, selber wie eine Biene zu sein, über alle Grenzen hinwegfliegen und mit allen anderen seiner Art ohne Sprachbarriere kommunizieren zu können.

Schon damals faszinierte Klaus Becker die Natur und die Frage, wie Menschen und Tiere Informationen austauschen – diese Liebe ist geblieben. Auch wenn er sie nicht zum Beruf machte: Klaus Becker ist gelernter Dreher und studierter Ingenieur, für seinen Job zog er in den 70er Jahren nach Herzogenaurach. Doch schon als junger Erwachsener versuchte er – nach dem ersten gescheiterten Versuch in der Kindheit – es noch einmal mit den Bienen. Dieses Mal mit Erfolg. Auch wenn seine ersten Schritte als Imker doch recht holprig waren, wie er heute schmunzelnd erzählt.

Ohne richtige Schutzkleidung habe er seinen ersten Schwarm eingefangen, steckte ihn in ein penibel gesäubertes altes Bienenhaus – und wunderte sich, dass die Insekten nicht bleiben wollten. Bis ihn ein erfahrener Imker aufklärte, dass er die Tiere gerade durch seine Putzaktion vertrieben hatte. „Theorie und Praxis sind eben ganz unterschiedliche Dinge“, sagt Klaus Becker, heute 69 Jahre alt und inzwischen mit rund vierzig Jahren Imker-Erfahrung.

Heute hat er mehrere Völker, meist um die zwölf, sagt er, aktuell sind es sogar 14. Er sitzt dem Imkerverein in Herzogenaurach vor, dem im Landkreis Erlangen-Höchstadt und noch dem Bezirksverband. In all seinen Ämtern kämpft Klaus Becker für den Erhalt des Lebensraums der Bienen. Denn der ist bedroht, glaubt Becker. Auch weil der Mensch immer wieder zu stark in die Natur eingreife und etwa zu exzessiv Bäume und Sträucher beschneide. „Dabei brauchen die Bienen die Pollen.“ Und der Mensch die kleinen gelb-schwarzen Insekten. Denn sie bestäuben die Blüten, ohne sie würden viele Pflanzen keine Früchte mehr tragen.

Doch die Zahl der Völker ist stark zurückgegangen: Gab es 1950 noch 65 000 in Mittelfranken, waren es 2015 nur noch rund 14 000, sagt Becker. Zwar habe sich die Zahl in den letzten drei Jahren stabilisiert, doch noch nicht ausreichend.

Auch daher versucht Becker, den Imkern der Region eine Stimme zu geben: Er trug sein Anliegen schon bei der Europäischen Union in Brüssel vor und gibt bei diversen Anlässen den Beamten Konrad: ein Stadtschreiber und Bienenhalter, der schon im Jahr 1348 in der Gründungsurkunde Herzogenaurachs die Existenz seiner Bienenvölker festgehalten hatte. Im historischen Gewand und unter dem Namen Konrads wird Becker nicht müde, auf die Bedürfnisse der Bienen hinzuweisen — und wenn er dabei unbequem sein sollte, ist es Becker auch recht. Hauptsache, er wird gehört.

Sein Wissen gibt er gerne auch an die nächste Generation weiter, sagt Becker. Etwa im „Imkereckmuseum“ in Obermembach bei Heßdorf, das gerne von Schulklassen besucht wird. Außerdem veranstaltet der 69-Jährige Schulungen für Nachwuchsimker, die Nachfrage zu den Kursen steigt sogar. Und das Engagement lohnt sich, schließlich wird es von den Bienen gerne versüßt: mit dem einen oder anderen Glas Honig.

Es ist ein Preis als Anerkennung für das Engagement von Bürgern: Bei der Aktion „EhrenWert“ zeichnen die Stadt Nürnberg und die Universa-Versicherungen mit Unterstützung der Nürnberger Nachrichten monatlich eine(n) Ehrenamtliche(n) aus dem Verbreitungsgebiet unserer Zeitung aus. Der Preis ist mit 1000 Euro dotiert. Die Aktion läuft schon seit sechs Jahren.

Bei Fragen können sich Interessierte per E-Mail an die Adresse ehrenwert@stadt.nuernberg.de wenden. Informationen gibt es auch telefonisch unter (09 11) 2 31-33 26 im Sozialreferat.

Vorschläge für künftige Preisträger oder Bewerbungen sind erwünscht. Eine Jury entscheidet über die Vorschläge. Hier finden Sie die Porträts aller bisherigen Preisträger. Weitere Informationen finden sich auch unter www.universa.de/ehrenwert.

Verwandte Themen


Keine Kommentare