Immer weniger Schäferhunde und Dackel werden geboren

29.11.2018, 17:10 Uhr
Dackel waren einst der Deutschen liebste Hunde. Nun werden immer weniger gezüchtet.

© dpa Dackel waren einst der Deutschen liebste Hunde. Nun werden immer weniger gezüchtet.

Seit 43 Jahren hält und züchtet Udo Pierenkemper Dackel, und zwar ausschließlich Rauhaar-Dackel. Seit langem leben Donatella und Erdmann bei ihm, sie liegen beide zusammen im Körbchen und warten, bis Pierenkemper fertig ist mit der Arbeit in seinem Café Glückswinkel in Erlenstegen.

Benannt ist Erdmann nach dem berühmten "Kaiserdackel", dem Lieblingsdackel von Kaiser Wilhelm II. Als das Tier während eines Sommeraufenthaltes des Monarchen auf Schloss Wilhelmshöhe verstarb - der genaue Todestag im Jahr 1901 ist nicht überliefert - wurde er im Park beigesetzt. Auf der Roseninsel steht ein Denkmal, sorgfältig gepflegt von der Sektion Kassel des Deutschen Teckelklubs 1888. Wie sehr der Dackel für Deutschland steht, zeigen auch Episoden wie diese: Mit dem Ersten Weltkrieg brach ein "antideutscher Kriegswahn" aus, schreibt Eva C. Schweitzer im Buch "Europa im Visier der USA", in dessen Folge Sauerkraut zu "Freiheitskohl" umbenannt wurde und Passanten Dackel mit Steinen bewarfen. Der Deutsche Schäferhund trägt sein Herkunftsland bereits im Namen. Über seine bekannteste Vertreterin "Blondi" und ihr Herrchen Adolf Hitler, gibt es Filme und Literatur.

Im vergangenen Jahr wurden knapp 9800 Deutsche Schäferhunde geboren und registriert, zehn Jahre zuvor waren es noch rund 16.900. Im Vergleich zum Jahr 2003 hat sich die Zahl der Welpen sogar mehr als halbiert, zeigt die Statistik des VDH. Der Dackel dagegen durchlebt schon lange eine Misere, seine Geburtszahlen bewegen sich auf gleichbleibend niedrigem Niveau. Insgesamt kamen rund 5800 Dackelwelpen in Deutschland zur Welt - in den frühen 80ern waren es noch etwa 20.000, weiß Udo Pierenkemper.

Immer weniger Schäferhunde und Dackel werden geboren

© Eduard Weigert

Haben die Deutschen neue Hundelieblinge gefunden? Verdrängen Modehunde wie Möpse und Chihuahuas die heimischen Hunderassen? Dem widerspricht Ute Hellfeier vom Verein Deutscher Teckelklub Nordbayern. Vor zehn Jahren, erzählt die Züchterin in Wendelstein, sei es "noch mal ruhiger" gewesen als heutzutage. "Der Dackel ist halt kein Stadthund, er ist sehr ausdauernd und gehört in den Wald, damit er seine 20 Kilometer täglich laufen kann", sagt Hellfeier, "einen Mops dagegen kann man überall mit hinnehmen." Die hippen Hundefans haben jedoch kleinere Dachshunde wie Zwergdackel und Kaninchendackel - "die kann man schnell mal unter den Armen nehmen" - für sich entdeckt. Auch Kurzhaardackel sind Hellfeiers Beobachtung nach beliebter geworden, weil ihr Fell nicht getrimmt werden muss.

Einen Hype aber, gar eine Rückkehr zu alten glorreichen Zeiten, könne er nicht ausmachen, bedauert Udo Pierenkemper. In den 50er und 60er Jahren sei Nürnberg die Dackelhochburg Deutschlands gewesen, und zwar "mit Abstand". Die Franken haben ihren Status als vollkommen Dachshundverrückte längst an die Norddeutschen verloren, in dieser Region kommen die meisten Teckelwelpen auf die Welt. Auch das Ausland ist in das Geschäft mit den urdeutschen Hunderassen eingestiegen. Besonders viele Dackelzüchter gibt es in den Ländern des ehemaligen Ostblocks, vor allem in Tschechien und in Italien. In Deutschland kann ein besonders schöner, mehrfach geprüfter Dackel über 1000 Euro kosten. Das Geld möchten sich viele sparen - auch deshalb sind die Dackelgeburten hierzulande dramatisch zurückgegangen.

Im September stellten anerkannte Züchter fast 1600 Deutsche Schäferhunde beim "Weltchampionat" im Max-Morlock-Stadion vor.

Im September stellten anerkannte Züchter fast 1600 Deutsche Schäferhunde beim "Weltchampionat" im Max-Morlock-Stadion vor. © Michael Matejka

Bei den Schäferhunden ist es ähnlich. "Viele Leute wollen so billig wie möglich einen Rassehund und besorgen sich diesen bei zum Teil illegalen Händlern aus dem Ausland", klagt Roswitha Dannenberg vom Verein für Deutsche Schäferhunde. Oft seien diese Tiere noch zu jung, um sie von ihren Müttern zu trennen, außerdem seien sie häufig krank. Derartig viele dieser illegalen Welpentransporte werden gestoppt, dass das Nürnberger Tierheim im Jahr 2010 das erste Welpenhaus Europas eröffnete, um die siechen Jungtiere aufzupäppeln.

Zudem sind Schäferhunde ebenso wie Dackel keine Stadthunde. Und sie brauchen eine Beschäftigung. Den ganzen Tag im Friseursalon abhängen - dafür ist eher der Mops geeignet, der in der Regel weder einen Jagd- noch einen Wachtrieb hat. Außerdem benötigen Dackel und Schäferhund ein konsequentes Herrchen, das erziehen kann.

Der Geburtenrückgang schlägt sich nicht im Alltag nieder, das zeigt ein Blick auf die Hundestatistik des Kassen- und Steueramts in Nürnberg. Von den insgesamt 14.597 Hunden sind 927 Deutsche Schäferhunde und 620 Dackel, macht Platz zwei und sechs. Der Lieblingshund der Nürnberger ist seit Jahren der umgängliche Labrador Retriever mit 1330 Exemplaren.

 

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