"In der U-Bahn treiben sich komische Leute herum"

9.4.2014, 12:04 Uhr

© Michael Matejka

Nachts alleine in einer verwinkelten Gasse oder am Bahnhofsvorplatz - dieser Gedanke ruft bei einigen Nürnbergern Angst hervor. Trotzdem fühlt sich der Großteil der Bürger prinzipiell sicher in der Frankenmetropole.

Zivilcourage ist wichtig

Die 19-jährige Julia Lamatsch hatte noch keine Begegnung, die sie verunsichert hätte. Trotzdem ist sie ungern alleine in der U-Bahn unterwegs: "Es ist seltsam, weil sich dort komische Leute herumtreiben." Und auch in Gostenhof will sich die Nürnbergerin zu später Stunde eher nicht mehr aufhalten. Zivilcourage findet sie wichtig und sinnvoll - und das, obwohl sie "selbst einen Schlag abbekommen" hat, als sie sich einmal eingemischt hatte.

Der Großteil der Befragten wurde schon mal Zeuge einer Belästigung oder Gewalttat. Ob man dazwischen gehen oder die Polizei alarmieren und warten soll, hängt für viele von der eigenen Konstitution und der Umgebung ab: Alleine suchen die meisten eher Schutz, gemeinsames Auftreten in der Gruppe verleiht Stärke. Wegschauen ist für die befragten Bürger jedoch keine Option.

Gewalt als Großstadtproblem

Pöbeleien und Schlägereien sind für den 49-jährigen Robert Vogel sowieso kein Nürnberger Problem im Speziellen: "Das hat eher etwas mit jungen Leuten zu tun, die ihre überschüssigen Hormone und ihr Adrenalin abbauen müssen, und wenn Alkohol dabei ist, ist es sowieso immer schwierig."

Aus unserer Umfrage geht hervor, dass die Präsenz der Polizei in der Altstadt und auch an den Stadträndern zusätzliche Sicherheit verleiht. Die Beamten zeigen sich demnach häufig, was wiederum große Zufriedenheit hervorruft. Mehr Streifen brauche es jedoch nicht. Allerdings finden die meisten, dass die Polizei zu lange zum Anrücken braucht.

Julia Schadinger, eine 41-jährige Mutter, die bereits Augenzeugin einer Messerstecherei geworden ist, glaubt, dass Gewalt ein Problem von Großstädten sei. Mit einem Schmunzeln im Gesicht fügt sie hinzu: "Dass unsere Stadt mit Gangs überfüllt wäre, würde ich vollkommen verneinen."

Wandel in der Gesellschaft

Allgemein klingt bei den Gesprächen der Konsens mit, dass sich die Zeiten verändert haben. Während früher Kinder und Jugendliche noch alleine und ohne Begleitung rausgeschickt wurden, findet das heute kaum noch statt.

Das Bewusstsein der möglichen Gefahr durch Gewaltverbrechen ist offenbar bei vielen gestiegen. Die Sicherheit von Familie und Verwandten liegt den Menschen zudem am Herzen.

Am sichersten fühlen sich die meisten unserer Befragten noch immer in den eigenen vier Wänden, wobei sogar dort die Angst vor Einbrechern ein Stück weit mitschwingt.

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