In Nürnberg gibt es bald eine Unterkunft für Obdachlose mit Hund

23.12.2020, 17:26 Uhr
In Nürnberg gibt es bald eine Unterkunft für Obdachlose mit Hunden. (Symbolbild)

© Anne-Sophie Siemons, NN In Nürnberg gibt es bald eine Unterkunft für Obdachlose mit Hunden. (Symbolbild)

Sie sind der beste Freund, der engste Gefährte. Und oft der letzte, der noch geblieben ist. Viele Obdachlose hängen an ihrem Hund. Auch wenn das Tier es nicht leichter macht, eine Wohnung zu finden. Oder eine Dach über dem Kopf in eiskalten Nächten.

Hunde werden in Unterkünften für Wohnungslose nicht aufgenommen, zu viele Probleme ergeben sich durch die Tiere. Vor allem die Hygiene schreckt die Heime ab. Sind die Hunde stubenrein? Auch ungepflegtes Fell kann ein Infektionsherd sein. Oft müssen sich die Obdachlosen Zimmer teilen. Wenn der Hund bellt oder gar mehr als ein Tier versorgt werden muss, ist das Konfliktpotenzial groß.


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Deswegen werden Obdachlose mit Tier in den meisten Pensionen nicht aufgenommen, weiß Kevin Schwarzer. "Die Tiere müssten währenddessen ja sonst ins Tierheim", sagt der Regionalvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe. Aber darauf, weiß Schwarzer, lassen sich die Betroffenen niemals ein. "Für sie ist der Hund der letzter Anker. Und mit ihm geht's ihnen besser."

Deshalb sucht das Sozialamt der Stadt schon länger nach einer Lösung - und hat zusammen mit der Johanniter-Unfall-Hilfe nun eine gefunden. "Für Mensch und Tier", sagt Schwarzer. Diese geht im Januar an den Start. In der Bucher Straße öffnet das QuarTier für Obdachlose mit Hunden. Genau dort, wo die Johanniter vor Jahren ausgezogen und danach Flüchtlinge untergebracht gewesen sind.

Zimmer für Hund und Herrchen

Im Neuen Jahr wird dort umgebaut, 20 Obdachlose mit Vierbeiner sollen dann Platz haben. Jeder Wohnungslose mit Hund soll ein eigenes Zimmer bekommen, Mehrbettzimmer werde es nicht geben, sagt Schwarzer. Außerdem ist ein kleiner Außenbereich geplant. Der Standort sei gut, sagt Schwarzer, denn "er ist gut erreichbar für das Klientel". Anders als beispielsweise ein Vorort.

Außerdem sind die Wege für die Johanniter kurz, die inzwischen in Kleinreuth hinter der Veste sitzen. Abgesehen von dem festen Personal vor Ort. Wer ins QuarTier kommt, wird versorgt wie alle anderen Obdachlosen. "Satt, sauber, zufrieden" sollen die Betroffenen werden, sagt Schwarzer. Auch bei den Tieren gehe es zunächst um die Grundbedürfnisse, also Futter und, falls nötig, eine Entwurmung.

Medizinische Versorgung geplant

Für Obdachlose sind Hunde oft der letzte Anker.

Für Obdachlose sind Hunde oft der letzte Anker. © e-arc-tmp-20201223_144736-1.jpg, NN

Die Hunde sollen aber auch medizinisch versorgt sein. Dass das teuer ist, weiß Schwarzer. Die Johanniter wollen sich deshalb bei dem Projekt mit Tierschutz und Tierheim kurzschließen. Schwarzer setzt da auf Marcus König. Der Oberbürgermeister ist Geschäftsführer des Tierschutzvereins. "Das Wohl von Obdachlosen mit Hund liegt mir schon sehr lange am Herzen", sagt er. Auch weil er weiß: "Die Tiere tragen die obdachlosen Menschen durch gute wie schwere Zeiten."

Er freut sich, mit den Johannitern jemand gefunden zu haben, der sich um das Projekt QuarTier kümmert. Bei der Hilfsorganisation kennen sie sich mit Hunden aus, die dort schon lange als Rettungs- und Lesehunde, sowie als therapeutische Besuchs- und Begleithunde im Einsatz sind.

Vierbeiner später Therapiehunde?

Eine Perspektive, die Schwarzer auch für die Tiere der Obdachlosen sieht - und deren Herrchen und Frauchen. Die sollen in der Unterkunft zwar zunächst lernen, mit ihrem Hund noch besser umzugehen. Kevin Schwarzer weiß, dass die "für ihre Tiere oft das letzte Hemd geben würden und sich aufopferungsvoll kümmern". Nur fehlen eben die Möglichkeiten, manchmal auch das Bewusstsein, beispielsweise für Impfungen.

Neben dem Ziel, ein Heim für Hund und Halter zu finden, gehe es in der zweite Projekthälfte auch darum, den Klienten das Potenzial der Tiere näher zu bringen. "Dafür können sie an unseren Seminaren mit Wesensübungen für den Hund teilnehmen", sagt Schwarzer. Klappt das, sei auch eine Ausbildung möglich.

Möglich gemacht hat das QuarTier auch eine Förderung im Rahmen des Aktionsplans „Hilfe
bei Obdachlosigkeit“ des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales. Zwischen 50.000 und 80.000 Euro werde das QuarTier im Jahr kosten, schätzt Schwarzer, der hofft, dass es nicht beim Projekt bleibt. "Wir wollen daraus einen dauerhaften Dienst machen."

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