In Nürnberg stationiert: SEK bekommt Anti-Terror-Fahrzeuge

30.11.2020, 16:13 Uhr
Das sogenannte "Offensivfahrzeug" hält detonierende Sprengsätze aus. 

© Daniel Karmann/dpa Das sogenannte "Offensivfahrzeug" hält detonierende Sprengsätze aus. 

Gäbe es nicht den Schriftzug "Polizei" auf den Seiten, gingen sie glatt als Militärfahrzeuge durch: Die bayerische Polizei hat zwei Anti-Terror-Geländewagen mit der Bezeichnung Enok 6.2 angeschafft. Gefährte, die im Fuhrpark der Bundeswehr, der Bundespolizei und neben Bayern bei der Landespolizei Niedersachsen, in Finnland und in Österreich stationiert sind.

Die beiden geländegängigen, schlammgrünen Wagen sind so gepanzert, dass sie Sturmgewehren und Sprengsätzen standhalten. Die Polizei hat sie für eine Vorführung auf dem Areal der Bereitschaftspolizei in Nürnberg aufgestellt. Schwer bewaffnet, behelmt und in oliv-grünen Overalls haben sich SEK-Kräfte an den Fahrzeugen postiert, Fotografen und Fernsehteams reißen sich um die besten Bilder.

Waffenstation auf dem Dach

Bis zu sechs Personen finden Platz in so einem Offensivfahrzeug. Mit ihrem Dachaufbau erinnern die Wagen an schwere Panzer des Heers: Auf einem befindet sich ein mechanischer Waffenturm, von dem aus ein Polizist mit einem Bordgeschütz sein Ziel ins Visier nehmen kann. Der andere Wagen ist auf dem Dach mit einer Waffenstation ausgestattet, die sich von innen aus über ein Display bedienen lässt.

Basis des Enok 6.2 ist der Geländewagen Mercedes-Benz G. Die Firma "ACS Armoured Car Systems" aus dem Landkreis Aichach-Friedberg hatte den Auftrag erhalten, die Anti-Terror-Fahrzeuge mit dem besonderen Aufbau zu versehen. Die mehr als zwei Meter breiten Fahrzeuge können selbst steile Hänge nach oben fahren. Um die Enoks zu entfernter gelegenen Einsatzorten zu schaffen, gibt es die Möglichkeit, sie per Hubschrauber oder Flugzeug zu transportieren.

"Modernste Technik an Bord"

"Hiermit ist der maximale Schutz für die Beamten gegeben", sagt Polizeidirektor Hermann Guth, der für die Einsätze in Mittelfranken verantwortlich ist. "Die Wagen sind geländetauglich, beweglich, sind für Nacheinsätze ausgerüstet und haben modernste Technik an Bord", zählt er auf. Die Enoks hätten außerdem einen kleinen Wendekreis, kämen also in der Stadt auch in enger Bebauung gut voran. Die SEK-Beamten im Wagen können zudem über Außenlautsprecher Kontakt zu Tätern und den von ihnen bedrohten Menschen herstellen. Guth: "Die Technik ist vom Feinsten, Details möchte ich aber nicht weiter ausführen." Warum? Potentielle Gegner sollen über die Medien nicht alle Einsatzmittel erfahren.

"Terror-Aktivitäten nehmen zu"

Je ein solches Offensivfahrzeug wird bei den Spezialeinheiten Südbayern in München und bei den Spezialeinheiten in Nordbayern in Nürnberg stationiert. Für Innenminister Joachim Herrmann sind die Geländewagen "eine wichtige Ergänzung" für die bayerische Polizei. "Ihnen kommt eine immer größere Bedeutung zu.

Das zeigen vor allem die zunehmenden terroristischen Aktivitäten auf traurige Art und Weise." Der Unions-Politiker erinnert an die "schrecklichen und menschenverachtenden Angriffe in Halle am 9. Oktober 2019, in Dresden am 4. Oktober 2020, an die vielen Terrorakte in Frankreich und zuletzt in Wien. Ausschlaggebend für Bayern, sich Enoks zuzulegen, war auch der Anschlag eines rechtsradikalen Täters am 22. Juli 2016 im Münchner Olympia-Einkaufszentrum.